Kapitel 3.1

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„Was... soll ich jetzt tun Onkel Ivan?" Brachte sie mühsam nach einer Ewigkeit hervor. Ihre Tränen waren längst verschwunden und sie fühlte sich leer und ausgebrannt. Noch vor wenigen Tagen war dort ein fester Weg mit einem Ziel vor ihr gewesen. Jetzt war dort nur noch eine klaffende Leere. Ihr Onkel drückte sie noch etwas fester an sich und es war diese Geste, die ihr in diesem Moment genug Kraft gab, die Leere zu ertragen. „Du musst das Hexen lernen." Wieder rissen ihre Augen auf und sie löste sich aus der Umarmung um ihren Onkel anzustarren. Das hatte ihre Mutter schon zu ihr gesagt! Sie hatte ihr gesagt, wenn die Kerze brennt, war Aine zu stark um ein normales Leben zu führen.

>... Das wäre schwarze Magie...< Das waren die Worte ihres Onkels gewesen! Die Worte, die durch das Wort Tote fast sinnlos gewirkt hatten. Doch jetzt machten sie einen Sinn. Es war nicht unmöglich. Es wäre nur schwarze Magie. Konnte ein schwarzer Zauber so schlimm sein? Eine kleine Sache und sie hätte ihre Mutter zurück. Vielleicht auch ihre Freunde.. Aine wusste nicht wie viele von ihnen unter den Toten und Verletzten waren. Sie wollte es nicht wissen. Konnte es nicht ertragen. Wenn sie zaubern konnte, dann könnte sie auch das ändern. Nicht wahr?

„Wie.. Wie lerne ich Hexen? Mam hat gesagt du wüsstest es. Du wüsstest mehr darüber, aber du bist kein Zauberer... Du bist.." Ein schwaches Lächeln tauchte auf seinem Gesicht auf. „Ich bin ein Vampir." Nach allem was Aine erlebt hatte, war es nicht mehr überraschend. Es war ihr längst klar gewesen. Es warf nur so viele Fragen auf. „Aber wir haben zusammen Tee getrunken! Kuchen gegessen!" „Ich brauche Essen und Trinken nicht um zu überleben, aber es tötet mich auch nicht." Unter normalen Umständen hätte sie mehr darüber erfahren wollen. Über ihn, über die Jäger. Sie hätte tausende von Fragen gestellt. Doch jetzt zählte nur noch eine Sache. Sie musste es lernen. Das Hexen und diesen einen schwarzen Zauber.

„Kannst du mich Magie lehren?" Fragte sie die eine wichtige Frage, doch sofort schüttelte Ivan seine roten Haare verneinend. „Ich kann es dir nicht beibringen. Es gibt nur eine die es kann. Es wird nicht leicht, aber ich bin sicher, wenn sie dich sieht, wird sie dich lehren." Egal was Aine tun musste. Sie wusste sie wollte nicht losziehen und Jäger jagen um ihren Hass zu besänftigen. Ihre Mutter zurückzuholen, das war wichtiger. Viel wichtiger. „Wer ist sie? Wo finden wir sie?" Zu ihrer Überraschung hob Ivan die Hand und fuhr sich durch die Haare. Blickte fort. Raus aus dem dreckigen Fenster durch das nur vereinzelte Sonnenstrahlen ins Zimmer fielen. „Sie ist die mächtigste Hexe, die ich kenne. Vielleicht sogar die je gelebt hat."

Die mächtigste Hexe, die je gelebt hat? Waren das nicht die Worte ihrer Mutter gewesen? War das die selbe Hexe oder war es reiner Zufall? „Aber ich dachte die Hexen sind verschwunden?" Ivans Augen sahen verblüfft zu ihr ehe sein Blick traurig wurde. „Hat Ruby es dir erzählt?" Es war seltsam, doch die Vorstellung das dieser eine schwarze Zauber Aines Mutter zurückholen konnte, gab Aine Kraft. Gab ihr ein Ziel. Vertrieb die lähmende Leere. Füllte die Kluft, die vor ihr lag. Holte ihr wissbegieriges Wesen zurück.

„Sie sagte nur die Hexen seien verschwunden. Wohin sind sie verschwunden? Wer ist diese eine mächtige Hexe?" Statt ihr zu Antworten blickte er zum Tisch und dort stand sie. Die Nudelbox. „Iss und ich erzähl dir davon." Er wirkte erleichtert als sie sich in Bewegung setzte und bei der Nudelbox platz nahm. Noch immer verspürte sie keinen Hunger, doch sie wollte es wissen. Alles wissen, das ihr half ihre Mutter zurückzuholen. Gleichgültig griff sie nach den Essstäbchen und begann ein paar Nudeln in ihren Mund zu stopfen. Sie waren längst kalt geworden, doch sie biss tapfer darauf herum ehe Aine sie runter schluckte. Erst nach ein paar Happen begann Ivan dankbar zu Lächeln.

„Die Hexen sind nicht einfach verschwunden. Auch sind sie nicht gegangen. Sie sind den Jägern zum Opfer gefallen." Aine stockte. Bilder kämpften sich in ihr Bewusstsein die sie mit aller Gewalt und einer weiteren viel zu großen Ladung Nudeln zu stopfen versuchte. Innerlich sagte sie sich immer wieder. Es gibt einen Weg. Ich habe ein Ziel. Sie sagte sich es so lange, bis die Bilder langsam verschwanden und die aufquellenden Gefühle versiegten. Ivan schien sie zu beobachten und Aine wurde sofort klar, es war sicher wichtig das sie sich den Gefühlen ihres Verlustes stellte. Doch sie wollte nichts mehr darüber hören. Sie würde es nicht ertragen. Noch nicht..

Slomanyye I - The Last WitchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt