1. Kapitel - Janson

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Alles, was ich hörte, war, wie sich die Rotorblätter des Helikopters lautstark im Kreis bewegten. Es war das Einzige, was ich wahrnehmen konnte, denn es war viel zu laut, um es ausblenden zu können. Es war eine stetige Erinnerung. Eine Erinnerung daran, dass nichts mehr so war, wie es noch vor ein paar Stunden der Fall gewesen war. Alles hatte sich verändert und ich hatte recht gehabt; die Welt außerhalb war keine Repräsentation von Frieden.
Mit dem Heli bewegten wir uns durch die Nacht. Es war seltsam, denn gerade waren wir von der Lichtung gekommen. Ein Ort, der einfache Lebensbedingungen aufzuweisen hatte, und nun bewegten wir uns durch die Luft mit einem metallenen Vogel.
Gleichzeitig war ich innerlich taub. Ich wollte nicht an die letzten Momente auf der Lichtung zurückdenken, wollte nicht an Chucks Tod denken.
Die Lichtung, unser Zuhause, war ein Trugbild gewesen, alles fake, ein Test. Dieser Test, dazu da, um ein Heilmittel gegen ein Virus zu finden. Der Brand, wie sie es nannten und wir sollten die Rettung sein? Kinder und junge Erwachsene sollten die Welt retten?
Einfach nur lächerlich.
Wie sollten wir die Rettung sein, indem man uns in ein Labyrinth sperrte? Uns körperlich und seelisch folterte? Uns den Tod von unseren eigenen Freunden zeigte?

Anscheinend ja...
Doch ich hatte nichts anderes von Wicked erwartet. Sie war krank und tot?
Ich wusste es nicht, doch Ava Paiges Leiche hatten wir gesehen. Beweis genug, eigentlich...

Dämmernd kehrte mein Verstand in die Realität zurück und das erste Mal sah ich die restlichen Lichter an. Newt saß dicht neben mir und erst jetzt bemerkte ich, dass unsere Hände fest miteinander verschlossen waren. Liv und Minho saßen neben Newt und Liv war auf Minhos Schoß eingeschlafen, mehr weggedämmert. Wir waren nur mehr wenige von einst so vielen. Mit mir und Newt waren noch Thomas, Teresa, Pfanne, Emilia, Liv, Minho und Winston. Die anderen waren alle tot. Gestorben aufgrund einer dummen Sache, nichts Ehrenhaftes, denn ihr Tod war unnötig gewesen. Er hatte niemandem etwas gebracht, nur Leid.
Das Nächste, was ich wahrnahm, war, wie der Helikopter langsam an Höhe verlor. Ruckelnd kamen wir dem Boden stetig näher und mein Bauch machte kleine Sprünge. Ich drückte mich wie von selbst enger an Newt, denn was die Zukunft bringen sollte, wusste niemand.
Das Rauschen der Rotorblätter drang in unsere Ohren. Ich blickte mich im Heli um und immer noch saß dieser Mann bei uns. Er und seine Gruppe hatten uns sozusagen gerettet. Wie es schien, handelte es sich um dieselbe Organisation, welche Wicked besiegt hatte, und nun hatte sie es sich zur Aufgabe gemacht, uns zu retten?
Keine Ahnung.
Ich wusste nur, dass wir in der Gegenwart dem Boden immer näherkamen. Alle von uns hatten geschockte Gesichter zu präsentieren. Zumindest Newt, Minho, Liv, Winston, Pfanne und Emilia hatten Jahre auf der Lichtung verbracht, doch das hier war nicht das, was sie sich vorgestellt hatten, sollten sie das Rätsel des Labyrinths je lösen.
Wir kamen am Boden an und sofort sprang einer der Männer nach draußen, wobei nur ein dumpfes Geräusch entstand, da er auf Sand gesprungen war, infolgedessen sah er sich in einer dunklen Nacht um. Er drehte sich zu uns um, brüllte aufgrund des Lärms: "Los, 'raus hier!"
Starker Wind wehte uns entgegen und bevor der Mann noch einmal seine Stimme erheben musste, war ich die Erste, die in die Nacht sprang. Draußen war es dunkel und ich bemerkte, dass Newt sofort an meiner Seite war. Seine Hand lag auf meiner Schulter, er drückte leicht zu. Auch für ihn war diese Situation schwer zu begreifen, für uns alle war diese Situation schwer zu begreifen.

Alles fühlt sich nicht real an...
So etwas kann doch nicht normal sein, verdammt!

Sand flog durch die Luft, da er durch den Helikopter aufgewirbelt wurde. Ich kniff meine Augen zusammen.
"Lauft in Richtung Gebäude!", kommandierte der Kerl, der vorher mit uns im Helikopter gesessen hatte. Indessen hatte er sich wieder seine helle Sturmhaube aufgesetzt, darüber eine runde Schweißerbrille. Seine Worte fanden in uns Gehör. So gut wie alle waren bereits aus dem Heli und bewegten sich auf ein Gebäude zu.
Es war riesig und zudem beleuchtet. Beleuchtet, da diverse Scheinwerfer angebracht waren, die es uns erleichterten, uns in der Dunkelheit zurechtzufinden. Nichtsdestotrotz war das Licht viel zu hell, warum sich die meisten eine Hand vor ihre Augen hielten.
Wind riss an meiner Kleidung, Sand tanzte in der Nacht. Ich setzte einen Fuß vor den anderen, als plötzlich Schüsse von hinter uns erklangen. Sofort blieb ich stehen, drehte mich um. Als Erstes sah ich Liv, Minho und Thomas, welche zur Gruppe aufholten, da sie die Letzten gewesen waren, die den Helikopter verlassen hatten, doch jetzt waren die drei ebenfalls zu einem Stillstand gekommen und starrten erschrocken zurück.
Einige der Männer hatten ihre Waffen gezogen und feuerten in die Dunkelheit, jedoch, worauf sie feuerten, wusste ich nicht. Eine kurze Zeit, ein paar Herzschläge, später ließen sich komische Schatten ausmachen, welche die Dünen hinabrollten. Sie sahen aus wie Menschen, oder vielleicht waren sie auch nur menschenähnlich.
"Da sind Cranks! Cranks!", gingen Schreie der Männer durch ihre Reihen und sie zogen ihre Waffen, schlossen sich dem Schussgefecht an.
Ich legte meinen Kopf schief, war seltsamerweise fasziniert von unseren Angreifern. Sie wirkten wie Zombies, wie sie irre auf uns und den Helikopter zuliefen. Unkoordiniert bewegten sie sich vorwärts, doch ich konnte sie nicht länger mustern.
Ich spürte, wie mich jemand an der Hand zog und dieser jemand war Newt. Er sah mich an und sprach: "Komm, wir müssen hier weg!", es war ein Weckruf und meine Beine setzten sich in Bewegung.
Zusammen rannten wir aufs Gebäude zu und während wir liefen, kamen uns von dem Gebäude immer mehr bewaffnete Leute entgegen, die ebenfalls anfingen, auf die Gestalten in der Dunkelheit zu schießen. Der Weg wurde durch viele Lampenpfosten beleuchtet. Auch ihr Licht blendete uns.
Wir kamen am Gebäude an, liefen durch ein großes Tor. Als die letzten hindurchgelaufen waren, schloss sich das dicke Eisentor mit einem dumpfen Geräusch und die Schüsse von außerhalb waren nicht mehr zu hören.

Die Ewigkeit einer verdammten Reise | Newt Ff / Teil 2 ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt