Kapitel 22

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Da wären wir. Schneller oben im Bad, als ich realisieren konnte. Nichtstuend und schweigend stand ich da und beobachtete ihn dabei, wie er konzentriert an seinem Haar zupfte. Süß. Ich leistete ihm also Gesellschaft, oder wie? Er seufzte laut und ließ seine Hände fallen.

"Kannst du einfach was machen? Ich hab kein Bock mir die Haare zu waschen.", bat er mich dann und befiehlt es mir mehr oder weniger doch. Ich schnalzte mit der Zunge.

"Du stellst dich auch an. Lass es einfach so, du siehst so oder so hinreißend aus."

Ohrfeige dich.

"Danke.", flatterte er geschmeichelt und grinste.

"Für die ander'n.", entgegnete ich schnell. "Für mich siehst du ob gestylt oder ungestylt zum Kotzen aus. Kannst froh sein, dass mein Würgreiz da so gut mitmacht, sonst hätte ich deine Füße vor so viel Erbrochenem schon längst weggeätzt."

Er schnaubte amüsiert und schüttelte den Kopf. "Du bist echt niedlich mit deinen Sprüchen."

"Halt die Klappe."

Ich wollte gerade gehen, wäre er da nur nicht vor mich gerannt und hätte die Tür nicht mit einer Schlüsselumdrehung geschlossen. Ich hatte hoffentlich erwähnt, dass er ein Arschloch ist. Anders war mir sein Verhalten nicht zu ergründen.

"Mach was.", sagte er. Diese Kühle wieder.

Das zieht nicht mehr, Bursche.

"Nö." Als ich nach dem Schlüssel greifen wollte, zog er ihn hastig aus dem Schloss und umklammerte ihn mit der Hand, die den Gegenstand völlig umschloss. Verdammt, hatte er schöne Hände.

"Kannst du mit dem Scheiß mal aufhören? Wasch es einfach.", zischte ich.

"Dauert mir zu lange." Keine Ahnung, wie er es schaffte plötzlich dieses Grinsen wegzuschalten und keinerlei Mimik zu benutzen. Er war einfach nur kalt. Entspannt. Gefühlsleer.

"Blondi, es dauert wesentlich länger mich hier festzuhalten und zu diskutieren, als sich für 5 Minuten unter den Hahn zu stellen.", sagte ich dann doch standhaft und lehnte mich an die Türklinke klammernd an. Einen Moment lang sagte keiner was, jeder von uns starrte die eigene Meinung vertretend in das jeweils andere Augenpaar und schwieg.

"Okay.", kam es dann von ihm. Etwas überrascht strich ich dann doch die Hand von der Klinke und stellte mich aufrecht hin. Er ging vor das Waschbecken und zog zuerst seine grüne seidige Jacke aus und wieder stieg mein Puls an.

Oh nein.

"Kannst du mir wenigstens-"

"-den Schlüssel geben? Vergiss' es, Süße." Und da waren wieder die weißen Zähne. Wie oft, zur Hölle, tat er das? Langsam hatte ich das Gefühl, von den Zähnen ausgelacht zu werden. Unheimlich. Mir entfuhr nichts außer dem lächerlich ärgerlichen Schnauben und diesmal lachte er. Laut, und er meinte es absolut ernst. Er zog sein schwarzes Shirt aus und schwang seine Ketten vom Hals. Er war zur Hälfte nackt. Vollkommen unbekleidet.

Scheiße.

Ich drehte mich bloß zur Tür und senkte den Kopf. "Kein Schamgefühl?"

"Quatsch, wir sind doch Freunde."

"Und du ein Arschloch."

Wieder lachte er. Er schloss den Wasserhahn und keuchte genervt. "Hol' mal mein Shampoo aus der Dusche."

Und jetzt war ich es, die grinste. Ich hatte ihn zwar nicht im Blickfeld, aber allein die Vorstellung ihn so hilflos dastehen zu sehen machte mich schadenfroh.

Fick ihn doch!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt