Ich legte meine Hände auf seine Brust, war zwiegespalten darin ihn zu schubsen oder mich näher an ihn zu lehnen. Seine Hände waren an meiner Taille und doch überall, dass ich vollkommen in mich hineinschmolz. Warum verdammt, tat er das?
Nancy. -Ach, leckt mich.
Er biss in meine Unterlippe und nur für einen Gedankenblitz reichte es mir die Augen zu öffnen und seine Zähne im silbernen Licht an meiner glühenden Lippe klammernd zu betrachten. Ungehemmt glitt ein nächster Kuss an mir vorbei, und der nächste. Immer begierter und passionierter, dass ich ungewollt meine Finger in seine Brust grub. Scharf keuchte ich auf und fuhr harsch mit meinen Nägel über seine Haut.
Meine Hände suchten Halt in meinen Haaren und der letzte Blick ging an die Schrammen, die über seinem Herztattoo langsam begannen aufzuschwellen. Ich drehte mich um, die Sprache hinter mir brutal weggetreten und ich war stumm. Bloß stumm und begab mich meinem wohlersehnten Schlaf. Ich nahm nurnoch die aufgebrachte Stimme von Jess wahr, der Rest war weg.
Der nächste Tag war still. Niemand war zu hören, geschweige denn Etwas. Ich ging in die Küche. Aller Menschenseele war aus der Wohnung wie verschollen und langsam machte es mir Angst. Ich erkannte einen Brief auf der Theke und mir kam das ganz schön dämlich vor. Briefe? Wer zur Hölle schrieb heutzutage noch Briefe?
Trotz meiner Zweifel begab ich mich diesem und öffnete den schlicht hellbeigen Umschlag. Ich hatte mehr erwartet.
"Haut rein.
~Tom"
Auf einem verdammten A4 Blatt. Drei Worte. Ich rannte in sein Zimmer und es war leer. Nicht einmal ein Armband lag da, die er sonst immer vergaß miteinzupacken. Alles war leergeräumt unbelebt und kühl hinterlassen. Mir wurde abwechselnd heiß und kalt. Nein.
Mein Magen drehte Saltos ich begab mich dem Flur, mit der Hoffnung irgendetwas aufzufinden. Zumindest seine Schuhe, seine Schlüssel aber dort war nur Geld. Nur 500 Euro. Ach, nein da war noch Jou. Die Augen schwarz umrandet, völlig zusammengeklappt am Schlafen und als ich sie anrührte, zuckte sie sofort auf.
"Wo ist er?", keuchte sie zuerst und sah panisch um sich herum.
"Er ist weg.", realisierte sie dann von selbst. Erst dann blickte sie zu mir und zog an meinem Schlafanzug.
"Er ist weg." Es kam mehr wie ein Flüstern. Ich wusste nicht mehr, was mir mehr Angst machte. Ihre Psychotransformation, oder doch Toms absurdes Verschwinden? Okay, beides.
"Was?", diesmal war es aus Bills Zimmer. Gleich danach riss er seine Zimmertür auf. Kaum waren seine Augen richtig auf, stürzte er sich in das von mir geöffnete Zimmer von Tom und fasste sich kurz darauf an den Haaren.
"Ich -Ja. Ja, ich -Alles klar." Der Satzbau hatte nichts mit schlechten Kenntnissen seiner Muttersprache zu tun, sondern lag an dem Gesprächspartner, der deutlich laut durch das Telefon in seiner Hand sprach und Bill total konfrontierte und zurechtwies. Irgendwie unheimlich sehen zu müssen, wir er total aus dem Konzept fällt.
David.
Mehr als deutlich. Aber woher wusste er davon? Ich wechselte den Blick zu Jou, die an der Wand ineinandergekauert wieder eingeschlafen war. In welchem Psychohaus, Herrgott nochmal, befand ich mich?
Und jetzt war es still. Bills Handflächen ruhten auf seinem Gesicht und sein Handy lag bereits auf dem Boden. Niemand sagte was. Anscheinend wussten beide irgendwie was genau Sache war, aber ich war immer noch überfordert. Die dicken Kratzer von mir auf Bills Brust sahen ehrlich gesagt auch nicht ganz so unharmlos aus.
"Er hat es echt durchgezogen." Seine Handflächen glitten runter zu seinem Hals und er starrte auf die gegenüberliegende Wand. Irgendwann huschte sein Blick zu mir. "Es ist aus. Der Gitarrist von Tokio Hotel ist Geschichte."
Dumpfe Stille, Gott war das schrecklich.
"Mein Bruder ist Geschichte." Seine Stimme klang so absurd klar, aber man konnte nur schwer überhören, wie sehr es ihn mitnahm.
"Er hat einen Brief hinterlassen.", entgegnete ich vorsichtig und er ging auf die Theke zu. "Aber da steht nicht wirklich was, also-" Ich ersparte mir die nächsten Worte, da er bereits begann zu lesen. Es kam kein Kommentar, er legte bloß den Umschlag zurück und schaute wieder zu mir.
"Geld hat er auch dagelassen." Er rührte sich nicht. "Ein halber Riese."
Erst jetzt machte er Anstalten sich wieder zu bewegen und ging auf den Fernseher zu. Egal ob Französisch oder nicht, jetzt verstand ich was Sache war. Er hatte es im Namen der ganzen Band gepostet. "It's a great day, to say goodbye. Guys, you're cool. Tokio Hotel was amazing. In Peace. ~Tom"
Verdammt einfallsreich, aber dafür war keine Zeit zu überlegen. Viel mehr war da das Bild dazu, was mich kümmerte. Seine Lederjacke mit dem Bandlogo lag entzwei auf dem Boden und ein trüber Effekt lag über der Fotoaufnahme. Gruselig. Richtig gruselig.
"Oh mein Gott. Scheiße!", schrie Jou hysterisch und erst jetzt bemerkte ich, dass sie auf allen Vieren neben mir hielt und ebenfalls auf den Monitor starrte.
Sie begann zu weinen, Bill legte seinen Kopf wieder in die Hände und ich stand einfach nur da. Ich glaube so oft der Anlauf auch kam, ich konnte es immer noch nicht ganz realisieren. Ich wusste mir tatsächlich nicht anders zu helfen, als mir in den Oberarm zu kneifen. Bis dahin hatte ich noch gehofft, dass ich träume. Aber als sich dann doch nichts an der Situation änderte und ich nicht in meinem warmen Bett aufstand, gestand ich mir ein, dass Ernst dahinter steckte. Tom war nicht dumm, er wusste was er tut. Und das war keine Albernheit, er hatte ein ernstes Problem.
Erst jetzt begann ich zu Zittern und erst jetzt spürte ich, wie meine Knie zu Pudding wurden und ich kaum einen Halt fand. Blut schoss mir bis in die Zehen.
"Leute, wir müssen was machen."
"Wir müssen nach Hause.", sagte Bill kleinlaut. Unsere Blicke trafen sich und er sprang auf.
"Verdammt, was machen wir noch hier? Wir müssen los!", erwiderte er nun lauter und jeder begab sich seinem Zimmer. Außer Jou, sie schlief wieder, aber das klärten wir später.
Richtig geil. Da steh ich total drauf. -Nicht.
DU LIEST GERADE
Fick ihn doch!
Fanfiction"Fick ihn doch!", erwiderte sie flüchtig und nahm das Eis, das auf ihrem Löffel lag, in den Mund. Unter mir riss der Boden ein. Ich starrte sie an und wartete darauf, dass sie anfing zu grinsen und sich über mich lustig machen würde, dass ich ihre W...