"Mit Gästen hab' ich jetzt nicht gerechnet."
Die Worte ließen mein Herz schneller schlagen und im dunklen Raum wurde es still. Noch stiller als zuvor, obwohl ich es nicht für möglich gehalten hätte. In meinem Inneren wuchs Angst heran, sauste durch meine Blutgefäße, bis sie meinen ganzen Körper einnahm. Ich war wie erstarrt, hielt den Atem an.
"Jetzt keine überstürzten Bewegungen", sprach die tiefe Männerstimme weiter, "außer ihr wollt wissen, wie es sich anfühlt, eine Kugel in eurem Körper zu haben."
Der Mann klang zu amüsiert, was mir noch mehr Angst bescherte, denn die Brandwüste beherbergte viele Psychopathen.
Was mich jedoch am meisten beschäftigte, war die Stimme, welche mir bekannt vorkam. Zumindest reagierte mein Körper auf sie. Meine Nackenhaare stellten sich auf, jedoch woher ich die Stimme kannte, war mir ein Rätsel, aber wahrscheinlich würde ich es bald erfahren; Rätsel waren eben dazu da, um gelüftet zu werden, sonst wäre ihre Existenz unnötig.Wenn ich jedoch in diesem Moment gewusst hätte, mit wem wir es zu tun haben, hätte ein paar Gebete im Voraus gesprochen...
Vorsichtig sah ich nach rechts zu Liv, die ihre Taschenlampe gegen den Boden gerichtet hatte. Der helle Lampenschein beleuchtete den dreckigen Boden und Staub tanzte umher. Auch meine Taschenlampe beschien den Fleck neben meinen Füßen und ich wagte es nicht, sie anzuheben.
Der Mann vor uns war ein schwarzer Schatten, der uns anstarrte. Ich wusste nicht, was nun geschehen würde. Würde er uns töten oder würde er zuerst herausfinden, dass wir von Wicked kamen? Beides waren trostlose Aussichten, denn in beiden Szenarien würden wir höchstwahrscheinlich unser Leben lassen.
"So, jetzt lässt ihr zwei Hübschen einmal die Taschenlampen und Waffen fallen und hebt eure Hände. Wir wollen ja nicht zu überstürzt an die Sache herangehen, zumindest habe ich genügend Zeit", meinte der Mann und obwohl ich mit dem Gedanken spielte, den Revolver zu ziehen, wollte ich nicht riskieren, dass ich somit die Situation zum Überkochen bringen würde. Sowieso wäre ich viel zu langsam, um den Mann erschießen zu können, da seine Waffe bereits gezogen war.
Klackernd fiel die Taschenlampe von Liv und die Brechstange auf den Boden. Rollend kam die Lampe zu einem Stillstand. Auch meine Taschenlampe fiel auf den Boden, anschließend folgte die Axt. Sie landete klackernd vor mir.
"Und jetzt schiebt die Waffen her", wies er an. Mit unseren Füßen schoben wir die Waffen weg.
"Jetzt geht zwei Schritte rückwärts, langsam!"
Wir taten, wie er wollte, und mein Kopf ratterte. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie wir dieser Situation entkommen sollten. Meine Handflächen waren bereits von einer dünnen Schicht Schweiß überzogen und meine Fingerspitzen waren eiskalt.
Unser Gegenüber setzte fort: "Gut und jetzt schau'n wir 'mal, wen wir hier haben", sagte er gelassen. Immer noch hielt er seine Waffe auf uns. Der Mann schien jedoch sehr überzeugt zu sein, dass wir ihm so schnell nichts tun würden. Eine Eigenschaft, die mir verriet, dass er zu viel von sich selbst hielt.Später kann man sich das vielleicht zu Nutzen machen, dachte ich und beobachtete den Mann, wie er zu einem Generator ging, der an der Wand auf einem Tisch stand. Er schaltete ihn ein und die Maschine begann zu laufen. Sie brummte, anschließend erleuchteten ein paar trübe Lampen den Raum.
Es war ein gelbliches Licht, das im folgenden Moment das Gesicht des Mannes preisgab. Um seine Lippen war ein rotbrauner Vollbart und seine dunklen Augen funkelten amüsiert auf. Sein Haar war braun, was ihm verschwitzt ins Gesicht hing. Er trug Stiefel aus Leder, eine beigefarbene Hose und sein Shirt war in Weiß. Nun, es sollte weiß sein, denn die Brandwüste und ihr Sand hatten sich darauf verewigt.
Jedoch blieb mir keine Zeit, den Mann bis ins kleinste Detail zu mustern, da mir anders zumute wurde. Meine Augen wurden größer und ich erkannte die Person der vertrauten Stimme.
Es handelte sich um niemand geringeren als Michal persönlich. Der Michal, der für Wicked arbeitete. Gearbeitet hatte, wenn man bedachte, dass er hier zu leben schien. In meinem Inneren kamen Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit in seiner Kammer der Worte an die Oberfläche.
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Die Ewigkeit einer verdammten Reise | Newt Ff / Teil 2 ✔
FanfictionWicked ist nicht gut, ganz und gar nicht gut. Wir haben es geschafft, die erste Etappe gemeistert und sind im Glauben, dass alles gut sei, wir in Sicherheit wären, jedoch, die Wahrheit versteckt sich meist nicht weit entfernt von der Lüge. Das Mäd...