Kapitel 5.2

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--- Lexa ---

„Nein Ivan. Falsche Richtung!" Rief Lexa. Es kostete sie alles bei der Geschwindigkeit nicht nur wie ein lebloser Sack hin und her zu wackeln. Es war tatsächlich lange her, das sie den Highspeed eines Vampiren zu spüren bekam. „Man kann den Stein retten!" Lexa erinnerte sich nur zu gut an die elend langweiligen Unterrichtsstunden bei Morganas Nichte Tracey. Die Gute hatte den Bewegungsapparat einer Puppe gehabt, doch sie hatte sich auf Pflanzen verstanden. Lexa war nie warm mit der verrückten Kräuterhexe geworden. Aber genau in diesem Augenblick wünschte sie sich Tracey würde noch leben. Es überraschte Lexa selber wie gestochen scharf ihre Erinnerung an diesen langweiligen Tag war, obwohl sie jetzt eigentlich andere Sorgen hätte haben müssen.

~~~ Vergangenheit ~~~

Lexa du musst schon aufpassen." Ihr junges Ich verdrehte die Augen. Sie saß mit verschränkten Armen am Tisch und starrte Tracey entnervt an. „Tracey mach dich nicht so wichtig. Was soll mir dieses ganze Kräuterzeug helfen? Bevor ich den Trank gebraut hab, hab ich tausende Zaubersprüche gesprochen." Im Gegensatz zu Lexa verfügte Tracey nur über eine schwache Begabung. Diese rümpfte beleidigt die Nase. „Es wird eine Zeit kommen, da wirst du mir dankbar sein, das ich mich dazu bereit erklärt habe, eine so hochnäsige dumme Schnepfe wie dich zu unterrichten. Morgana legt wert darauf das du alle Bereiche der Magie lernst. Den Rang einer Hexe muss man sich verdienen!" Lexa verdrehte die Augen und sank tiefer in den Stuhl. „Jajaja. Bringen wir es hinter uns ja? Einigen wir uns darauf, das ich das Zeug auswendig lerne und die Prüfung bestehe und das so schnell wie möglich. Dann sind wir uns gegenseitig wieder los." Tracey zog die Augenbrauen hoch. Sie war überzeugt von ihrem Themengebiet und Lexas Ignoranz beleidigte sie. Trotzdem drehte sie sich im stummen Einverständnis zu ihrer Tafel um. Auch sie wollte Lexa so schnell es ging loswerden. „Fangen wir mit etwas wichtigem an. Der Obsidian. Jede Hexe bekommt ihren ganz persönlichen Obsidian am Tage ihrer Aufnahme in die offiziellen Hexenkreise. Er ist nicht nur Symbol unserer Reife-" Tracey warf Lexa einen vernichtenden Blick zu. „und Beweis das der Hexenrat uns als würdig erwiesen hat, sondern auch ein Katalysator unserer Macht, der uns bei der Verwirklichung schwieriger Zauber hilft. Unsere Macht bündelt und so verstärkt. Diesen Stein wirst du bei der Aufnahme in die Hexenwelt in einer Walpurgisnacht vom Rat erhalten." Lexas Augen weiteten sich. Die Walpurgisnacht. Eine Nacht im Jahr, die nur den mächtigsten Vorbehalten war und es hieß das die Macht sich dort anfühlte als würde man ein Zuhause betreten. Für viele Hexen war ihre Aufnahme das erste und einzige mal, das sie diesen Ort jemals betreten würden. Fasziniert starrte Lexa auf den Obsidian, der an Traceys Kette hing, während der Blick der Älteren sich veränderte. „Aber Vorsicht. Wermut ist in der Lage ihn zu zerstören. Um ihn dann zu retten, braucht es Magie. Reine Magie. Diese Magie wirst du nur auf dem Hexenhügel finden und es wird nicht jedem gewährt den Stein zu retten."

~~~ Gegenwart ~~~

Der Hexenhügel mit seiner reinen Magie. Lexa war das letzte mal nach dem verhängnisvollen Ereignis dort gewesen, doch der Obsidian war ihre letzte Erinnerung an alles was sie verloren hatte. Er war ihre Erinnerung an ihren Zirkel und den Hexenkult. Das Zeichen das sie ein vollwertiges Mitglied gewesen war. Erinnerte sie an all die Lehrstunden. Daran das diese vergangene Zeit nicht nur ihr Hirngespinst war und jetzt war der Obsidian die einzige Möglichkeit für sie geworden um Magie zu finden. Um Aines Fährte zu suchen und aufzulösen. Sie musste den Obsidian retten. „Ich muss zum Hexenhügel!" Flüsterte sie wie sie lange nicht geflüstert hatte und in einer Sprache, die sie lange nicht gesprochen hatte. Sie wusste das so nur Ivan sie verstehen würde. Ein normaler Mensch hätte nicht mal gehört das Lexa überhaupt gesprochen hatte.

--- Ivan ---

Der Hexenhügel... Ivan fluchte. Alles in ihm sträubte sich an diesen Ort zu gehen. Das letzte Mal als er dort war, war dieser Ort ein tragischer Ort. Er sagte nichts und lief einfach weiter. Er dachte nach. Ohnehin konnte er jetzt nicht direkt zurück. Er machte einen riesigen Umweg durch das Gestrüpp und hielt erst als er sicher war, dass sie genug Abstand hatten. Er hielt an einem verlassenen Haus und verschaffte sich unerlaubten Zutritt. Er konnte riechen das niemand zu Hause war. So trat er einfach ein und durchsuchte die Schränke. Er öffnete den Hahn und ließ das Wasser eine Weile laufen bis er ein Glas drunter hielt und Lexa das Wasser reichte. „Hier Trink..." Er hatte das Essen in den Schränken gesehen. Hätte es ihr einfach reichen können. Doch er wollte die Waffenruhe nicht gefährden. „Dort ist jede Menge essen drin. Ich denke sie sind verreist. Stärke dich bevor wir weiter gehen. Du kannst dich auch waschen, wenn du willst." Dann lief er ans Fenster. Selbst er war müde geworden und blickte nun über die Straßen. Schweigen legte sich über ein Paar, das sich vor vielen Jahren einmal den Blutschwur geschworen hatte. Ein Band, das niemals brechen würde, egal wie sie beide zueinander standen.

--- Lexa ---

Lexa war drauf und dran nach dem Essen zu sehen und Ivan kommentarlos am Fenster zurück zu lassen. Doch diesmal hielt sie. Sie sammelte etwas in sich ehe sie doch kehrt machte und einen Schritt näher zu Ivan trat. Wie lange war es her, das sie überhaupt so lange am selben Ort waren, ohne sich Beleidigungen an den Kopf zu werfen? „Hör auf dich verantwortlich zu fühlen." Diesen Satz löste Ivan vom Fenster. Er wandte sich um und sah sie verwirrt an. „Hör auf dich verantwortlich zu fühlen." Wiederholte sie noch einmal fester, unsicher ob ihr erster Versuch ihn erreicht hatte. „Ich ertrage das nicht. Du kommst nicht, weil du kommen willst, sondern weil du glaubst kommen zu müssen. Wegen dem Schwur." Stellte Lexa fest und es war das Ehrlichste das sie seit langem sagte. Er öffnete den Mund, doch Lexa hob die Hand und schüttelte den Kopf. In ihrem Kopf war so viel das sie sagen wollt. Ihre Augen trafen sich, doch Lexa verwarf jeden einzelnen dieser Sätze wieder. Es war als blieben ihr all diese Sätze im Halse stecken. Als könnte sie sagen was auch immer sie wollte, sie würde niemals die richtigen Worte finden um ihn je wieder zu erreichen. „Ich bitte dich mich zum Hexenhügel zu bringen, das ist es was ich wirklich brauche." Sie wollte endlich wieder etwas tun. Sie hatte sich nicht nur versteckt um im Selbstmitleid zu baden sondern auch um Ivan nicht im Wege zu stehen. Ihre Sicherheit war ihm so wichtig gewesen früher. Doch Lexa konnte mit dieser Sicherheit nichts mehr anfangen. Es gab nichts das in Sicherheit war. Sie wusste das selber. Lexa war nicht mehr die, die sie einmal gewesen war. Sie wollte sagen das es Zeit wurde ihn vom Schwur zu erlösen. Das er die Freiheit verdient hatte. So viel lag dort das sie ihm sagen wollte und das Gefühl hatte nicht sagen zu können. Sie fühlte wie Gefühle in ihr aufstiegen, die sie lange unterdrückt hatte und so wandte sie sich ab. „Bitte... nur der Hügel." Dann ging sie los und suchte das Essen in den Schränken. In den Augenwinkeln konnte sie sehen wie er den Mund öffnete. Er wollte widersprechen, doch er schien selbst zu merken, das es nicht sehr ehrlich klingen würde. Es war also wirklich sein Pflichtgefühl und seine Schuld, die ihn das alles tun ließ. Die ihm erlaubte irrational zu denken und auf ihre Bitte einzugehen. Sie konnte sehen wie er die Faust ballte, ehe er sich stumm abwandte und wieder aus dem Fenster sah. Dachte er über ihre Worte nach? Sie hinterfragte es nicht. Stattdessen zog sie Kekse aus dem Schrank und lief schweigend zum Bad. Sie hatte gerade die Tür hinter sich geschlossen als sein Handy klingelte. Sie hörte, wie er das Handy hervorzog und seine Stimme senkte. Trotzdem verstand sie jedes Wort das er sprach. „Hey... Ja.. es tut mir leid... Ja es dauert etwas länger als geplant... mhh... du auch auf dich... Ja... weiß ich doch... Du mir auch... Mh ich muss jetzt auflegen bis dann." Für einen kleinen Moment stockte Lexa. Sie hörte, wie gedämpft er redete und sie brauchte nicht mal seine Worte zu hören um zu wissen wer dort am anderen Ende der Leitung war. Etwas in Lexa zog sich zusammen, als sie sich von der Tür löste und zur Dusche lief. Sie wollte nicht lauschen. Für was auch? Einfach nur zum Hexenberg war alles was sie dachte.


Slomanyye I - The Last WitchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt