Kapitel 22.1

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--- Lexa ---

Langsam driftete Lexa von einem traumlosen Schlaf in die Realität zurück. Für eine Weile starrte sie an die Decke ohne zu wissen das sie aufgewacht war, doch dort war eine Frage in ihr. Wieso war es dort weiß. Warum war sie hier und wie war sie hierhergekommen? Es wollte ihr einfach nicht einfallen. Langsam richtete sie sich auf als ihr klar wurde das sie lag und sie stellte nur fest das sie in einem Raum war, den sie nicht kannte. In einer Ecke lief ein alter Röhrenfernseher und davor stand ein Fernsehsessel auf dem eine junge Frau eingeschlafen war. Aine. Lexa erkannte sie. Das war ihre Schülerin. Warum waren sie in diesem Raum? Plötzlich öffnete sich die Tür im Hintergrund und Jason betrat den Raum. Er legte die Schlüssel auf eine Kommode neben der Tür ehe er aufblickte und die Einkäufe fallen lies. „LEXA!" Rief er fassungslos aus und ehe Lexa blinzelte stand er vor ihrem Bett. Der Lärm schien nun auch Aine aus ihrem Schlaf erwachen zu lassen. „Was? Wo? Wie?" Sie blickte verwirrt hin und her als versuchte auch sie die Situation zu begreifen ehe ihre Augen aufrissen und sie vom Sessel aufsprang. Sie stolperte fast über Schuhe, die im Raum lagen ehe auch sie an Jason Seite trat. Diese blickte zu den Beiden herauf. Ihr war definitiv etwas Entscheidendes entgangen, doch noch war ihr nicht klar was. Sie wusste nur das sie Hunger hatte und Durst. Und ihr Kopf dröhnte fürchterlich. Das half nicht gerade um endlich klare Gedanken zu fassen. „Wie fühlst du dich?" Fragte Jason sofort und Aine nahm Lexas Hand in ihre. „Wie fühlst du dich? Wir haben uns Sorgen gemacht!" Dort lagen so viele Gefühle in den Augen der jungen Hexe. War sie zu Tränen gerührt? Erleichtert das ihre Meisterin endlich erwacht war? Lexa blinzelte. Sie sah hin und her ehe sie sich noch etwas mehr aufrichtete bis sie im Bett endlich saß. „Ich fühle mich wie überfahren. Was ist passiert?" Ihr Blick streifte noch einmal durch den Raum. „Und wo sind wir?" Aine und Jason tauschten einen Blick ehe sie wieder zu der Älteren blickten. „Erinnerst du dich nicht?" Lexa hob ihre Hand um ihren Nacken zu massieren und bewegte den Kopf hin und her in der Hoffnung es würde ihre Kopfschmerzen lindern. „Nicht wirklich." Wieder tauschten die Beiden einen Blick und Lexa bekam das Gefühl das die Beiden nun etwas verband. Ihr Nacken knackte verräterisch. Wie lange hatte sie eigentlich gelegen und warum war sie so ausgehungert? „Was ist das Letzte an das du dich erinnerst?" Fragte Jason nun als wolle er sichergehen wann sie ihr Gedächtnis verloren hatte. Sie sah auf und runzelte ihre Stirn als sie versuchte sich daran zu erinnern was zuletzt passiert war. Sie erinnerte sich an eine Wodka Flasche. Genau sie hatte getrunken und dann? War sie in einem Wald gewesen? Langsam sickerten die Erinnerungen zu ihr zurück. Ihr Mund öffnete sich sprachlos während ihre Augen ins Leere stierten. „Das ist unmöglich." Entfuhr es ihr endlich und sie hob die Hand. Gott wie oft hatte sie diesen Traum gehabt nur um aufzuwachen und die bittere Realität zu schmecken. Doch.. bildete sie sich das ein? Ihre Hand zitterte als sie diese hob und vor sich hin hielt. Wie aus Geisterhand tauchte eine Flamme darin auf. Züngelte wie ein kleines Tier herum. Wurde größer dann wieder kleiner. Das Zittern wurde stärker. Wieder hielt Lexa die Luft an weil sie vor Unglauben vergaß zu atmen. Dann erlosch die Flamme während Lexa noch immer mit riesigen Augen auf die Stelle starrte wo gerade ein Feuer gewesen war.

Sie hatte den Moment noch lange nicht verstanden als jemand sie überschwänglich in die Arme nahm und sie erkannte Aines Parfüm wieder. „Oh Lexa es hat geklappt. Es hat wirklich geklappt! Und endlich bist du wach. Du hast fast eine Woche geschlafen. Dornröschen!" Aine strahlte bis über beide Ohren und auch Jason stand da und grinste breit während er sich über den Nacken rieb. Immer mehr Erinnerungen kehrten zu Lexa zurück. Ihre Begegnung mit Morgana. Der Hexenhügel. Der Anblick ihrer versammelten Familie. Der Hexenrat. Der Spruch und die Lichter. Das Gefühl von Feuer in ihr und das Gefühl als sie fühlte wie die Bahnen sich festigten. Der Gefäß neue Form annahm. „Sagt mir das das kein Traum ist..." War das Erste das sie schaffte zu sagen. Aine lachte noch immer glücklich. „Nein Lexa es ist wirklich kein Traum. Wir haben es geschafft. Du hast deine Kräfte zurück!" Überfordert hob Lexa den Blick und betrachtete Aine. Plötzlich war dort dieses Licht das um sie herum schwappte. Eine rohe, ungeformte Magie, die noch völlig chaotisch um sie floss. Doch sie war da und sie war stark. Für einen Moment schloss Lexa die Augen und als sie diese wieder öffnete leuchteten diese hell. Magie formte sich um sie herum und breitete sich aus. Lichter erstrahlten. Lichter wie auf dem Plateau des Hexenhügels, doch diesmal war es nur ein kleiner Kreis um Lexa. Aine hob die Augen und sah herum, als vermutete sie gleich irgendwo Morgana und die anderen Hexen zu sehen. Sogar Jason hob den Blick. Er musste instinktiv Lexas Macht fühlen, auch wenn er sie nicht sehen konnte. Langsam zog sich die Lichtkugel wieder in Lexa zurück. Ihre Augen nahmen ihre normale Farbe an und auf einen Schlag war Lexas Macht vollständig verschwunden, so als hätte es sie nie gegeben. „Es ist wirklich wahr. Sie ist zurück und sie hat sich nicht verändert. Sie ist genau wie früher."

Aine strahlte wie ein Honigkuchenpferd während Jason seine Tüte wieder hochhob. Er zog Wasser und eine Schachtel mit Manty hervor und legte sie vor Lexa auf ihre Decke. „Jetzt iss und trink erst mal. Deine Macht wird nicht so schnell verschwinden, aber du wenn du nicht wieder zu Kräften kommst." Lexa sah zu dem Essen herunter und dann hoch in sein Gesicht. „Danke." Dann blickte sie zu Aine herüber und sah auch sie glücklich an. „Auch dir danke. Aine, ohne dich wäre das niemals möglich gewesen." Sofort konnte Lexa sehen wie Aines Wangen sich wieder rot färbten. „Ich habe fast nichts gemacht." „Aber das war entscheidend." Endlich griff Lexa nach einem Manty und begann zu essen und kaum das sie angefangen hatte wurde ihr klar wie hungrig sie war. „Das heißt meine Lehre kann jetzt erst richtig losgehen?" Glücklich schluckte Lexa einen Bissen herunter. Wann war sie das letzte mal so glücklich gewesen? Sie erinnerte sich an das Gefühl als sie im Wald kehrt machte und losrannte. Sie dachte an das Gefühl als sie realisierte das sie Ivan wirklich mit ihren eigenen beiden Händen gerettet hatte. Ihr Leben veränderte sich. Rasend schnell nachdem es so lange wie eingefroren gewesen war. „Darauf kannst du Gift nehmen. Jetzt gibt es kein Erbarmen mehr." Ihre Augen blickten ernst zu Aine herauf. „Dir könnte es wirklich noch leid tun, denn die Ausbildung einer Hexe ist kein Zucker schlecken." Doch Aine strahlte bis über beide Ohren. Sie hatte ihre Meisterin noch nie so gesehen und auch wenn Lexa nicht mehr dieses Licht ausstrahlte so wusste Aine das es noch immer da war. Das war auch etwas, das Lexa ihr unbedingt beibringen musste. Es gab so vieles das Aine lernen wollte. Mit jedem neuen Spruch könnte sie endlich etwas Nützliches tun und würde fähig sein die zu schützen die ihr wichtig waren. Sie wollte nie wieder erfahren das sie eher eine Gefahr war als eine Hilfe wenn ihr Onkel dabei war zu sterben. Wollte nie wieder nutzlos herum stehen, während ihre Familie vor ihr starb.

--- Jason ---

Auch Jason war glücklich. Endlich verstand er warum Lexa sich für diesen Weg entschieden hatte. Das Strahlen das nun auf ihrem Gesicht lag war mit nichts zu vergleichen das er je an ihr gesehen hatte. Das war nicht wie Bettys zärtlicher zerbrechlicher Frieden. Das hier war pure Freude. Zu gerne wäre er der Grund für dieses Strahlen, doch das konnte noch werden und fürs erste reichte es ihm zu sehen, das sie endlich einmal nicht mehr litt. Und zu wissen das er ein Teil davon war. Er und nicht sein Meister. Er war bei ihr gewesen als sie ihre Macht wieder fand und er würde auch weiter an ihrer Seite bleiben. Jetzt da er sie so sah wusste er, das er sie nicht wegen seiner Ängste im Stich lassen wollte. Er wollte mehr von diesem Strahlen sehen. Er wollte sehen wie sie wieder auflebte. Er wusste das er noch lange nicht die Ausstrahlung hatte wie Ivan. Diese Macht die ihrer ebenbürtig war, doch er würde trainieren bis er sie hatte. Er wollte sie nicht nur einfach aus dem Schatten beobachten, er wollte tatsächlich an ihrer Seite sein.

Slomanyye I - The Last WitchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt