Kapitel 32

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Es regnete und die Scheibenwischer fuhren in regelmäßigen Abständen über das Glas. Mein Atem ging laut und trotz des Kraches war es totenstill.

Der Klassiker.

Regen, wenn es einem schlecht geht war so ein Klischee und in genau diesem befand ich mich. Es war ätzend.

Immer wieder zuckte ich mein Handy aus der Hosentasche und hoffte auf irgendein Zeichen. Ich wollte schon fast selbst anrufen, aber das wäre ja mal total out. Nein. Sowas konnte ich nicht tun, was sollte ich denn sagen?

"Hi, wollte fragen ob du mich vermisst, weil irgendwie meldest du dich nicht so wie in typischen Liebesfilmen. Voll schade. Komm ich leg' jetzt auf und du rufst zurück. Hau rein."

Lieber nicht.

Ich lehnte mich zurück und schloss tief durchatmend die Augen. Was empfand ich eigentlich für ihn? Empfand ich überhaupt etwas?
Ja. -Hass und Wut.

Das Spielchen erst anzufangen war verdammt schwer, aber es nicht aufzugeben war noch schlimmer. Zumal man nun sah, wer der Könner ist. Er ist und bleibt der gelernte Gewinner. Was hatte ich mir überhaupt dabei gedacht so auf ihn reinzufallen? Hatte ich ernsthaft gedacht er würde sich ändern, wenn er sehe, dass ich mich schon ihm zu Liebe anpasste?

Ich schüttelte enttäuscht den Kopf.

Ich war doch selbst Schuld. Ich hätte auf Jou hören sollen. Ich hätte die Finger lassen sollen und ihn den anderen Weibern überlassen sollen. Die wussten zumindest wo sie bei ihm stehen. Ich -zum Beispiel- nicht.

Aber ich hatte mich eingelassen und er hat es schamlos ausgenutzt. Ganz egal was ich für ihn war. Manchmal dachte ich sogar, er wäre heimlich gegen die Wand gedonnert und mit Amnesie aufgestanden. Das würde zumindest seine Ignoranz gegenüber unserer Vergangenheit erklären.

Noch schlimmer war aber dieses hochgeladene Bild. Das Bild hieß doch mit Sicherheit wieder, dass er vor der Welt angeben wollte, dass er jemanden total abgefahrenen gevögelt hat. Abgesehen davon war ich alles andere als abgefahren. Ich war dumm, mehr nicht.

Aber neben der ganzen Wut musste ich mir echt eingestehen, dass er mir wichtig war. Sehr wichtig. Allein schon wegen unserer Freundschaft, die ihn -nicht zu vergessen- so gut wie gar nicht mehr juckte. Aber er war mal toll. Er war.

Ich würde sowieso bald gehen müssen und dann sehe ich ihn wohl nie wieder. Es war gut, aber tat weh.

Mittlerweile begann es zu donnern und der Regen wurde stärker. Ich fühlte mich in dem Feld etwas ungesichert, aber das war mir egal. Ich war zu faul um weg zu fahren. Außerdem ist das Parken auf dem Feld sogar ungefährlicher als unter den Autos.

Sei's drum.

Ich kramte in meiner Tasche nach einer Gesichtsmaske. Irgendwo hatte ich noch eine und da Bill wohl sowieso nichts mehr zu melden hatte, entschied ich mich einfach noch eine Weile hier zu entspannen. Der Regen war eigentlich auch ganz schön angenehm solange ich ihm Auto saß.

Ich kramte beinahe den ganzen Koffer aus. War es in der kleinen Tasche? Normalerweise rührte ich sie nie an, aber man wusste ja nie. Anstelle meiner Maske fand ich einen Zettel, den ich aufklappte.

"Hey Blümchen."

Oh Gott.

"Ist derbe öde ohne dich. Wir haben schon drei Konzerte hinter uns und ich hab kein Bock mehr. Wir brauchen echt mal eine Pause.

Tom ist die ganze Zeit auf dem Klo und das zweite ist verstopft. Er hat es verstopft. Wer wollte nicht hören, als ich gesagt habe, dass zu viel Pflaumenmarmelade am Morgen nix gut ist? Du willst nicht wissen wie das stinkt, das ist wiederlich. Und Georg ist auch widerlich. Einfach so. Weil er's kann."

Fick ihn doch!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt