--- Lexa ---
Vollkommen in Gedanken versunken öffnete Lexa die Bar. Wenig später war der Boden rausgewischt und die Theke abgeputzt. Sie richtete gerade die Gläser als Anna eintrat und erschrak. „Betty Gott. Du hast mich erschreckt. Da bist du ja wieder. Wir haben uns Sorgen gemacht. Du bist einfach so gegangen!" Betty blickte auf und lächelte schief. „Sorry. Ein Freund brauchte dringend Hilfe. Kamst du zurecht?" Sie sah wieder auf die Gläser hinab und bereitete weiter alles vor, doch da tauchte Anna vor ihr auf. „Ein Freund? Soso von dem hast du ja noch nie erzählt." Sofort hegte Lexa den Wunsch sich selbst ins Gesicht zu schlagen. Diesen Tratsch würde sie Jahre nicht loswerden. Wieso hatte sie nicht kurz darüber nachgedacht? Doch nun war es schon zu spät und auch wenn sie keine Lust darauf hatte, musste sie das jetzt irgendwie hinbiegen. Was nur sollte sie sagen? Welcher Freund... sollte sie einfach nahe an der Wahrheit bleiben? „Ist auch nicht so wichtig." Damit hievte sie das Fass an Ort und Stelle und wischte noch einmal über die Bar. So konnte sie nicht sehen wie Annas Augen sich verstehend verengten. „Der muss dir wichtig sein. Dieser Freund. Wenn du alles stehn und liegen lässt." Lexa blickte auf doch lies den Blick einfach wieder sinken und machte weiter. „Nicht wirklich." Anna begann zu lachen. „Nicht wirklich? Ich glaube eher er ist der Grund warum du dich hier verkrochen hast. Ich hab da einen besonderen Riecher für." Lexa verdrehte die Augen. „Ich verstecke mich nicht." Wieder lachte Anna. „Niemand der nicht hier aufgewachsen ist, wohnt in diesem Dorf weil er nicht vor irgendetwas weggelaufen ist. Wir alle sind das." Nun stockte Lexa doch. Ihre Hand blieb einfach stehen. Jeder hier ist vor irgendetwas weggelaufen? Versteckte sich hier? Wieder fühlte sich Lexa als hätte man ihr einen Schlag ins Gesicht gegeben. War es wahr? War sie vor der Realität weggelaufen und hatte sich hier versteckt? Dort wo das Leben einfach und ruhig war. Wo der Krieg sie nicht erreichte. Wo die Konflikte ihr fern blieben. Wo sie nicht in Gefahr geriet damit er nicht kommen musste. Sanft legte Anna Betty eine Hand auf den Arm. „Ich geh die Weinflaschen holen." Damit lies sie los und lief hinter ins Lager und für einen Moment war Lexa allein. Allein mit dieser Überlegung. Mit Aines Worten. >Wir sollten es zumindest einmal versuchen!< Rannte sie vor der Möglichkeit weg doch wieder Teil dieser grausamen Welt zu sein? Fürchtete sie sich so sehr davor? Wieder jemanden wie Miranda zu begegnen. Wieder die Leichen zu sehen wie auf dem Hexenhügel. Wieder diese ganzen Kämpfe zwischen den Rassen. Die Kämpfe mit den Jägern. Ihn und sein besorgter Blick, der irgendwann zu Schuld wurde, dann zur Hilflosigkeit und schließlich zur Resignation. Ihre unglaubliche Nähe, die mit jedem Augenblick ferner gerückt war, bis dort ein Loch zwischen ihnen lag als hätte sich ein Meer zwischen sie geschoben und dann, war er fort. Immer öfter. Immer länger. Blieb mehr im Schloss und am Ende... war dort nur noch Jason und er hatte eine neue Lieben gefunden. Die Augen, die einst sie angehimmelt hatten, leuchteten plötzlich für jemand neues auf. „Oh Gott Betty ist alles in Ordnung?" Fragte Anna besorgt und lies die Kiste Wein sofort sinken und eilte zu ihrer Chefin. „Was? Wieso?" Fragte Lexa verwirrt ehe sie selbst realisierte das ihre Wangen feucht waren und Tränentropfen die Bar benetzten. Sie starrte die Tropfen an als wären sie ein für sie undefinierbares Objekt während Anna wieder eine Hand auf ihre legte. „Es tut mir leid. Ich hätte nicht nachhaken sollen.." Doch Lexa hörte sie nicht. Sie starrte die Tränen an und fragte sich woher sie kamen. Sie hatte nie geweint. Nicht ein einziges mal in all der Zeit. Nur einmal vor ein paar Monaten auf dem Hügel, doch da hatten sie Bilder eingeholt, die sie weit weggedrückt hatte. Was war es diesmal? Wieso weinte sie? Es war doch ok so. Er hatte eine neue Familie. Sie hatte ihn seiner Aufgaben entbunden. Ihn freigegeben. Es war ok so. Also warum flossen da Tränen über ihre Wangen. „Betty... wenn du etwas Ruhe willst. Ich kann mich heute noch einmal um die Bar kümmern." Mit einem mal wischte Betty sich die Tränen fort und die Tropfen von der Theke. „Schon ok. Vergiss es einfach." In Annas Augen war noch immer Sorge, doch sie nickte und ging wieder zu dem Wein. Sie schien zu verstehen das Betty nicht vor hatte zu gehen. Das sie diese Beschäftigung jetzt brauchte. Wenig später wurde die Bar so voll wie an allen anderen Tagen. Viele fragten Betty wo sie gewesen war, doch nach Anna erzählte sie nichts mehr darüber. Nur das sie etwas erledigen musste, dann stellte sie die Bestellungen hin und machte weiter. Sie war schweigsamer als sonst. Jeder in der Bar schien zu verstehen das hier etwas vor sich ging. Doch niemand fragte. Stumm ließen sie ihre Bardame ihren Gedanken, die sich immer und immer wieder fragte, ob sie wirklich nur weggerannt war und ob es vielleicht doch Zeit wurde, das zu ändern.
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Slomanyye I - The Last Witch
FantasyDas hier ist Teil 1 der Slomanyye Saga 😊 Ich freue mich über jeden Leser, genauso wie über Anregung und Feedback. Wer soweit ist, findet hier Teil 2 der Saga ^^ https://www.wattpad.com/story/296997203-slomanyye-once-forgotten Einst hatte es sie geg...