Rosalys Sicht:
Langsam lösten sich die Schleier der Benommenheit von meinem Geist, als ob ein sanfter Wind ihn behutsam beiseite fegte. Die Welt um mich herum begann allmählich, Konturen anzunehmen. Mein Herzschlag beruhigte sich langsam, doch die Erinnerungen an die Panikattacke, die mich zuvor übermannt hatte, nagten immer noch an mir wie bissige kleine Biester.
Immer noch saß ich am Boden. Kieselsteine drückten gegen mich, während meine Ohren das Gespräch der anderen um mich herum wahrnahmen. Liv erzählte den Jungs gerade, was passiert war, nachdem Jorge diesen seltsamen Typen, Marcus, vor sich hergeschoben hatte.
Ich schloss meine Augen, atmete tief ein, spürte, wie die Luft meine Lungen füllte und mich langsam zurück in meine eigene Haut brachte. Mein Verstand war nun klarer, die Gedanken nicht mehr von der Hektik der Panik verzerrt.Ich bin nicht mehr in Wicked Fänge; ich sitze in einer Stadt, umgeben von der Brandwüste, sprach ich mir zu, überredete meinen Kopf, dass ich in diesem Moment in Sicherheit war, wenn auch nur kurz.
Folgend zwang ich mich, mich auf die Details um mich herum zu konzentrieren. Die Sonnenstrahlen brannten unerbittlich auf die Welt nieder, warfen heiße Flecken auf den Boden. Staub tanzte in der Luft, ein sanfter Tanz, der mich faszinierte und meine Gedanken von der Dunkelheit ablenkte, die mich zu verschlingen drohte.
Ich fuhr mir durch mein Gesicht, atmete noch einmal durch. Anschließend stützte ich meine Hände auf den Oberschenkeln ab, als ob ich mir Gewissheit über meine eigene Festigkeit verschaffen wollte.
Der Innenhof, in dem wir uns befanden, lag still und verlassen da, umgeben von Gebäuden, die von der Zeit und den Elementen gezeichnet waren. Verwitterte Fassaden ragten in den bleichen Himmel, wie stumme Zeugen vergangener Pracht.
Der Boden war von Sand bedeckt. Es war eben eine apokalyptische Welt, in der jegliche Spur von Leben und Farbe zu verblassen schien. Doch inmitten dieser trostlosen Szenerie bewegten sich diese seltsamen jungen Menschen, welche in grellen Farben gekleidet waren und ihre Gesichter mit leuchtendem Make-up verziert hatten.Ich muss diese Menschen nicht verstehen, beschloss ich.
Für mich hatte es mein ganzes Leben nur den Rechten Arm gegeben, um gegen Wicked zu kämpfen.
Meine Weltanschauung stimmte nicht mit denen dieser Menschen hier überein, die trotz der Schwere des Lebens Partys veranstalten wollten.Ihre Aufmachung wirkte wie ein unnötiger Aufschrei gegen die düstere Realität, eine Rebellion gegen die Vergänglichkeit des einfachen Lebens.
Die bunten Menschen huschten zugedröhnt zwischen den verlassenen Gebäuden hin und her, als wären sie die letzten Überbleibsel einer längst vergangenen Zeit. Von einem der verlassenen Räume drang leise Musik nach draußen. Es war ein Klang, der nicht hierher gehörte, der sich jedoch hartnäckig seinen Platz in dieser Welt erkämpfte.
Und dann war da ich, nur am Boden sitzend, mein Blick auf die Szenerie gerichtet. Ich konnte mich nicht von dieser unwirklichen Darbietung losreißen. Die bunt gekleideten Jugendlichen, die inmitten der Verwüstung herumwirbelten, als ob sie die letzten Funken Lebensfreude bewahrten, wohlgemerkt komplett weggetreten.
Mein Blick schweifte über das Treiben, aber ich fand keine Worte für das, was ich sah. Es war, als ob meine eigene Existenz in diesem Moment mit der surrealen Szenerie verschmolz, als ob ich ein stummer Beobachter einer Welt wäre, die nicht mehr die meine war.Warum leben sie hier einfach nur und versuchen nichts zu verbessern? Ist Kämpfen für sie unnötig?
Aber wir müssen doch kämpfen; Wicked darf nicht gewinnen.Die Melodie aus dem fernen Raum drang zu mir, und ich spürte, wie sie meine Gedanken umspielte. Die Kontraste zwischen den welken Gebäuden, dem Sand und der lebendigen Energie der jungen Menschen waren überwältigend. Ein Rätsel, das ich jedoch nicht lösen wollte.
So saß ich einfach da, in meiner eigenen Stille versunken, während um mich herum die Welt in all ihrer seltsamen Pracht weiterging, als würde sie darauf bestehen, trotz allem zu existieren.
Und als ich aus dem Strudel meiner Gedanken kam, mir versichert hatte, dass ich wirklich hier war und nicht mehr gefangen in den Wirren meiner eigenen Ängste, nahm ich Pfanne wahr, der aus einem Gebäude kam.
Die Panikattacke mochte mich zwar vorübergehend besiegt haben, doch ich war immer noch am Leben. Mit jedem Atemzug kehrte ich ein Stück mehr zu mir selbst zurück, bis ich meinen Blick zu meinen Freunden schweifen ließ.
"Was ist mit diesem Michal geschehen?", fragte Minho im nächsten Moment.
Er musterte Liv, die neben mir am Boden saß. Ich hatte nicht mitbekommen, wie sie sich gesetzt hatte, doch jetzt antwortete ich anstelle von Liv: "Er ist tot, gestorben durch meine Hand und das ist auch gut so. Monster tötet man, lässt sie verrotten."
Zögerlich erhob ich mich, verdrängte den letzten Hauch des lästigen Schwindels. Ich sah noch einmal kurz zu Pfanne, der uns zu Jorge bringen würde.
Ich setzte mich in Bewegung, doch auf dem Weg dorthin, blickte ich zurück und sprach an Liv gewandt: "Die Wunde gehört gesäubert und neu verbunden, Liv. Hier gibt es bestimmt Alkohol und sonstiges. Ich werde Jorge fragen.", und mit diesen Worten ging ich in den Eingang, aus welchem Pfanne gekommen war, der, zusammen mit Teresa, Thomas nach drinnen trug.
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Die Ewigkeit einer verdammten Reise | Newt Ff / Teil 2 ✔
FanficWicked ist nicht gut, ganz und gar nicht gut. Wir haben es geschafft, die erste Etappe gemeistert und sind im Glauben, dass alles gut sei, wir in Sicherheit wären, jedoch, die Wahrheit versteckt sich meist nicht weit entfernt von der Lüge. Das Mäd...