Kapitel 26

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Ist das nicht viel zu viel für eine Person?

Diese Gedanke schoss mir immer und immer wieder durch den Kopf.

Wer würde mir helfen?
Gäbe es überhaupt jemanden, der mir helfen würde?

Es ratterte in meinem Kopf. Ich merkte schon wie Dampf aus meinen Ohren stieg und sich langsam aber sicher Panik in mir breit machte.

Gleich wäre es soweit. Es war nun schon Mittwoch und 13 Uhr. Ich starrte wie hypnotisiert auf die Uhr an der Wand und wartete nur noch auf das Klingeln, das den Unterricht beendete.
Langsam bewegte sich der Sekundenzeiger nach oben und ich glaubte, jeden einzelnen Schlag zu hören. Es fühlte sich an, als hätte jemand die Zeit verlangsamt. Mit dem letzten Schlag zur Zwölf klingelte es.

Mein Herz setzte einen Schlag aus. Ich packte meine Sachen zusammen und ging langsam auf die Cafeteria zu. Dort aß ich langsam etwas und ließ mir so viel Zeit wie nur möglich. Cassie tauchte heute gar nicht auf. Das war echt seltsam.

Ich schluckte meinen letzten Bissen herunter und wusste nicht, wie ich mich ablenken sollte, damit die Zeit schneller rum gehen würde. Ein weiterer Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich mich so langsam mal auf den Weg machen sollte.
Ich ging aus dem Raum und verließ das Gebäude. Meine Tasche hatte ich schon in mein Zimmer gebracht und mir dann ein Tshirt angezogen, da es für den Oktober doch noch recht warm war. Darüber habe ich mir eine graue Strickjacke gezogen, falls es doch etwas frisch draußen war.

Ich ging auf die Streuobstwiese zu und dort fand ich wie erwartet mehrere Körbe mit Zetteln drin. Ich griff nach ihnen und öffnete den Zettel. Darauf stand geschrieben:

"Sammelt das gesamte heruntergefallene Obst ein und packt es in die Körbe, die hier stehen."

Widerwillen nahm ich einen Korb und begann bei den Äpfelbäumen. Dort würde das meiste Obst liegen.

Auf dem Zettel stand "Sammelt". Mehrzahl. Das müsste heißen, wir wären mindestens zwei Personen. Aber wenn wir wirklich mit mehreren das zusammensammeln sollen, wo bleiben die dann?

Ich bückte mich, um den ersten Apfel aufzusammeln und schmiss ihn schon fast in den Korb. Das wiederholte ich immer und immer wieder. Immer das gleich. Aufheben und in den Korb, aufheben und in den Korb. Wenn ich so weitermachen würde, dann hätte ich bald Apfelmus in dem Korb.
Dazu kam noch die Sonne, die mich fast zum überhitzten gebracht hat. Mir wurde so unfassbar warm in meiner Jacke. Ich zog sie mir aus und legte sie zu den Äpfeln in den bis oben hin gefüllten Korb mit dem roten Obst.

Ich war nun mit dem ersten Baum fertig und habe dafür ungefähr 20 Minuten gebraucht.

Ich schleppte den schweren Korb mühsam und angestrengt über die Wiese zurück zu den anderen Körben, die an einer alten Gartenhütte standen. Sie war aus Holz und drohte, jeden Moment auseinander zu fallen. Sie war schon ganz grün und mit Efeu überwachsen.
Ich stellte den Korb wieder dorthin und wischte mir den Schweiß von meiner Stirn.

Aus dem Augenwinkel sah ich eine Person, die auf mich zu kam.

Endlich! Endlich würde mir jemand helfen!

Ich legte meine Hand an meine Stirn und schirmte somit die Sonnenstrahlen ab, damit ich die Person besser erkennen könnte. Die Person war von breiter Statur und hatte kurze Haare. Er trug eine weite hellblaue Jeans und ein dunkelblaues weites Tshirt. Er kam direkt auf mich zu und mit jedem Schritt konnte ich mehr erkennen. Und auch besser erkennen, welche Person auf mich zukam.

Mir rutschte mein Herz fast in die Hose! Endlich gute Gesellschaft!

-

Jayden kam mit einer Sonnenbrille in seinem Gesicht auf mich zu. Kurz vor mir nahm er seine Brille ab und kam zum Stehen.
"Ich habe vorhin gesehen, dass du hier her gegangen bist. Was machst du hier so ganz allein?", fragte er und kniff seine Augen zusammen wegen der Sonne.

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