Kapitel 1

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"Vollhorst.", murmelte ich und schaute hinter dem Marmeladenglas nach.

Doch Pustekuchen.

Ich schlug genervt den Kühlschrank wieder zu. Es war wie immer. Er ging einkaufen und vergaß den Brunch. Meinen Brunch. Gefrustet machte ich die Kaffeemaschine an und lehnte mich an die Küchentheke.

Im Prinzip war ich handzahm. Ich war emotional sehr gut beteiligt, aber wenn es um meinen geliebten frühen Brunch ging, war das ganze auch schon wieder out.

Die Schlafzimmertür ging auf und eine halbnackte Blondine trat heraus. Ein großes Grinsen lag ihr auf dem Gesicht und sie versuchte möglichst leise aus dem Zimmer zu gehen. Die Tür fiel leise ins Schloss und sie verkniff sich ein Kreischen. Als ich Bills Klamotten auf ihrem Arm sah, verdrehte ich die Augen und drehte mich weg. Sie beachtete mich sowieso nicht.

Sie legte die Sachen auf dem Boden ab und zog sich leise an, während ich mir den Kaffee machte. Als ich mich an den Tisch setzte schaute ich wieder zu ihr hinüber. Ihr Hosenstall war immer noch auf, doch sie tippte nur eifrig auf ihrem Handy herum.

"Na?", sagte ich schließlich und sie hob ihren Kopf perplex zu mir hoch. Ich ließ mir Zeit und schlürfte erst einmal an meinem Kaffee. Es fehlte noch Zucker. "Hat es Spaß gemacht?", fragte ich sie. Wie gerne ich das fragte, obwohl ich die Antwort schon längst wusste. Sie betrachtete mich nur fragend und flüsterte dann etwas vor sich hin, was ich nicht verstand. Sie war eindeutig keine Deutsche.

"Ausländerin, richtig?", sagte ich viel mehr zu mir selbst, bis ich trotzdem neugierig nachhakte. 
"Did you have fun?", fragte ich sie. Diesmal verstand sie und grinste erneut strahlend. "Si!", antwortete sie leuchtend und steckte ihr Handy in ihre Hosentasche und machte ihren Hosenstall zu.

"Adios!", rief sie behutsam und verschwand sofort hinter der Hotelzimmertür. Ich schmunzelte gehässig auf. Bill war so ein Trottel! Als es Deutsche waren, regte es mich ja weniger auf, aber Ausländer? Er schlief mit allen. Mit Jugendlichen, verheirateten Frauen, Schlampen, verlobten Frauen, vergebenen Frauen, Fans, Prostituierten, Ausländern und selbst wenn ein Penner notgeil auf ihn zukommen würde, würde er sich das niemals entgehen lassen.

Er war Sänger einer Band, und Medien machten sich verrückt, doch es kümmerte ihn überhaupt nicht. Hauptsache er hatte Spaß.

Anfangs machte ich kein Drama daraus, aber mittlerweile treibte es mich in den Wahnsinn, obwohl mich das Ganze auch zum Teil doch amüsierte zu sehen, wie er sich nutzlos durch die Welt fickte. Er war einfach ein Nichtskönner. Außer wohl wahrscheinlich im Bett.

Letzte Woche zum Beispiel war da diese Jessica, eine Französin, die mit ihm noch gefrühstückt hatte. Als die beiden in die Küche traten fing es mit einem verführenden Morgenkuss an, doch ich wusste zu was es führte, also verkroch ich mich mit meinem Kaffee in mein Zimmer.

Und den Rest kann man sich denken. Ich habe Nächte von ihrer krächzenden Stimme geträumt und ich habe Stunden den Esstisch gereinigt nur um sicherzugehen, dass ich mich an Bills Sperma früher oder später nicht verschlucken musste.

Die Tür ging erneut auf und riss mich aus meinen Gedanken. "Hey, Blondi.", bergrüßte ich ihn und musterte sein verkartertes Gesicht und seine durchgerissen platinblonden Haare. Er war so gut wie nackt und nur eine lockere Boxershorts bedeckte seinen Intimbereich. Seine vielen Tattoos waren auf seinem schlanken Körper zu sehen und man erkannte deutlich, dass ihm die Olle trotz seines Katers bestimmt gestern viel zu bieten hatte.

Er strich sich einige Male kräftig über sein Gesicht und blickte dann zu mir. "Moin.", erwiderte er heiser und ging zu mir. Als er meinen Kaffee sah, legte auch er die Maschine an und lehnte sich sofort wieder an der Küchentheke an. Er seufzte angeschlagen und strich sich über sein Haar. "Ist die schon weg?", fragte er mich nur.

"Wer?", entgegnete ich, dabei wusste ich genau, wen er meinte. Ich wollte das Gespräch nur viel zu gerne in die länge ziehen. "Die, die geiler ist als du.", sagte er knapp und grinste mich an, als er mein genervtes Gesicht sah. "Du weißt, wen ich meine. Tu nicht so." Ich antwortete nicht.

Natürlich, kaum war er wach, machte er mich blöd von der Seite an.

"Neidisch?", fragte er genussvoll und grinste verspottet. "Ha-ha.", warf ich dazwischen und funkelte ihn an. Sein Grinsen wurde breiter. "Wie witzig.", entgegnete ich ironisch und Hass loderte auf. Wie ich es hasste, wenn er sich darüber lustig machte. Er dachte wohl er kriege jede, die bei drei nicht auf den Baum klettert.

"Hör mal zu, Schatz, das wäre gar nicht so übel.", konterte er und ging langsam auf den Tisch zu. Er stellte seinen Kaffee kurz ab und beugte sich zu mir. Ich versuchte es zu ignorieren, achtete einfach nicht darauf, was er vorhatte.

Er war nun ganz dicht an meinem Ohr, seine Haare kitzelten meine Schläfe. "Das Bett ist immer warm.", flüsterte er mit tiefer und reizender Stimme ins Ohr und ich bekam augenblicklich Gänsehaut.

Er nahm den Kaffee und ging in die Richtung seines Zimmers. Bevor er dahinter verschwand zwinkerte er mir zu. Na toll. Was sollte das jetzt? Verwirrt ließ er mich sitzen und ich strich über mein Ohr, wo ich Bills warmen Atem immer noch spürte. Für einen Moment lang glaubte ich ein Verlangen zu spüren, doch ich schob es beiseite. Er hatte genug Spielzeug, da will ich nicht dazugehören.

"Nancy, denk nicht zu viel nach, sonst bekommst du noch 'nen Knoten im Hirn!", rief er dann aus dem Zimmer

Lächerlicher Spinner. Nicht mal in seinen Träumen lasse ich mich darauf ein.

Fick ihn doch!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt