Kapitel 4

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„Gut, dann ist heute Ihr Probetag. Anastasia hier wird Ihnen kurz alles erklären und dann werden wir mal schauen, wie Sie sich so anstellen."
Ich nicke bei jedem Satz und nehme die Schürze entgegen, die mir die Frau neben mir, Anastasia, entgegen hält.
Ich binde mir das weiße Tuch um die Hüfte und lächele zufrieden.
Zu meinem Glück habe ich sofort einen Probearbeitstag bei einer der Strandbars erhalten.
Der Gesichtsausdruck von Anastasia ist undurchdringlich.
„Viel kannst du junges Gemüse eh nicht von mir lernen. Aber sei freundlich zu den Gästen!"
Das muss sie gerade sagen...
Sie ist außerdem höchstens ein paar Jahre älter als ich.
„Präge dir einfach die Sätze ein, die ich gleich sage. Du läufst heute nur mit, nicht mehr und nicht weniger. Ich will keinen peinlichen Auftritt.", führt sie weiter aus und funkelt mich an.
Ich nicke falsch lächelnd und folge ihr zum ersten Gast.
„Was darf es sein?", erkundigt Anastasia sich mit süßer Stimme und zückt ihren kleinen Schreibblock.

Die paar Sätze, die ich im Laufe der nächsten Stunden höre, kannte ich bereits vorher, aber ich lasse mir meine Langeweile nicht anmerken.
Nachdem mein Probetag, der einzig und allein aus Anastasia folgen und nett lächeln bestand, endlich vorüber ist und ich eine weitere Probearbeitszeit für die nächste Woche zugesagt bekommen habe, schlage ich den Heimweg zur Villa ein.
Die heiße Sonne, die mir schon den ganzen Tag das Atmen erschwert, steht bereits tiefer und die Luft wird allmählich kühler.
Ich bin gespannt, ob meine Mitbewohner bereits da sind und beschleunige meinen Schritt.
„Hey, warte auf mich!"
Ich bleibe ruckartig stehen und schlucke.
Diese Stimme kenne ich.
Mein Puls beschleunigt sich und ich drehe mich langsam um.
Ein Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen.
„Na, wie war dein Arbeitstag?"
Ich schlucke einmal und atme tief durch, denn ich traue meiner Stimme vorher nicht.
„Langweilig.", sage ich so lässig wie möglich.
Valentin lacht und sieht zu Boden.
Wir gehen nebeneinander her.
„Jetboots verleihen ist auch bei jetzt nicht das Beste. Zudem durfte ich heute noch nicht mal fahren. Öde..."
Ich horche auf.
Wo ist denn seine hochgestelzte Sprache geblieben?
Er spricht fast normal.
„Ich musste den ganzes Tag hinter einer miesepetrigen Frau herdackeln, bedienen oder überhaupt mit den Gästen sprechen durfte ich noch gar nicht.", erkläre ich und achte darauf, meine Stimme möglichst gelassen und cool klingen zu lassen.
„Vorher kommt dein plötzlicher Humor? Der gefällt mir.", meint Valentin plötzlich und ich starre ihn an.
Er lächelt.
In seinem Blick ist keine Spur von Nervosität zu erkennen.
Seine hellbraunen Augen halten meinem Blick stand und schließlich muss ich weg schauen.
Sicherlich haben meine Wangen bereits einen unnatürlichen Ton angenommen.
„Weißt du schon.....was es heute zu essen gi...gibt?", stottere ich nervös und blicke kurz zu Valentin auf.
Falscher Zeitpunkt.
Mit den Fingern fährt er sich gerade durch sein mittellanges, fast schwarzes Haar.
Meine Knie beginnen zu zittern und mein Herz hüpft in meiner Brust auf und ab.
„Wieso? Du bist doch heute dran mit kochen."
Valentin kichert belustigt.
„Ach ja...", murmele ich und werde gleich noch eine Spur röter.
Woher hätte ich das auch wissen sollen...
„Hast du denn schon eine Idee, was du kochen willst?"
Ich zucke mit den Schultern.
„Vielleicht Toast mit Schinken und Ananas?", frage ich, denn das ist das einzige Gericht, das mir spontan einfällt.
„Ich dachte, du kommst aus England.", meint Valentin und erneut schwingt eine Spur Belustigung in seiner Stimme mit.
Ich runzele die Stirn.
England?
Was hat das denn mit dem Toast Hawaii zu tun, dass ich so gerne esse?
Er bemerkt meinen verwirrten Blick und erklärt hastig: „Na, das Toast Hawaii, das du meinst, stammt doch aus Deutschland. Bisher hast du immer nur typisch englische Sachen gekocht. Woher kommt denn der plötzliche Geschmackswandel?"
„Nur, dass ich gerne Ananas-Schinken-Toast mag, heißt nicht, dass ich zur Deutschen geworden bin.", erwidere ich, wohl mit einer Spur zu viel Ärger in der Stimme, denn Valentin hebt beschwichtigend die Hände.
„Bist du auf das Hawaiitoast gekommen, weil wir hier auf Hawaii sind?", fragt er und seine Stimme nimmt einen kühlen Ton an.
Doch darauf achte ich gerade nicht.
„WIR SIND AUF-", brülle ich entsetzt los, kann mich aber noch rechtzeitig stoppen und murmele: „Ja, so ist es wohl."

𝕾𝖈𝖍𝖓𝖊𝖊𝖘𝖈𝖍𝖎𝖈𝖐𝖘𝖆𝖑Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt