Am nächsten Tag stand ich wieder einmal müde wie ein Murmeltier aus meinem warmen Bett raus. Mein schön warmes Bett, das mich wieder mit seiner Wärme anlockte.
Der Gedanke, heute einfach in meinem Zimmer zu bleiben, gefiel mir eigentlich ganz gut. Das gestern mit Carter musste ich erst einmal verarbeiten. Außerdem will ich ihm heute nicht über den Weg laufen. Das wäre sehr peinlich.Aber ich kann nicht. Dann würde ich alles aus dem Unterricht verpassen!
Widerwillig zog ich mich an. Ein enger braun-beige karierten Rock, der bis zur Mitte meines Oberschenkels ging, darunter eine schwarze transparente Strumpfhose, ein enges schwarzes Langarmshirt und schwarze Plateau Schuhe. Um meinen Hals legte ich eine silberne Kette mit einem einfachen weißen Edelstein in der Mitte. Meine Oma hat sie mir zu meinem letzten Geburtstag geschenkt.
Meine braunen Locken ließ ich über meine Schultern offen hängen, da ich keine Lust hatte, sie irgendwie zusammen zu binden oder irgendwas damit zu machen.Cassie war in ihrem Kleidungsstil eher das genaue Gegenteil von mir. Genau wie mein Bruder. Sie trug immer weite dunkelblaue Jeans mit irgendwelchen Obersize Tshirts mit Bands und Serien drauf. Manchmal wenn es Kalt ist, dann zieht sie darunter ein langarmshirt und gut ist. Aber ich habe sie noch nie ohne Oversize Tshirt gesehen. Außer sie trägt einen Oversize Pullover darüber.
Ich ging mit Cassie aus dem weißen Raum und steuerte die Cafeteria an. Ich verhungere gleich ohne Frühstück.
Wir aßen dort und gingen danach zu unserem Unterricht.
Bis jetzt bin ich Carter und auch sonst niemandem über den Weg gelaufen. Ich hoffe, das bleibt für heute aich so. In den ersten beiden Stunden hatte ich eigentlich mit ihnen Unterricht, aber sie waren irgendwie beide nicht da.Nach der Stunde packte ich langsam meine Sachen zusammen und ging mit meiner Tasche auf dem Rücken aus dem Raum, auf die Bibliothek zu. Dort setzte ich mich immer in Pausen hin, da dort sowieso nie viele Menschen waren. Irgendwie mag hier niemand Bücher außer ich. Das konnte ich nicht verstehen.
Ich ging durch die Flure und müsste nur noch einmal rechts abbiegen und dann durch die schwere Holztür gehen, aber ich hörte viele Schüler laut schreien und reden. Dazu hörte man ein wütendes Gebrüll, das ich nicht zuordnen konnte. Ich sah in den Flur links von mir und entdeckte dort eine große Traube an Schülern, die sich um irgendwas herum stellten. Sie fieberten regelrecht bei etwas mit. Eigentlich störte mich sowas nicht, aber es interessierte mich schon, was dort passiert ist.
Ich ging schnellen Schrittes auf die Menschenmenge zu und stand nun hinter einer Wand aus Schülern.
Man ist das ätzend klein und zierlich zu sein!Ich drängte mich einfach durch die schreiende Menge und drückte hier und da mal gegen irgendwelche Oberkörper, um wenigstens etwas mitzubekommen.
Meine Güte ist das laut hier! Wenn ich mich hier mal lang dränge, dann bekomme ich einen Ellenbogen in meine Rippen und wenn ich woanders lang gehe, dann wird mir mit voller Lautstärke ins Ohr geschrien.Ich musste mich nur noch an ein zwei Personen vorbei quetschen und wäre dann soweit, gut etwas erkennen zu können.
Jetzt konnte ich schon zwei große Gestalten erkennen. Daher ging ich davon aus, dass es sich um zwei Jungs handeln müsste. Sie rangen auf dem Boden und versuchten gegenseitig die Oberhand zu gewinnen. Sie schlugen Wild aufeinander ein und aus jeder Ecke kamen irgendwelche Rufe. Ich konnte erkennen, dass es zwei Jungen waren. Der eine hatte braunes Haar und der andere hatte blondes. Mehr konnte ich nicht erkennen.Ich kämpfte mich weiter nach vorn und stand fassungslos dar, als ich sah, wer dort auf dem Boden lag und sich prügelte. Mir stockte der Atem.
Waren Carter und Aiden nicht Freunde?
Warum prügeln die sich jetzt?Ich stand einfach nur da und sah ihnen zu. Carter lag auf dem Boden und Aiden saß über ihm. Er schlug mit seiner Faust auf Carters Gesicht ein, das schon ganz blutig war. Immer wieder schlug er mit seiner blutverschmierten Hand auf ihn ein. Total fixiert auf was er dort tat. Er wirkte total bedrohlich. So habe ich ihn noch nie gesehen. Sonst war er immer sehr ruhig, wenn auch nicht sonderlich nett zu mir, aber das war schon sehr verängstigend.
Aiden scheint aber auch schon etwas abbekommen zu haben, denn er hatte eine kleine Platzwunde am Auge. Langsam stieg Angst in mir auf. Mit ihm war ich allein in der Bibliothek eingesperrt. Wenn ich jetzt so sah, zu was er im Stande war, bekam ich ein flaues Gefühl in meinem Magen.Carter versuchte sich zu wehren indem er eine Arme schützend vor sein Gesicht hielt. Er wand sich unter Aiden.
Ich hörte die anderen Schüler gar nicht mehr. Ich blendete sie einfach aus."Warum hast du das getan?!", rief Aiden Carter zu. Man konnte ihn sehr schlecht verstehen, da er seine Zähne sehr stark aufeinander presste. Er muss unglaublich wütend sein. Er ließ Carter nicht einmal die Chance zu antworten.
Plötzlich wurde es ganz leise und das Gerede verstummte langsam. Ich war total verwirrt, weil das alles so plötzlich geschah. Man konnte nichts mehr hören, als hätte man auf lautlos gestellt.
Die plötzliche Stille schien auch Carter und Aiden zu verwirren. Aiden wollte gerade zu einem Schlag ansetzen, als er mitten in der Bewegung inne hielt und sich umsah. Sein Gesichtszug von wütend auf verwirrt verstellt. Er atmete sehr laut und schnell. Es schien ihn angestrengt zu haben. Als sein Blick an mir hängen blieb, wirkte er überrascht und plötzlich so als würde er bereuen, was er dort getan hat. Er sah mir für ein paar Sekunden in die Augen, bis ich realisierte, dass alle wegen mir leise geworden sind. Um mich herum waren zu jeglicher anderen Person mindestens ein Meter Abstand. Ich stand mitten im Kreis und ein Stück von mir entfernt lagen Carter und Aiden auf dem Boden.Jemand ging zu den beiden und drückt Aiden leicht zur Seite. Sein Blick lag immer noch auf mir. Er ließ sich selber von Carter auf den Boden sinken und saß nun auf seinen Knien neben Carter. Diesem wurde von Brandon aufgeholfen, sodass er stand. Er hielt sich mit seiner Hand seine Nase, aus der Blut lief. Er atmete ebenfalls schwer und keiner sagte bis jetzt etwas. Niemand wagte es etwas zu sagen.
Brandon stützte Carter, der gehässig zwischen mir und Aiden hin und her blickte. Aiden sah immer noch nur mich an.Ich merkte nun, dass sich die Blicke der anderen in meinen Rücken brannten. Das war zu viel Aufmerksamkeit. Ich muss hier weg!
Warum sehen die mich eigentlich alle an? Warum stehe ich überhaupt hier im Kreis?"Ich hab sie nicht mal geküsst, falls es das ist, was du wissen wolltest!" , brach Carter die Stille. In seiner Stimme hallte ein hauch von Wut, aber größtenteils war darin Missbilligung zu hören. Aidens Blick wich von mir zu ihm.
Ich nutze die Chance und löste mich aus meiner Schockstarre. Alle Blicke waren wieder auf die beiden gerichtet. Ich senkte meinen Blick. Dann drehte ich mich um und wollte gehen. Ich wollte einfach weg da und meine Pause weiter genießen. Die dürfte aber auch gleich vorbei sein.
Ich drängte mich durch die Menge, die auch in einer Art Schockstarre waren. Niemand ging zur Seite oder machte die Anstalten zur Seite zu gehen. Ich drängte mich hindurch und verschwand hinter der Wand aus Schülern.
"Ich hab sie nicht mal geküsst."
Wen denn geküsst? Und warum haben die sich geprügelt?
Haben die da über mich...Nein, das kann nicht! Ich bin denen doch egal!
Aber warum haben mich dann alle angestarrt?"Lizzy! Lizzy, warte!", rief Aiden mir hinterher. Es klang fast flehend.
Ich ließ mich aber nicht beirren und lief, man konnte eher sagen sprintete auf die Bibliothek zu. Ich musste mich irgendwo abregen und über die Situation nachdenken. Da waren so viele Fragen."Lizzy, jetzt warte doch mal!", sagte er nun in einem schärferen Ton. Ich zuckte zusammen. Nach der Situation gerade kann er zu allem fähig sein. Theoretisch könnte er mir auch einfach so die Nase brechen und es wäre nicht mal anstrengend für ihn.
Trotzdem lief ich weiter. Ich hörte, dass er mir nach lief. Ich riskierte keinen Blick zurück, doch konnte sagen, dass er ziemlich schnell hinter mir her lief.
Ich öffnete die Tür und ließ sie hinter mir fallen.
Mir kam der Gedanke, dass ich mich irgendwo in der Bibliothek zwischen den Bücherregalen verstecken könnte.Ich ging weiter in den Raum auf die Regale zu.
"Lizzy, stop!", rief er jetzt wütender. Ich zuckte erneut zusammen, doch hatte ich jetzt keine Zeit wegzulaufen, denn er hielt mich an meinem Arm fest und drehte mich zu sich. Er drückte meinen Arm fest und ich atmete schneller.
Seine blutverschmierte Hand hielt meinen Arm fest und ich konnte mich nicht mehr bewegen. Ich starrte auf den Arm und begann zu zittern.
"Lass mich los!"
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Three little Papers
RomanceLizzy Baker ist das schüchterne Mauerblümchen des Castle Beaumont Internats und die Zwillingsschwester von einem der beliebtesten Jungs der Schule. Lizzy will mit ihren guten Noten nur unbemerkt die Schule beenden und auf gar keinen Fall in den Vord...