Und so setzten wir unseren Weg fort, durch die endlosen Weiten der Brandwüste und die Ruinen ihrer verlassenen Gebäude. Ein Weg, der sich wie eine Reise durch die Zeit anfühlte, als ob die Welt in einem Schlaf verharrte, denn nichts veränderte sich.
Die dunkle Nacht umgab uns, und nur das sanfte Glitzern der Sterne über uns spendete uns ein wenig Licht, als wir immer weiter ins Ungewisse gingen.
Jorge schien jedoch zu wissen, wohin er ging, und führte die Gruppe durchs trockene Terrain. Er war nur eine dunkle Silhouette, die einen Rucksack geschultert hatte, und mit jedem Schritt wippte sein Rucksack im Takt. Schweigend setzte er einen Fuß vor den anderen, gehüllt in ein Schweigen, das zu einem Teil von ihm geworden war. Sein stilles Begleitstück, ein Accessoire der Entschlossenheit, welches er nicht so schnell loslassen würde. Es schien fast so, als genösse Jorge diese stille Atmosphäre in vollen Zügen.
Gemeinsam bewegten wir uns durch die Dunkelheit, das Knirschen des Sandes unter unseren Schuhen begleitet vom leisen Wind der Nacht. Nur das Atmen unserer Gruppe war zu hören und es war fast schon friedlich.Ja, fast, denn mein Inneres ist nicht friedlich.
Ich war aufgekratzt, weil mich Jorge nervte.Es störte mich zutiefst, dass unser Führer kein Wort von sich gab, obwohl er zuvor, als wir noch alle kopfüber gehangen waren, der Redeschwinger schlecht hin gewesen war, ein Meister der Worte konnte man fast schon sagen.
Es war demnach auch nicht verwunderlich, dass ich mein Tempo, als ich diesen Gedankengang beendet hatte, etwas beschleunigte. Meine Füße marschierten schneller über den sandigen Untergrund, während ich mein Augenmerk auf Jorge richtete. Schritt für Schritt kam ich ihm näher, und jedes Mal, wenn ich auf dem rutschigen Sand ins Straucheln geriet, fluchte ich leise.Ich hasse Sand!
Das verlassene Gebäude war längst hinter uns, nachdem wir einen kurzen unterirdischen Tunnel durchschritten hatten, der uns ins Freie geführt hatte. Nun schritten wir durch die offene Wüste, die langsam erste Anzeichen von Vegetation zeigte. Graue, widerstandsfähige Büsche boten uns Gesellschaft, während wir unbeirrt voranschritten und ich zu Jorge aufholte.
Von hinter mir bekam ich interessante Blicke von den anderen, doch diese hinderten mich nicht daran, meine Stimme zu erheben: "Also, du weißt ganz genau, wo es lang geht?", fragte, als ich endlich neben Jorge herlief. Seine Augen wanderten kurz zu mir, und es schien, als ob sein Kopf ratterte, überrascht von der plötzlichen Ansprache. Offenbar hatte er nicht erwartet, dass jemand das Schweigen brechen würde. Wir vielleicht nicht einmal, in der Lage dazu wären, unsere Münder zu benutzen, um mit ihm ein Gespräch zu beginnen.
Doch zu meiner Überraschung nickte der Mann, der vermutlich in seinen Vierzigern oder Fünfzigern war, bestimmt. Sein Blick verriet keinerlei Anzeichen, dass er zuvor knapp zwei Stunden lang geschwiegen hatte. Als ob er genau wusste, wann es an der Zeit wäre, das Schweigen zu brechen, um uns Antworten zu liefern.
Selbstverständlich störte mich das, weil man sich von ruhigen Menschen in der Brandwüste am meisten in Acht nehmen müsste.Rosaly, ein lauter Mensch sagt meistens schnell, was er von einem will, wenn er auch oft Gewalt anwendet, hörte ich die Stimme meines Vaters zu mir sprechen, aber die ruhigen Menschen sind die gefährlichen; sie verbringen viel mehr mit Nachdenken. Sie denken darüber nach, wie sie dich auslöschen können, und zwar auf die beste Art und Weise. Sie sind die, welche dich so lange benutzen, manipulieren, sodass sich deine Realität verzerrt.
"Ja, sonst würde ich wohl nicht vorausgehen, stimmt's?", spottete Jorge selbstsicher und während er redete, durchzog mich ein inneres Verlangen, wieder zu den anderen zurückzukehren und weiter mit ihnen zu reden.
Natürlich blieb dieser Wunsch unerfüllt, denn die Fragen, die in der Luft hingen und über Jorges Absichten handelten, zogen mich magisch an. Denn der Grund, warum ich mit Jorge so ein überaus angenehmes Gespräch führte, war nicht meine Freundlichkeit oder mein Wunsch zu sterben. Nein, mein Antrieb war schlicht und einfach die Neugierde auf die Antwort der brennenden Frage, mit welcher Art von Mensch wir unseren Weg zum Rechten Arm bestritten, welche Gedanken und Hintergedanken in diesem Mann neben mir schlummerten.
Vertrauen war eben zu einer Rarität geworden. Und, auch wenn ich fest davon überzeugt war, dass Jorge dem Rechten Arm beitreten wollte, um Brenda und sich selbst eine bessere Zukunft zu ermöglichen, schadete ein gesundes Maß an Vorsicht nicht. Schließlich war Jorge auf dem Weg zu meinem Zuhause, und ich wollte wissen, welchen Gast ich da genau mit mir führte.
"Na ja, Menschen sagen viel, wenn der Tag lang ist", erwiderte ich schließlich, meine Antwort bewusst einfach gehalten, während unsere Blicke sich trafen. Jorges braunen Augen trafen auf meine blauen, und ich konnte eine Spur von Erheiterung sehen? Oder bildete ich mir das nur ein?
Als Jorge leise zu lachen begann, fühlte ich mich durch und durch verwirrt.
DU LIEST GERADE
Die Ewigkeit einer verdammten Reise | Newt Ff / Teil 2 ✔
FanfictionWicked ist nicht gut, ganz und gar nicht gut. Wir haben es geschafft, die erste Etappe gemeistert und sind im Glauben, dass alles gut sei, wir in Sicherheit wären, jedoch, die Wahrheit versteckt sich meist nicht weit entfernt von der Lüge. Das Mäd...