Kapitel 27

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Hätte ich den Zettel doch bloß nicht geöffnet...

Wut begann in mir aufzusteigen. War das sein Zettel? Und auch seine Aufgabe?
Ich konnte es einfach nicht fassen!

Wütend stapfte ich hinter ihm her. Die Sonne verging genau wie meine gute Laune. Sie wurde von Wolken verdeckt und es wurde kälter ohne die wärmenden Sonnenstrahlen. Aiden war schon fast am Baum als ich an ihm vorbei stürmte und mich mit verschränkten Armen vor ihn stellte.
Er sah mich fragend mit hochgezogenen Augenbrauen an. Doch trotzdem blieb sein Gesichtsausdruck kühl, emotionslos wie eine Maske.

Ich spürte schon fast wie Dampf aus meinen Ohren stieg. Meine Augenbrauen zog ich tief in mein Gesicht.

"Was soll das?", fragte ich ihn aufgebracht und hielt ihm den Zettel vor sein Gesicht. Für einen kurzen Moment bekam seine Maske einen Riss. Etwas wie Panik oder Furcht huschte über sein Gesicht, bevor er seine Maske richtete und mich wieder einmal fragend, aber emotionslos ansah.
Der Himmel verdunkelt sich. Es bahnte sich etwas an und das nicht nur auf das Wetter bezogen.

"Was ist das?", stellte er sich dumm.

Meine Augenbrauen zogen sich noch tiefer in mein Gesicht, falls das überhaupt noch ging.
"Was das ist?! Oh, ich kann dir vorlesen was darauf steht!", sagte ich aufgebracht mit lauter Stimme. Ich faltete den Zettel auseinander und sah darauf. Ein Tropfen fiel vom Himmel und verschmierte die Tinte auf dem Papier.

"Bringe die Streberin Elizabeth Baker dazu, dich zu küssen!", las ich die Aufgabe vor. Meine Stimme war ruhiger als zuvor. Ich sah auf in zwei mir bekannte braune Augen, die auf unschuldig taten, und ließ meine Hände fallen. Ich wartete. Ich wartete auf irgendeine Antwort oder einen Kommentar, aber er sah mich nur kühl an und erwiderte nichts.

Tränen stiegen in meine Augen.
"Streberin? Das bin ich also für euch? Nur die nervige Mitschülerin, die nichts anderes als Schule im Sinn hat?", fragte ich ihn aufgebracht und verzweifelt, während ich ein paar Schritte auf ihn zu machte. Es grummelte.

Ich wollte so nicht genannt werden! Und schon gar nicht von ihm! Sie sehen mich immer nur als Streber und nutzen das aus! Ich dachte ich hätte ihn irgendwie ins Herz geschlossen, aber das war ja jetzt egal.
Nun schien seine Maske zu bröckeln.

"Hör zu-", setzte er an, doch ich unterbrach ihn.

"Gehört der Zettel dir?", fragte ich ihn nun kühl und brachte wieder Abstand zwischen uns. Ich versuchte ihn ruhig zu fragen, ohne irgendwie meine Fassung zu verlieren. Er sagte nichts und sein Blick schweifte über die Wiese. Er wich meinem Blick aus.

"Ist das deine Aufgaeb?",fragte ich mit etwas mehr Nachdruck.

Er zögerte.

"Nein."

Er sah mich entschuldigend und auf irgendeine Weise ehrlich an. Ein Teil von mir wollte ihm glauben, aber...

"Warum ist der dann aus deiner Pullovertasche gefallen?!", fragte ich ihn, während Wut wieder die Oberhand gewann. Er antwortete nicht.
Ich fragte erneut, aber diesmal etwas lauter.
Es passte alles zusammen. Er hatte Carter auf dem Flur verprügelt und darauf hat er gesagt, dass Carter diese Aufgabe gehabt hätte. Aiden hatte sich schon vom ersten Tag an so verhalten. Dazu noch das in der Bibliothek. Er hat mir noch nie den Zettel gezeigt mit seinen Aufgaben. Außerdem hat er immer nur gesagt, dass er die gleiche Aufgabe hat wie ich. Vielleicht hat er auch nur so getan, als hätte er die gleich Aufgabe wie ich. Vielleicht hat er sich das alles ausgedacht und mich angelogen.

Ich hoffte Innständig, dass es eine plausible Erklärung geben würde, warum er den Zettel hatte. Vielleicht hat Carter ihm den gegeben oder...

"Weil ... er mir zugesteckt wurde.", sagte er und ich realisierte, was er da gerade gesagt hat.
Also war es doch seiner!
Ich hob meine Hände zu meinem Kopf und drehte mich von ihm weg. Ich ging auf den Baum zu, nur um dann zu merken, dass die Regentropfen stärker und vermehrt vom Himmel fielen.

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