Kapitel 16

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Im Schneckentempo packt die Dame die Pralinenschachtel in eine kleine Tüte und legt sie auf den Tresen.
Sehr witzig, denke ich und versuche vergeblich an die Papiertüte zu gelangen.
„Acht kanadische Dollar.", meint die Dame und schaut mich abwartend an.
Wahnsinn, ist das teuer!
Ich bezahle dennoch.
Hätte ich mir auch denken können, dass in der Krankenhauscafeteria die Preise nicht dem Normalfall entsprechen.
Aber es ist für einen guten Zweck, sage ich mir und angele erneut nach der Tüte.
Ich erwische eine Ecke und ziehe die Pralinen zu mir.
Mit ihnen auf dem Schoß kämpfe ich mich durch die endlosen Flure bis zu dem ersehnten Fahrstuhl, der sich schließlich für mich öffnet.
Die grauen Augen streifen mich für den Bruchteil einer Sekunde.
Ich rolle in die Kabine und bemühe mich nicht zu nervös zu wirken.
Ich öffne den Mund und setze zu einer Entschuldigung an, da drängt er sich im letzten Moment durch die sich schließende Tür und ich fahre alleine hinauf ins nächste Stockwerk.
Jetzt werde ich wohl bis zum Nachmittag warten müssen, denn es herrscht gerade strikte Mittagsruhe im gesamten Krankenhaus.
Leise kehre ich zu meinem Zimmer zurück.
Gedankenverloren studiere ich die Etagenübersicht.
Da höre ich eine gedämpfte Melodie.
Ich erkenne ein Streichinstrument und folge der Musik.
Schließlich gelange ich zu einer großen Flügeltür, bestehend aus leicht milchigem Glas.
Ich stoße eine der Türen einen Spalt auf und die Musik schwillt an.
Erschrocken schaue ich mich um.
Es scheint, als sei der Raum schallgedämpft.
Ich schiebe mich mit meinem Rollstuhl durch die Tür und sie fällt leise ins Schloss.
Die Melodie ist lieblich und zart.
Sie klingt in meinen Ohren nach und lässt mein Herz ein paar Schläge schneller schlagen.
Der Musikant wiegt sich mit seiner Melodie mit und hat die Augenlider geschlossen.
Ich hätte nicht gedacht, dass eine derartige Person solch ein Feingefühl hat.
Nikolas Gesichtsausdruck ist entspannt, während er mitten im Raum steht und mit Hingabe die Saiten einer glänzenden Geige streicht.
Andächtig lausche ich.
Schließlich klingt der letzte Ton aus und Nikola öffnet seine Augen.
„Du?", fragt er gelangweilt und legt sein Instrument weg.
„Ja, ich.", erwidere ich und halte seinen kalten Augen stand.
„Du spielst sehr gut. Die Melodie gefällt mir.", meine ich und streiche mir eine ins Gesicht fallende Strähne hinter das Ohr.
„Ist ganz okay. Ich muss wieder an die Arbeit."
Nikola geht an mir vorbei und öffnet eine Tür.
„Warte einen Moment.", bitte ich.
Er bleibt stehen, den Rücken zu mir gedreht.
„Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Ich war unausstehlich und habe dich verletzt. Es tut mir leid. Hier, ich habe dir Schokolade besorgt."
Ich halte ihn die Schachtel mit den Pralinen hin.
Doch Nikola dreht sich nicht um.
Er lässt die Tür hinter sich zufallen und seine Schritte entfernen sich.
Enttäuscht sinke ich in mich zusammen und lasse den Kopf hängen.
Er hat mich zurückgewiesen.

𝕾𝖈𝖍𝖓𝖊𝖊𝖘𝖈𝖍𝖎𝖈𝖐𝖘𝖆𝖑Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt