Kapitel 19.1

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--- Aine ---

Aine sah fürchterlich angespannt aus doch sie nickte. „Das klingt eigentlich nicht sehr schlimm..." Stellte sie vorsichtig fest während Lexa losging um den Raum vorzubereiten. „Und woher weiß ich, wann ich aufhören soll zu singen? Und ist es nicht gefährlich wenn die Macht über dich fließt?" Lexa blickte nicht einmal auf während sie mit Kreide etwas malte das verdammt kompliziert aussah. Es war nicht einfach nur ein Kreis es waren mehrere mit irgendwelchen Hexenzeichen dazwischen. „Während du singst wirst du fühlen wie Macht aus dir heraus fließt. Ist der Bann geschlossen wird es aufhören das die Macht aus dir fließt. Es fühlt sich mehr an als würde die Macht aus dir fließen und in dich hinein wie in einem Kreislauf. Das ist der Moment wo du aufhören kannst zu singen." „Und die Gefahr für dich?" Lexa hob den Kopf und lächelte Aine zu. „Solange unsere Hände sich immer festhalten, fließt sie durch mich einfach hindurch. Wenn wir die Hände erst loslassen wenn du aufhörst zu singen und die Macht stoppt zu fließen, ist alles gut. Gefährlich ist es für mich nur, wenn Macht in mir übrig bleibt. Deswegen wird Morgana uns überwachen. Sobald etwas schief geht, gibt sie Bescheid. Du hörst dann direkt auf zu singen." „Und wenn ich dann die Kontrolle verliere und wir uns nicht loslassen können?" „Dann halten wir uns fest bis Jason dich Ko haut. Das funktioniert genauso wie warten bis du aufhörst zu singen." Aine hüpfte nervös hin und her. Sie sah zu Jason und dann zu Morgana. All das Risiko für ein paar Bücher. Doch Lexa schienen sie wichtig zu sein und sie sagte es könne Jahre kosten sie zu verlieren. Sie waren wichtig für ihre Ausbildung zur Hexe. War es das Risiko wert? Dort war eine gewaltige Sorge in ihr, doch dort war auch noch Neugier. Wie würde es sich anfühlen ihren ersten richtigen Zauberspruch zu sprechen? Gut sie hatte Morgana gerufen. Doch das hier klang größer und wichtiger. Sie hatte gehofft sich den Spruch merken zu können. Doch ihr wurde klar das sie sich die ganzen Zeichen auf dem Boden nicht merken konnte. Sie fragte sich wie Lexa das so spielend hinbekam und das obwohl sie es Jahre nicht mehr angewendet hatte. Schweigend beobachtete sie wie Lexa endlich die Kreide vom Boden hob und sich aufrichtete. „Joar sieht ja ganz ok aus eigentlich." Aine blickte herum. Eigentlich? Morgana verdrehte die Augen. „Es wird funktionieren, aber du musst dringend wieder üben." Lexa blickte zu ihrer alten Meisterin zurück und verdrehte ebenfalls die Augen. „Ich möchte dich mal sehen." Morgana verschränkte die Hände vor der Brust und seufzte. „Du hast ja recht. Ich bin froh, das du es überhaupt noch weißt." Lexa zündete gerade die Kerzen an. „Ich hatte eine gute Lehrerin." Sie schenkten sich ein Lächeln ehe Aine sich räusperte. „Sind das besondere Kerzen?" Lexa sah zu Aine herüber und lächelte amüsiert. „Nein. Ganz normale Kerzen und ganz normale Kreide. Kriegst du in jedem Supermarkt." Sofort zeigte sich Enttäuschung auf Aines Gesicht. „Ich hatte irgendwie.. Gedacht es braucht mehr." Zufrieden zündete Lexa die letzte Kerze unter den blicken ihrer 3 Begleiter an und richtete sich wieder auf. „Zum Beispiel die Kreide aus dem Stein eines Monolithen? Sagen wir es so. Einfache Kreide, einfache Magie. Schwacher Bannkreis. Viel Magie einfache Kreide. Stärkerer Bannkreis. Viel Magie magische Kerze magische Kreide. Richtig richtig starker Bannkreis. Allerdings wie gesagt. Der Bannkreis soll nur gegen Feuer und andere Unglücke schützen. Mehr müssen wir hier nicht befürchten."

Lexa deutete Aine an sich mit ihr in die Mitte zu setzten, während Jason sich hinter Aine auf eine Fläche stellte die nicht bemalt aber innerhalb des Kreises war. Morgana stellte sich direkt hinter Aine und legte ihre durchsichtigen Hände auf Aines Schulter, während Lexa und Aine ihre Hände aufeinanderlegten. „Was heißt magische Kerze und magische Kreide?" „Dazu kommen wir noch. Hab Geduld ja? Das alles zu erklären würde jetzt zu lange dauern. Bist du bereit?" Aine verzog etwas den Mund. Sie wollte mehr wissen, doch sie nickte schließlich. Nun pochte ihr Herz verräterisch schnell und laut. Konnte Jason es hören? Ihr erster mächtiger Zauber. Lexa sagte sie würde die Magie fließen fühlen. So wie in den Übungen. „Ok schließ am besten einfach die Augen. Dann lenkt dich nichts von dem Ritus ab und hab keine Angst wenn die Magie kommt. Lass sie fließen. Langsam aber stetig. Schön ruhig atmen und fließen lassen. So wie wir es geübt haben." Aine nickte und sie rutschte ein letztes mal hin und her bis sie eine „gemütliche" Position gefunden hatte in der sie glaubte länger sitzen zu können. Dann schloss sie die Augen und sie konnte nicht sehen das Lexa es genauso tat. Mit einem mal setzte Lexas Stimme ein. Dort war sie wieder. Lexas Singstimme, die Aine erst ein einziges mal hören durfte. Eine Stimme, die sie an ihre Mutter erinnerte und an den Moment als sie die erste mal die Schönheit der Magie gefühlt hatte. Eine Stimme, die ihr Sicherheit schenkte. Für einige Wiederholungen lauschte Aine einfach nur den angenehmen Klängen. Dann konzentrierte sie sich auf die Worte. Sie hatte Angst einzusteigen. Angst, die falschen Worte zu sprechen. „Hab keine Angst." Hauchte Morgana leise und das gab Aine den entscheidenden Schubser. Vorsichtig und langsam stieg sie in den Gesang mit ein. Erst jetzt wurde ihr klar wie langsam Lexa gesprochen hatte. Mit jedem Wort das sie mitsang spürte sie wie ihre Macht erwachte. Im Takt des Ritus pulsierte als würde ihre Macht zu dem Lied tanzen. Es war ein ruhiger langsamer Takt und als die Strophe sich das erste mal wiederholte begann die Macht nicht länger zu pulsieren. Sie begann aus ihr zu strömen und Lexas Worte kamen in Aines Erinnerung zurück. Einfach atmen und es langsam und stetig zulassen wie in den Übungen. Also sang sie weiter. Sie fühlte nur wie die Macht floss und sie hätte gerne gesehen was um sie herum passierte. Wie lange würde es dauern? Wie lange würden sie singen? Sie hatte schon wieder so viele Fragen die unbeantwortet blieben. Sie hätte das fragen sollen. Doch sie zwang sich ruhig zu bleiben und konzentriert die Worte zu singen. Immer und immer wieder. Mit der Zeit realisierte sie das Lexa schneller wurde und sie passte sich automatisch an. Sie hob das Tempo langsam aber stetig und mit dieser Geschwindigkeit floss die Magie schneller. Dann drosselte Lexa ein wenig das Tempo und die Magie floss langsamer aus ihr heraus. Irgendwann veränderte sie die Geschwindigkeit nicht mehr. Das Gefühl war berauschend. Auch ohne hinzusehen konnte sie fühlen wie der Raum sich mit ihrer Macht füllte. Wie die Macht durch die Zeichnungen am Boden floss. Sich aufbaute. Es war als konnte sie die Macht sehen ohne hinzusehen. Dann plötzlich hörte es auf aus ihr herauszufließen. Es war wie Lexa gesagt hatte. Es fühlte sich an als wäre ein Kreis geschlossen worden. Für eine Weile sangen sie einfach weiter und ließen die Magie fließen. Es war fast meditativ. Wie das Atmen. Luft rein. Luft raus. Magie rein, Magie raus. Aine realisierte das Lexa wieder langsamer wurde. Immer leise bis ihr Gesang erstarb und auch Aine hörte auf zu singen. Sie hatten die Strophe noch zu Ende gesunden und Aine vermutete das das wichtig gewesen war. Das musste sie alles fragen wenn die Zeit dazu war. Kurz hielten sie inne und hielten die Hände weiter fest. „Du kannst die Augen öffnen. Du hast aufgehört die Magie zu wirken." Hörte Aine Lexas Stimme und so öffnete sie langsam ihre Augen. Um sie herum flimmerte ein blaues Licht und das obwohl sie definitiv keine Macht mehr ausstrahlte. Gut die Kuppel sah löchrig aus und flimmerte etwas aber trotzdem „Wow. Und das war ich?" Lexa hob den Blick, doch Aine konnte nicht wissen das Lexa es nicht sehen konnte. Ohne Magie konnte man es nicht sehen. Morgana lächelte als Einzige. „Ja das warst du. Der Bannkreis sieht schön aus nicht?" „Ich dachte nicht das er blau ist." Lexa lächelte wenn auch etwas neidisch ehe sie zu Jason blickte. „Kannst dich entspannen. Jetzt kann nichts mehr passieren." Jason runzelte die Stirn nickte dann aber und sofort wirkte er bedeutend weniger angespannt.

Aine sah hin und her und bewunderte ihr Werk mit Staunen. Sie wusste sie hätte es alleine nie hinbekommen, doch sie war trotzdem Stolz einen beachtlichen Teil beigesteuert zu haben. „Es wird Zeit meine Lieben. Ich wünschte ich hätte mehr Zeit. Aber ich muss gehen." Noch von ihrem Stolz erfüllt sah Aine erschrocken auf. „Was aber Morgana! Bleib doch noch." „Wenn ich könnte würde ich das. Aber Aine. Sei stolz. Du hast das wunderbar gemacht. Du auch Alexis." Damit löste sich die Gestalt einfach auf und verschwand. Stille legte sich über den Raum. Stumm starrte Lexa an die Stelle an der Morgana gewesen war. Dann aber wandte sie sich um. „Ok jetzt essen wir und dann fahren wir los." Auch Aine starrte noch an die Stelle aber dann blickte sie auf. „Können wir nicht unterwegs essen!" Dann aber stockte sie. „Wohin fahren wir überhaupt?" Alleine bei der Frage wurde Lexas Blick düster. Es konnte so viele Gründe haben und kurz huschten Aines Augen zu Jason. Ob er es wusste? Wenigstens sah er aus als würde ihn etwas belasten. Doch er sprach es nicht an und so blieb auch Aine stumm und sah zu Lexa zurück. Lexa schluckte und schien sich zu sammeln. „Wir gehen an den Ort, wo der Rat gelebt hat und wo das Massaker stattfand. Los jetzt." Damit wandte sie sich um und lief los. Ihre Stimme war finster und rau geworden. Ihr Blick eisig. Aine kam sich vor als hätte sie die falsche Frage gestellt. Es war Jason, der ihr eine Hand auf die Schulter legte. „Es ist nicht wegen dir." Aine sah auf doch die Worte waren wenig tröstlich. „Muss es unbedingt dort sein?" Lexa stockte noch einmal. Sie wandte sich Aine nicht wieder zu. Aine konnte nur Lexas Rücken betrachten. „Du konntest Morgana rufen weil sie hier ist. Doch wenn wir den alten Hexenrat rufen müssen. Dann haben wir keine Wahl. Sie können nur dort gerufen werden. Sie sind mit dem Totenreich verbunden." Damit lief sie weiter und lies Aine allein zurück und Aine lies sie gehen auch wenn sie nicht wusste was los war. Sie wusste das Lexa nun etwas Zeit für sich brauchte.

Slomanyye I - The Last WitchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt