Kapitel 8

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Ein lautes Gemurmel riss mich aus dem ohnehin schon unbequemen Schlaf und ich stützte mich auf dem Ellenbogen ab. Als ich einen Blick nach hinten warf, sah ich durch den Türrand ein Licht. Jemand war im Wohnbereich, und von da aus kam das Germurmel und das zusätzliche Geräusch von Glasflaschen. Ganz abgesehen von dem weiblichen Gekichere.

Was zu Hölle war da los?

Ich strich mir einmal kräftig über das Gesicht und rappelte mich schließlich auf. Mein Bauch tat unheimlich weh und mir fiel auf, dass ich in Jeans und Lederjacke geschlafen hatte. Ich seufzte und strich mir die einzelnen Haarsträhnen aus meinem Gesicht.

Ich machte das Nachtlicht an und schlüpfte in das Nachtkleid, welches unter meinem Kissen lag. Aus meinen Haaren machte ich einen lockeren Dutt und ging an die Tür. Ich lauschte. Leider war ich viel zu müde um irgendwelche Gespräche herauszuhören.

Mein Herz schlug schnell. Wer war das? Mir kam keines der Stimmen bekannt vor. Ich legte meine Hand zitternd auf die Türklinke und atmete tief ein und aus.
Ruhig.

Ich machte die Tür auf und spähte zunächst vorsichtig heraus. Das erste, was ich erblickte, waren die vielen unbekannten Männer und Frauen, die in Päärchen miteinander rummachten und jeder eine Flasche Alkohol in der Hand hielt. Mir blieb der Atem stehen. Was sollte der ganze Scheiß? Träumte ich?

Ich trat langsam heraus und nun waren alle Augenpaare auf mich gerichtet. Ich schluckte. Ich kannte rein niemanden aus der Gruppe. "Was zur Hölle soll der Scheiß hier?", fragte ich heiser und bildete meine Augen zu schlitzen, da das Küchenlicht mich nervend blendete.

"Heißer Feger, du.", krächzte jemand leise und kassierte sich sofort eine Ohrfeige seiner höchstpersönlichen Prostituierten, wenn ich mal so schätzen durfte. Der Rest der Gesellschaft lachte leise. Rote Farbe drohte sich über meinem Gesicht zu entfalten, doch ich riss mich zusammen.

"Dein Freund hat uns eingeladen.", antwortete der andere mit der Sonnenbrille dann schließlich und nickte in die Richtung hinter mir. Ich folgte seiner Andeutung und sah "meinen Freund". Er lag mit dem Kopf auf der Sofalehne. Seine Kette lag ungünstig unter seiner Wange und rammte die Spitze in seine Haut. Es sah schmerzhaft aus, aber es schien ihn wohl nicht zu stören. Sein Mund war auf und sein Speichel durchweichte den Stoff des Sofas.

Der eine Arm lag auf seinem Nacken, während der andere schlaff herunterhing. Seine verknoteten Haare hingen ihm teilweise im Gesicht und standen in alle Richtungen ab. Jedoch schnarchte er nicht. Es musste wohl nicht allzu lange gewesen sein, dass er eingeschlafen war.

"Hast du gerade gesagt, es ist ihr Freund?", sprach eine aus der Runde, die einen auffälligen französischen Akzent mit sich trug und alleine und ohne Flirtpartner dastand. Der mir der Sonnenbrille grinste bloß.

"Das ist meiner.", schnaubte sie und musterte mich von oben bis unten. Ihr Blick war so bohrend, dass ich mich irgendwo unter dem Boden vergraben wollte. Sie kam mir bekannt vor.

"Bist du etwa die Fotze, von der er uns erzählt hat?", fragte die eine Blondine trotzig, und kaute an ihrem Kaugummi. Auch sie durchbohrte mich mit ihrem festen Blick. Ich schluckte unauffällig.
So redete er also bei Menschen über mich, die ich nicht im geringsten kannte.
Ruhig.

Die eine Schwarzhaarige seufzte genervt und legte ihren Kopf in den Nacken. Sie lenkte alle anderen von mir ab, was mich für einen Augenblick verschnaufen ließ. "Leute, es ist total öde hier.", zickte sie und trank ein Schluck ihres Sekts.

"Echt mal.", sagte der eine mit der Sonnenbrille. "Ich hab doch gleich gesagt, wir hätten zu Leonardo gehen sollen.", entgegnete jemand anderes und sie gingen langsam auf die Tür zu.

Fick ihn doch!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt