Kapitel 12

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Ein weiterer leidenschaftlicher Kuss folgte und die Hand der Brünetten wanderte zu seinem Hosenbund, was ihn mit tiefer Stimme etwas murmeln ließ, sodass sie wiederrum kichern musste. Ich biss mir mit den Backenzähnen in die Zunge.

Idiot.

Die Tür hinter mir öffnete sich und Tom trat heraus.

"Bill?", fragte er angespannt und schaute in die Richtung der beiden.

Für einen Augenblick lang lag Freude und Erleichterung auf seinem Gesicht, das aber sofort von Wut und Sorge überspült wurde.

"Wo warst du?", fragte er schließlich sichtlich angespannt und seine Muskeln sah man durch seine straffe Haut wieder deutlich zucken.

"Ist das dein Bruder?", fragte sie und deutete auf Tom. Bill löste den Blick von ihr und wanderte mit diesem ebenfalls zu seinem Zwilling.

Er sagte nichts, sondern es drang ihn viel eher dazu weiterhin ihren Hals mit seinen Lippen abzutasten.

"Baby, der kann doch mitmachen. Der ist heiß.", murmelte sie rau und genoss bereits ihre Vorstellung mit beiden in der Kiste zu landen.

Hure.

"Ich bin aber heißer.", knurrte Bill begierig und hob seine Partnerin hoch. Beide verschwanden ohne ein weiteres an uns gewidmetes Wort in Bills Zimmer. Die Spannung neben mir war deutlich zu spüren. Tom ließ es nicht zu, dass sein Bruder so mit ihm umgeht.

"Tom, lass ihn. Wir können ihn später konfrontieren.", sprach ich leise auf ihn zu, doch aus seinen Fäusten kamen bereits seine weißen Knochen zum Vorschein und mein Herz schlug schneller.

Bitte nicht wieder ausrasten.

"Einen Scheiß werde ich!", grollte er und lief quer bis an die Zimmertür seines Bruders und riss diese gewaltig auf.

"Sag wo du warst!", brüllte Tom und ich richtete mich vom Sofa auf. Ich stellte mich schnell hinter Tom und lunzte über seine Schulter auf das "Paar". Bills Partnerin war bereits völlig nackt, während Bill nur den Gürtel aufgerissen hatte.

Bill hatte nicht vor zu antworten und murmelte nur mehrere Schimpfwörter vor sich hin.

"Wo du warst, frag ich dich.", knurrte Tom. Ich legte meine Hand auf seine Schulter. Bitte nicht auf ihn losgehen.

Schließlich seufzte Bill genervt und rollte die Augen. "Ich war dort, wo du nicht warst."

Tom trat einen Schritt vor und sofort griff ich an seinem Unterarm. "Du schwänzt deine Termine, Bill.", brummte er und spannte seine Kiefer an.

"Termine? Wir haben keine Termine.", meinte Bill und schaute seinen Bruder fragend an.

Tom's Schweigen gab Bill schließlich die Antwort.

"Mein Gott. Ja, dann hatten wir halt Termine. Ist doch egal. Sag ab und schlag' 'nen anderen Termin vor.", wehte er ab und machte eine Handbewegung, die uns andeuten sollte, dass wir gehen konnten.

Wieder wanderte mein Blick auf seinen Hosenbund und das hochgezogene Shirt. Die weiße Lederjacke lag bereits auf dem Boden, genau wie die Klamotten der Frau. Feine dunkelblonde Haare zogen sich ab dem Bauchnabel bis runter zu seinem offenen Gürtel, wo sie dort immer dichter und dunkler wurden. Sein Stern Tattoo zierte seinen Unterbauch auf der rechten Seite und ich schluckte.

Hör auf!

"Und wer ist die Brünette?", fragte ich laut.

Ich hätte mich ohrfeigen können.

Ich brach die angespannte Stille mit einer erbärmlichen Frage, die absolut fehl am Platz war.

Die eingekuschtelte und nackte Frau unter der Decke warf mir einen verächtlichen Blick zu, während Bills zunächst erschrockene Mimik doch zu einem schelmischen Grinsen wurde.

"Da wird die Kleine also eifersüchtig.", neckte er und seine Augen funkelten in einem beängstigenden dunklen Braunton.

Ich versuchte meine Perspektive fordernd zu vertreten und verschränkte meine Arme selbstsicher vor der Brust, was mir ein kleinwenig mehr Mumm dazu gab, nicht gleich aus Scham wegzurennen.

"Es ist nur zum Kotzen, dass du deine Bettgeschichten schon wieder vorschiebst, anstatt deiner Arbeit nachzugehen.", konterte ich gekonnt und hob eine Augenbraue.

Er grinste noch verschmitzter und kletterte aus dem Bett. Seine Augen tief an mich gerichtet und mir eine fiese Herausforderung.

"Ich seh doch, wie sehr du gerne mit Jess tauschen würdest.", nagte er spitz. Ich biss meine Zähne zusammen.

Natürlich nicht! Oder doch?

"Kaulitz, du irrst dich.", entgegnete ich und ließ meine Arme fallen. Ich verdrängte damit viel mehr meine eigenen Gedanken als seine eben behauptete Auffassung.

"Und ich bin wirklich überzeugt davon, dass du dir vornimmst die Namen zu merken. Wann wird sie zu "der Ollen", wie all die anderen auch? In einer Woche? Vielleicht doch schon übermorgen?", stieg ich vor Missgunst auf.

Einen Moment lang wirkten unsere Blicke wie zwei entgegengesetzt aufgeladene Magnetfelder und trotzdem herrschte ein Spiel zwischen uns, das er wie immer gewinnen wollte.

"Ist das euer Ernst?", sprach Tom schließlich kühl und gelang zurück zu meiner Aufmerksamkeit. Mein Blick wechselte von dem dunklen Augenpaar in das sanftere Braun von Tom.

"Es geht um Glück oder Unglück und euch interessieren nur die Weiber, die von deinem-", er deutete stark mit dem Finger auf den offenen Gürtel seines Zwillings, "-Kumpel mit irgendeiner Kraft auch immer angezogen werden?"

Ich biss mir in die Innenseite meiner Backen. Vor einer Stunde noch redeten wir beide darüber, dass ich Bill nicht auf die falsche Fährte bringen sollte und jetzt tue ich genau das Gegenteil.

Er ging in einer hastigen Bewegung in die Richtung seines Zimmers zurück.

"Ach, und Bill.", er hielt vor seiner Tür.
"Sorg selbst für einen neuen Termin bei Okapi, weil der Scheiß ist auf deinem Mist gewachsen."

Die Tür knallte laut und ich betrachtete noch lange das dunkle Holz seiner Zimmertür.

Warum war ich nur so eine erbärmliche Freundin? Meine bescheuerte Frage war schon wieder die größte Blamage!

"Wenn du uns jetzt mal alleine lassen würdest?", fragte Bill und machte langsam die Tür zu.

Zu gern.

Fick ihn doch!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt