Three little Papers

Kapitel 18

Gerädert stand ich um 10 Uhr morgens auf. Ich rieb mir meine Augen, während ich die Treppe nach unten lief. Cassie war gestern Abend noch bis 12 geblieben, da wir noch einen Film gesehen haben und uns noch über dies und das unterhalten haben.
Ich war noch so müde, dass ich meine Füße kaum anheben konnte  und somit eher die Treppe runter stampfte, als zu gehen.

"Ich dachte Elefanten Leben in Afrika und nicht in einem kleinen Dorf abseits der Stadt.", witzelte mein liebreizender Bruder aus der Küche. Als ich diese betrat, verzog ich mein Gesicht zu einer Grimasse und streckte meine Zunge raus. Ich war noch zu müde, um über Witze zu lachen.

"Sehr Erwachsen!", lachte er und versuchte dabei ein sehr ernstes Gesicht zu machen, was ihm aber offensichtlich nicht gelang.
"Sehr witzig! Wo sind Mom und Dad?", fragte ich ihn, während ich mir eine Schale und einen Löffel aus einem der vielen Schränke der Küche holte. Dann hing ich zum Kühlschrank und holte die Milch raus. Zuletzt noch das Müsli. Eigentlich aßen wir jeden Samstag und Sonntag zusammen, da wir uns ja sonst sehr selten sehen, aber komischerweise, waren sie heute nicht da.

"Die sind zu Oma gefahren und wollten noch etwas vorbereiten.", sagte er nebenbei, während er auf sein Handy starrte.
Meine Oma hat am 24. September, also in gut einer Woche Geburtstag. Das heißt, ich müsste noch ein wenig mehr üben, um das Lied an ihrem Geburtstag spielen zu können.
Ich aß leise mein Müsli und versank in meinen Gedanken.

"Die Jungs kommen heute wieder zum Proben.", sagte er nun, während er sein Handy ausschaltete und es mit dem Buldschirm nach unten auf die Tischplatte unserer Theke legte.

"Und?", fragte ich mit vollem Mund. "Und nichts. Ich wollte dich nur davor warnen. Nicht, dass du wieder so eine Show abziehst, wie letzte Woche!", lachte er. Ich schlug ihm daraufhin auf seinen Arm woraufhin er nur noch mehr lachte.

Nach dem Frühstück ging ich hoch und zog mir etwas gemütliches an. Dann setzte ich mich direkt an mein Klavier und übte. Ich übte, bis meine Finger weh taten. Aber ich konnte das Stück jetzt einigermaßen fehlerfrei spielen. Wenn ich es in der Schule nächste Woche ein paar mal üben würde, dann funktioniert das schon.

Ich ging runter und wollte eigentlich Cupcakes backen. Als ich an der Garagentür ankam, hörte ich laute Instrumente und eine bezaubernde Stimme dazu singen. Nach ein paar Sekunden, in denen ich vor dem Raum stehen geblieben war, merkte ich, was passieren würde wenn mich jetzt jemand sehen würde und ging schnell in die Küche.
Dort suchte ich mir das Rezept zu den Cupcakes raus und holte die jeweiligen Zutaten. Es würden Schoko-Cupcakes mit einer Schokoladenglasur werden. Die kann ich dann heute und morgen essen und vielleicht sogar Cassie einen mitbringen. Sie hat dieses Wochenende leider wieder keine Zeit. Ihre Eltern haben mit ihr einen kleinen Ausflug irgendwohin in die Berge gemacht. Deswegen werde ich sie heute und morgen nicht sehen, aber ich werde sie anrufen. Aber immerhin machen ihre Eltern etwas zusammen mit ihr.

Als ich den Teig fertig hatte, probierte ich und gab ihn in die Form. Ich hörte das Öffnen einer Tür und dann viele männliche Stimmen. Ich stand gerade vor dem Backofen und schloss diesen, als ich mich wieder aufrichtete und in das Gesicht von 6 verblüffen Jungs sah.
Für eine Sekunde war es Still, doch dann fingen sie wieder an durcheinander zu reden. Ace holte ihnen Getränke und Gläser, während ich mein Chaos wieder aufräumte.
Ich stellte auf meinem Handy einen Timer ein und begann dann, die Schalen abzuwaschen und wegzuräumen.

Ich war gerade dabei eine Schale, die ich nicht gebraucht habe, zurück in den Schrank zu räumen, der ausgerechnet am höchsten war. Das heißt, ich würde da nicht so einfach dran kommen. Vorhin habe ich einen Stuhl gebraucht, um die Schale zu holen. Ich streckte mich, aber kam nicht ran. Also war ich gerade dabei, meine Hand wieder runter zu nehmen, als mir plötzlich diese Schale aus der Hand genommen wurde und von einer weitaus größeren Person als ich in den Schrank gestellt wurde. Erschrocken drehte ich mich um und sah in das Gesicht, das ich eigentlich meiden wollte. Aiden. Er stand viel zu nah vor mir und sah mich nur an. Es schien ihn nicht zu stören, dass noch alle anderen im Raum waren und das hier sehen könnten.
Aiden schien meine Unruhe bemerkt zu haben.
"Sie sind zu vertieft in Ihre Diskussion. Sie bekommen das nicht mit. Keine Sorge.", brummte er mit seiner tiefen Stimme, die mir einen Schauer über den Rücken jagte.
Ich erwiederte darauf nichts und sah zum Boden.

Dann entfernte sich Aiden zum Glück ein wenig von mir und steckte seine Hände in seine Hosentaschen.
"Hättest du Lust heute mal bei der Probe zuzugucken und dir zu überlegen, ob du nicht doch das Solo singen willst?", fragte er aus dem Nichts.

Ich sah ihn an und rang mit mir. Eigentlich wollte ich nicht mit den Freunden meines Bruders abhängen, aber ein anderer Teil in mir wollte Aiden singen hören. Es hat sich so gut angehört.

"Nagut!", gab ich es auf,"Ich werde aber nur solange zusehen, bis die Cupcakes fertig sind!"

Auf seinem Gesicht tauchte ein Lächeln auf, das wunderschön an ihm aussah. Ich könnte fast meinen, dass es mich ansteckte.

-

Hier saß ich also. In unserer Garage. Mit 5 anderen Jungs und meinem Bruder. Allein. Neben mir saßen Ace und Jayden auf einem dreisitz Sofa.
Wieso habe ich mich überreden lassen?

Hunter, Asher und Alec spielten die Instrumente, während Aiden wieder zu dem Lied "Could have been me" sang. Es klang wie erwartet gut und ich konnte es kaum glauben, zuzugeben, aber ich könnte ihm stundenlang zuhören.

Als sie fertig waren setzten sie sich wieder und fingen an zu reden über irgendwas. Ich hörte kaum zu weshalb ich auch nicht mitbekam, dass das Gespräch nun auf mich gelenkt wurde.

"Was?", fragte ich, da ich die Frage von Aiden nicht mitbekam. Er lachte daraufhin leise und wiederholte seine Frage:"Ich habe gefragt, ob du gerne das Solo haben möchtest?"

Ich starrte ihn perplex an. Das hat er nicht ernsthaft gefragt, oder? Hat er etwa gerade nicht zugehört oder was? Wie kommt es eigentlich, dass diese Proben immer damit enden, dass mir eine Frage gestellt wird?

"Ähm ... Ich kann nicht singen.", sagte ich, was aber nicht sehr überzeugend klang.

"Sagt wer?", kam es jetzt aus Alec heraus.

"Ihr wollt das bestimmt nicht hören. Das klingt nicht schön, wenn ich singe!", sagte ich nun.

"Ace hat aber etwas anderes erzählt!", entgegnete Hunter.

Ich stieß meine Luft aus und wollte gerade ansetzen zu sprechen.

"Du kannst ja auch nur Klavier spielen!", schlug Jayden vor.

Ja noch besser, aber wenigstens war er auf meiner Seite.
"Ich habe ja nicht mal vor euch gesungen, also könnt ihr auch nicht beurteilen, ob ich geeignet für das Solo wäre!", versuchte ich mich zu verteidigen. Ich dachte, dass ich sie jetzt überzeugt hätte, aber das ging absolut nach hinten los.

"Dann wäre doch jetzt der perfekte Zeitpunkt für dich, vor uns zu singen, sodass wir dir danach das Solo geben können!", sagte nun wieder Aiden.
Er ging direkt davon aus, dass ich singen konnte? Aber er hat mich doch noch nie gehört?

Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Er hat mich in der Bibliothek singen hören.
Ich senkte meinen Blick sofort und merkte, wie mir langsam warm wurde.

"Komm schon Lizzy! Du kannst doch wenigstens ein kleines Stück auf dem Klavier spielen!", sagte Ace nun.

Ich funkelte ihn böse an. Was bildete er sich ein, mich im Stich zu lassen? Wir waren Zwillinge!

Unter dem Ausstoßen meiner Luft wisperte ich leise ein "Nagut" und gab mich geschlagen.
Ich stand auf und lief auf das Klavier zu, das in unserer Garage stand. Es war ein altes von früher, das wir hier her gestellt haben, als ich das neue bekommen habe. Es war ein wenig verstimmt, aber es tat noch.

Ich ging darauf zu und spürte die brennenden und neugierigen Blicke auf meinem Rücken. Zum Glück stand es so, dass ich sie nicht ansehen musste. Ich setzte mich langsam hin und legte meine zitternden Hände auf die weißen Tasten vor mir. Ich atmete ein paar mal tief ein und aus, um mich ezwas zu beruhigen. Doch es half nichts. Meine Hände zitterten nur noch schlimmer. Ich konzentrierte mich völlig auf das Klavier und die Noten, die vor Aufregung wirr durch meinen Kopf schwirrten und nichts als Kopfschmerzen verursachen würden. Ich versuchte so gut es ging die Jungs auszublenden, aber bei jedem Gedanken daran, dass sie mir zuhörten und viel zu viel von mir erwarteten, setzte mein Herz einen Schlag aus.

Ich überlegte kurz, mich umzudrehen und zu sagen, dass ich das nicht will und sie mich nicht dazu zwingen könnten, aber das wäre schon ziemlich bescheuert, wenn ich sowas abziehen würde.

Als ich bereit war, loszulegen, klingelte ein Handy. Ich schreckte auf und sah zu dem Tisch auf dem es lag. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich merkte, wessen Handy das war und weshalb es klingelte

Die Cupcakes!