Kapitel 35

1.9K 68 0
                                    

„Hier sind die Süßigkeiten, draußen in dem großen Kühlschrank sind die Getränke und die Kurzen ... Die sind in dem kleinen Kühlschrank im Abstellraum!", sagte meine Oma, während sie ihr Weinglas schwänkte und dabei kicherte, als wäre sie zurück in ihren Zwanzigern. Seit ich hier angekommen bin hat sie schon zwei große Gläser Lillet auf.
„Die Männer grillen dann heute Abend. Du müsstest einfach ab und zu mal rumfragen, ob jemand etwas trinken möchte, und die Süßigkeiten auffüllen. Aber am wichtigsten ist, dass du uns Gesellschaft leistest und mit uns trinkst!", sie hob ihr Glas und setzte es an ihren Mund. Dann klopfte sie neben sich auf das Sofa und sagte:"Setzt dich! Die kommen immer etwas später!"
Ich folgte ihrer Aufforderung und ließ mich neben sie auf das weiche Polster fallen. Ich scharrte mit meinem Fuß über den Teppichboden, während ich meine Luft ausstieß.
Ich sollte so langsam mal zu einem Entschluss kommen, was den Wettbewerb angeht. Aber wie sollte ich mich entscheiden? Es gab kein Richtig und auch kein Falsch. Beides wäre in Ordnung, aber... keine Ahnung!
„Lizzy Schätzchen, wie wäre es, wenn du aufhörst, meinen schönen Teppich zu demolieren und mir etwas schönes auf dem Klavier vorspielst, mh?", ich sah auf in das durch die Zeit faltrig gewordene Gesicht meiner Oma. Sie nickte mir aufmunternd zu und lächelte dabei.
Ich stand auf und ging auf das alte Klavier zu. Ich setzte mich daran und spielte ihr noch einmal ihr Hochzeitslied vor, von dem sie so begeistert gewesen war.
„Guck mal hier!", sagte sie mit aufgeregter Stimme.
Gänsehaut. Überall. Ihr ganzer Arm sah aus, als wäre sie ein Igel.
„Das klang wunderschön, Lizzy! Kannst du mir noch etwas vor-"
Ein Klingeln unterbrach sie mitten im Satz. Meine Großmutter sah überrascht auf und hob einen Finger, während sie sagte:"Die Gäste sind da!" Dann sprang sie vom Sofa auf und verschwand schnell mit ihrem fliegenden Kleid im Flur, um den Gästen die Tür zu öffnen. Damit ließ sie mich an dem alten, aus Eiche angefertigtem Klavier in totaler Stille sitzen. Das Einzige, das noch laut durch meinen Kopf fegte, war der Gedanke an den Wettbewerb. Ich saß auf dem Holzhocker und starrte in das Wohnzimmer herein.
Aus dem Augenwinkel sah ich eine große Gestalt in der Tür stehen. Ich sah auf und fand gleichzeitig einen Weg aus meiner chaotischen Gedankenwelt.
„Jayden!", rief ich erfreut sehr laut durch das Wohnzimmer,"Was machst du denn hier?" Ich sprang auf und lief auf ihn zu. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Ich ging zu ihm und stellte mich seitlich vor ihn. Er umarmte mich halb von der Seite mit einem Arm und wuschelte mir mit seiner anderen Hand durch meine Haare.
„Hey!", rief ich und fing an zu lachen, weil ich auch versuchte, seine Frisur zu zerstören, aber nicht dran kam. Er war einfach viel zu groß! Ich sprang wie eine Verrückte vor ihm her, um irgendwie an seinen Kopf zu kommen.
Jayden beugte sich leicht runter, damit ich besser an seinen Kopf ran kommen könnte. Ich schnappte nach Luft und stemmte meine Hände in meine Hüfte. Ich versuchte so ernst wie möglich zu gucken.

"Das ist Betrug!", sagte ich und konnte mir mein Grinsen nicht verkneifen. Es fing bei einem leichten Grinsen an, das immer größer wurde, bis mir ein Geräusch entkam, das ähnlich wie ein startendes Auto klang und ich letztlich doch in tosendes Gelächter ausbrach. Trotzdem hob ich meine Hand und zerstörte Jaydens Frisur.
Er stellte sich wieder gerade hin und fuhr sich mit seinen Händen durch seine Haare in der Hoffnung, er würde sie wieder richtig stylen.

"Deine Oma hat mich gefragt, ob ich ihr bei einer Party helfen könnte!", erklärte er,"Wo ist Ace eigentlich?" Er sah mich fragend an, während er weiter in das Wohnzimmer rein ging. Ich ging ihm nach und setzte mich wieder auf den ungemütlich Klavierhocker. Jayden lehnte sich gegen die Sofalehne und verschränkte seine Arme vor seiner Brust. Dabei konnte man seine Muskeln in den Armen arbeiten sehen.

"Der hat was wichtiges vor!", sagte ich, während ich ungläubig nickte," Nein, er meinte, dass er sich heute mit jemandem trifft."

Jayden sah mich grinsend an und zog seine Augenbrauen hoch. Sein Gesicht drückte Unglauben aus.
"Genau so habe ich auch geguckt.", lachte ich.

Three little Papers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt