37. Kapitel - Heimreise

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Die Sonne neigte sich langsam dem Horizont entgegen, tauchte die Steppe in ein warmes, goldenes Licht. Die trockene Erde knirschte unter meinen Füßen, während ich mich auf die bevorstehende Übung vorbereitete. Die Vegetation hier oben in den Bergen war spärlich, bestehend aus ein paar knorrigen Sträuchern und vereinzelten Grasbüscheln, die tapfer gegen die Dürre ankämpften.
Meine Konzentration war jedoch auf Sara gerichtet, die vor mir stand. Ihre grünen Augen funkelten entschlossen unter der schwarzen Kappe hervor, die ihren Pferdeschwanz bändigte. Ihr muskulöser Körper war in ein enganliegendes schwarzes Oberteil gehüllt, das ihre Kraft betonte. Dazu trug sie ihre dunkelgrüne Cargo-Hose und die Abendbrise strich sanft über die braunen Wellen, die aus ihrer Kappe hervorlugten.
Marc lehnte lässig gegen unser Auto an der Fahrertür und seine blonden Haare schimmerten im Licht der untergehenden Sonne. Die Sonnenbrille auf seiner Nase verlieh ihm einen mysteriösen Touch, während er die Szene vor ihm neugierig beobachtete.
Sara und ich standen uns gegenüber, bereit für ein kleines Training im Nahkampf. Unsere Körper strahlten Anspannung aus, während wir uns im leichten Wind bewegten. Der Schotterboden unter meinen Füßen fühlte sich warm und aufgeheizt an, nach einem langen Tag in der Sonne.
"Geht in Position", sagte Marc und wir taten es.
Ich hob meine Arme schützend an, während Sara und ich im Kreis gingen. Kühler Wind wehte über meine entblößten Arme, da ich nur ein braunes Shirt trug. Die wenigen Haare, welche aus meinem Dutt heraushingen, kitzelten meinen Nacken, doch ich konzentrierte mich nur auf Sara, die auf mich losstartete.
Ihrer ersten Faust wich ich nach rechts aus, doch plötzlich rief Marc: "Wenn du ein Loch zwischen deinen Armen lässt, kann man leicht deine Verteidigung durchbrechen!"
Bevor ich reagieren konnte, raste eine Bewegung auf mich zu. Ein Schlag traf mein Gesicht, und im nächsten Moment spürte ich, wie meine Füße unter mir weggezogen wurden. Ich landete unsanft auf meiner Hüfte, der trockene Boden wirbelte Staub auf und ließ mich husten. Schmerz durchzuckte meinen Körper, als sich die scharfkantigen Kieselsteine in meine Haut drückten.
"Au!", entfuhr es mir, meine Augen wanderten nach oben. Die Sonne war dabei, hinter dem Horizont zu verschwinden, während Sara über mir stand. Ihre Hände ruhten in den Hüften, ein breites Grinsen zierte ihr Gesicht. Ich konnte ihre Überlegenheit förmlich spüren, und meine eigene Enttäuschung schwoll an. Meine Leistung war mehr als erbärmlich gewesen.
"Du hättest deine Arme zusammenlassen sollen", erklärte mir mein Gegenüber.

Danke, ich weiß, grummelte ich in meinen Gedanken.

"Wie gesagt, Angriffspunkt", sprach wieder Marc und noch während ich am Boden lag, schnellte mein Blick zu ihm. Er lehnte an der Fahrerseite des roten Autos, seine Arme waren vor seiner Brust verschränkt, und seine präzisen Bewegungen ließen die Muskeln unter dem hochgekrempelten Hemdsärmel spielen. Er trug immer noch seine geliebte Piloten-Sonnenbrille, für die es langsam zu dunkel wurde. Die einsetzende Dämmerung ließ die Umrisse seiner Sonnenbrille verschwimmen, doch seine eingeschränkte Sicht schien ihm egal zu sein.
Seine dunkle Kappe hatte Marc jedoch abgenommen, und so fiel sein blondes Haar in weichen kurzen Strähnen über seine Stirn. Sein Gesicht war wie immer glattrasiert und seine markanten Gesichtszüge wirkten im Abendlicht besonders scharf. Marc war eine jener seltenen Personen, die ihre Emotionen gut verbargen konnten und stattdessen stets eine undurchdringliche Miene zur Schau stellten.

Trotzdem hat er sein Herz am rechten Fleck.

Jedoch, dass Sara und Marc heute für mich Babysitter spielten, war klar. Wir waren mit dem Auto vom alten Camp weggefahren, natürlich mit allerlei Vorräten, falls die heutige Mission des Rechten Arms schiefgehen würde.
Mich störte es natürlich, dass ich hierbleiben musste, denn ich wollte endlich auf Missionen mit. Ich war ja bereits fünfzehn, fast sechzehn, also bitte. Meiner Meinung nach konnte ich super auf mich selbst aufpassen, ich konnte sogar bereits sehr gut schießen.
Vor fast drei Jahren hatte mein Schießtraining begonnen, und ich war gewillt, besser zu werden, um auf Missionen zu gehen. Ich glaubte fest daran, dass man mich bald mitnehmen würde, nun, zumindest hatte ich das vor dem heutigen Tag geglaubt. Denn im Dreck liegend überzeugte ich niemanden von meinen Stärken.
Ein Stich der Frustration durchzog mich, als ich daran dachte, wie weit ich von meinen Zielen entfernt schien.

Die Ewigkeit einer verdammten Reise | Newt Ff / Teil 2 ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt