Newt und ich saßen noch eine Zeit beisammen und genossen die gemeinsame Zeit, die wir in letzter Zeit so wenig gehabt hatten. Es fühlte sich jedoch seltsam an, zu wissen, wieder zu Hause zu sein. Ich fühlte mich so, als wäre ich eine Ewigkeit fort gewesen, doch auch so, als ob ich nie gegangen wäre. Wahrscheinlich hing das mit meinen zurückgekehrten Erinnerungen zusammen. Deshalb wollte ich nicht mehr darüber nachdenken.
In diesem Moment lehnte ich an Newt und genoss die Ruhe. Die Sonne war nun komplett verschwunden und mir fiel ein, dass ich noch mit den anderen sprechen wollte. Nachdem wir beim Rechten Arm angekommen waren, hatte ich nicht mehr mit ihnen gesprochen und ich wollte sie fragen, ob alles in Ordnung war. Ebenso wollte ich nachsehen, wie es Brenda ging, und mein Vater würde mich sicher heute noch länger bei sich haben wollen. Auch ich wollte wieder Zeit mit ihm verbringen.Ich will mir gar nicht vorstellen, wie er sich die letzten Monate gefühlt hat.
Mein Blick ging nach vorne zum Horizont. Die Steppe schien sich in die Unendlichkeit zu erstrecken. Bei jedem Atemzug atmete ich die trockene Luft ein, die in den letzten Minuten stetig kühler geworden war.
Die Brandwüste war schon etwas Besonderes, jede Wüste eigentlich, denn tagsüber war es unglaublich heiß, in der Nacht hingegen fror man ohne anständige Kleidung.
Unter mir der Stein hatte bereits seine gespeicherte Wärme aufgebraucht, doch Newt neben mir strahlte angenehme Wärme aus. Wir saßen nebeneinander, während mein Kopf auf seiner Schulter ruhte. Newt malte sanfte Kreise auf meinem linken Handrücken und war ebenfalls in Gedanken versunken.
Nach einigen weiteren ruhigen Atemzügen erhob ich meine Stimme: "Wir sollten langsam zurückgehen", sagte ich und entfernte meinen Kopf von Newts Schulter. Ich rückte etwas zur Seite, blickte in die mir vertrauten braunen Augen.
Newt wandte sich mir zu, erwiderte: "Stimmt", sein Blick ging hinauf zum Berghang, "Liv und Minho wollen sicher noch mit dir sprechen."
"Warum denn?", fragte ich schnell. Ich war aufgestanden und sprang langsam vom Stein, anschließend blickte ich nach oben zu Newt.
"Nichts Ernstes", lachte dieser, beschwichtigte mich, "Ich glaub', dass sich Liv bei dir entschuldigen will, aber das hast du nicht von mir."
Ich tat, als würde ich meinen Mund mit einem imaginären Schlüssel verschließen, und nickte dem blonden Jungen zu, der ebenso vom Stein sprang. Er landete neben mir, infolgedessen traten wir den Rückweg an.Wir umrundeten den Berghang und kamen wieder zum Camp. In diesem wurde für die beginnende Nacht vorbereitet sowie immer noch für den morgigen Aufbruch. Im Zelt hatte mir mein Vater erzählt, dass wir morgen an die Küste fahren würden, da er endlich, nach all den Jahren, seinen Traum eines Sicheren Hafen erfüllen wollte.
Er hatte mir erzählt, dass die Zeit ohne mich ihn daran erinnert hatte, dass er schon viel früher das Ziel eines sicheren Ortes vor Wicked verfolgen hätte sollen. Schließlich wäre ich so nicht gefangen genommen worden.
Jetzt war ich jedoch wieder hier, weswegen ich mich auf die Gegenwart konzentrierte. In dieser kam das Lager langsam zur Ruhe, wenn ich auch immer noch viele Blicke auf mir ruhen spürte, doch ich wusste, dass mich die anderen einstweilen in Ruhe lassen würden.
Aus diesem Grund erregten Newt und ich bloß Aufmerksamkeit; schließlich kannten die Mitglieder des Rechten Arms meine soziale Seite nicht. Meine meiste Freizeit hatte ich früher mit Trainings verbracht. Ich hatte mich jeden Tag jemand anderes angeschlossen, wenn mein Vater, Sara oder Marc keine Zeit für mich gehabt hatten. Anstatt alleine irgendwo herumzusitzen, hatte ich mir andere Beschäftigungen gesucht. Jemand, der mir etwas Neues über Waffen, Taktiken, Technik oder sonstiges beibrachte.
Selbstverständlich würde ich das in Zukunft weiter so tun, doch jetzt hatte ich Freunde, um die ich mich kümmern würde.Ich werde ihnen helfen, in dieser Welt zurechtzukommen.
Beschloss ich, während ich mit Newt durchs Lager schritt. Der Himmel über unseren Köpfen war grau und einige Feuerstellen im Lager waren entflammt worden.
"Wo hast du den jetzt die Regenplanen?", vernahmen meine Ohren eine Stimme.
Newt und ich kamen an einem großen Zelt vorbei, vor welchem allerlei Kisten standen. Einige waren halb offen, andere hatten ihren Inhalt am Boden verteilt. Ein Bild, das mich zum Grinsen brachte, denn eine verzweifelte Sara wühlte sich durch die Kisten, während ein genervter Marc neben ihr mit seinem Klemmbrett stand.
Sein rechter Fuß wippte ungeduldig auf und ab, während seine Piloten-Sonnenbrille immer noch auf seiner Nase saß. Eine Eigenschaft, die er wohl nie in seinem Leben ablegen würde.
"Laut dieser Liste hast du mindestens zehn Regenplanen in deinem Besitz."
"Jetzt nicht mehr...", erwiderte Sara keuchend, "Vielleicht sind sie schon im Jeep?"
"Oder im Zelt hinter dir?", fragte Marc.
"Nein, da hab' ich schon nachgesehen."
"Wirklich? Gründlich?"
"Ja..."
"Wenn ich da jetzt 'reingehe und die Planen finde, dann-", doch weiter konnte Marc nicht sprechen, denn Sara entdeckte Newt und mich, wie wir an ihnen vorbeigingen.
"Uh, sieh 'mal an, wen wir hier haben!", freute sich die Frau und wollte zu mir laufen, doch Marc hustete. Er sah die Braunhaarige streng an, der ihr Lächeln von den Lippen fiel. Aus traurigen Augen sah sie mir entgegen, meinte entschuldigend: "Tut mir leid, Rosaly, aber ich muss jetzt als Strafe Marc helfen. Und ich bin den ganzen nächsten Monat von den Außengrenzen abgezogen worden. Aber gut, ich hab's verdient. Kommst du später noch zu mir?"
"Ja, mach' ich", versprach ich der Frau und fing kurz den Blick von Marc auf, als ich mich mit Newt wieder in Bewegung setzte. Sein Blick gefiel mir nicht, als er Newt, anschließend mich musterte.
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Die Ewigkeit einer verdammten Reise | Newt Ff / Teil 2 ✔
FanfictionWicked ist nicht gut, ganz und gar nicht gut. Wir haben es geschafft, die erste Etappe gemeistert und sind im Glauben, dass alles gut sei, wir in Sicherheit wären, jedoch, die Wahrheit versteckt sich meist nicht weit entfernt von der Lüge. Das Mäd...