2. Kapitel - Nur ein Zufall?

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Das Wort Duschen hatte ich einstweilen nur mit den Duschen auf der Lichtung in Verbindung gebracht. Holzkabinen und ein kalter Eimer voll Wasser. Mehr hatten wir auf der Lichtung nicht gehabt, dennoch wusste unser gelöschtes Gedächtnis, wie eine richtige Dusche aussehen sollte. Warmes Wasser war also eine tolle Aussicht, die ich sehnlichst erwartete.
Liv, Teresa, Emilia und ich gingen gerade in Richtung der Frauen-Duschen und ich musste zugeben, es war ein eigenartiges Gefühl, von den Jungs getrennt zu sein. Sicher, wir gingen nur duschen, aber immer noch hatte ich so eine Beklemmung, die mich festhielt, ganz nah an sich gedrückt. Eine Beklemmung, da jetzt alles anders war. Die anderen glaubten, dass wir in Sicherheit waren, doch ich wusste mehr. Ich wusste, dass die einzige wirkliche Sicherheit beim Rechten Arm war und trauen tat ich Janson und diesem Ort hier nicht.

Ja, mir ist bewusst, dass ich es den anderen erzählen muss. Erzählen von meinen Erinnerungen an früher und warum ich eigentlich bei ihnen bin, dachte ich,
Niemand außer Thomas wusste, dass ich mich erinnern konnte. Er und ich hatten uns davon auf der Lichtung erzählt, als wir beide nicht schlafen konnten. Jetzt waren wir jedoch nicht mehr auf der Lichtung. Wir waren von seltsamen Menschen gerettet worden und waren hier. An einem Ort, den ich noch nicht verstand.

"Ich mag das nicht...", murmelte Liv dezent mürrisch und schien mein Misstrauen zu teilen. Teresa aber warf ihr einen Blick zu, der nur Verwirrung repräsentierte. Liv atmete einmal laut ein und aus.
"Ich mag es nicht, dass wir getrennt werden", sprach die ehemalige Läuferin Klartext und nun machte Teresa einen 'Aha-Gesichtsausdruck', blieb aber weiterhin still. Es war offensichtlich, dass die zwei Mädchen nicht die besten Freundinnen werden würden.
"Ich meine, du hast Minho sicherlich schon nackt gesehen, ist dein Drang so stark, zu ihm in die Dusche zu springen, Liv?", provozierte ich etwas, um die Spannung aus der Luft zu nehmen.
"Pf!", Liv sah mich zwinkernd an, "Nein, mein Drang ist unter Kontrolle, aber dein Trieb ist sicherlich viel größer, denn du hattest derweil noch nicht das Vergnügen, einen ganz bestimmten Jungen nackt zu sehen, wenn ich mich nicht täusche?", ihre Wimpern klimperten und sie zeigte grinsend ihre Zähne. Ich schüttelte einfach nur meinen Kopf, froh, dass Liv sich ein wenig entspannt hatte, doch Emilia hatte etwas zu sagen, denn im nächsten Augenblick hörte ich ihre Stimme von rechts: "Warum habt ihr beide denn immer so komische Gedanken?", sie schüttelte ihren Kopf, wobei blonde Haare hin und her flogen, anschließend verdrehte sie theatralisch ihre blauen Augen. Ob sie ihre Frage ernst gemeint hatte, wusste ich nicht, denn die Blondine schien keine Antwort zu erwarten und machte einfach die Türe auf, welche zu den Duschen der Mädchen führte. Sie deutete uns, hineinzugehen, und drinnen angekommen, erwartete uns ein verfliester Raum, plus echte Duschen.
"Dass ich so 'was noch erlebe!", rief Liv aus, pfiff beeindruckt.
"Es wirkt wie ein Traum...", flüsterte Emilia eine Antwort, stellte sich vor den Spiegel, der die rechte Seite des Raumes ausfüllte. Darunter befanden sich drei Waschbecken und daneben auf der Ablage entdeckte ich frische Kleidung für uns alle.
Meine Augen musterten Emilia, die von uns die Kleinste und Jüngste war.

Nein, Chuck war-

Ich beendete diesen Gedanken sofort; ich konnte nicht an den Jungen denken, der vor wenigen Stunden gestorben war. Ich wollte nicht an ihn denken. Mein Herz schmerzte bereits an dem Gedanken, dass viele weitere in der letzten Nacht der Griewer ihr Leben gelassen hatten.
"Wie sich warmes Wasser wohl auf der Haut anfühlt?", fragte Liv uns, während sie in eine Duschkabine hineinspähte. Diese waren ebenfalls aus weißen Fließen und der Eingang war von einem Duschvorhang verdeckt.
Nach Livs Worten begann das Mädchen, sich, ohne jegliches Schamgefühl zu zeigen, auszuziehen. Ihre Läufergarnitur landete am Boden, wie ihr verdrecktes Tanktop, ihre graue Hose sowie Socken samt Schuhe. Infolgedessen flitzte sie komplett nackt in eine Duschkabine.
Teresa hatte ihren Blick von Liv abgewandt und wirkte peinlich berührt. Ich hingegen war wenig geschockt, da ich Liv eine solche Aktion zugetraut hatte. Emilia starrte sich immer noch im Spiegel an, schien mit unserer neuen Realität nicht zurechtzukommen.
Im nächsten Moment ging ich zu einer Duschkabine und die anderen folgten.

Die Ewigkeit einer verdammten Reise | Newt Ff / Teil 2 ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt