Es sind einige Tage vergangen und ich bin skeptisch.
Nicht, dass es mir nicht gefallen würde, dass Mister Blue, oder besser Miguel Dominic Blue, mich endlich in Frieden lässt.
Ganz im Gegenteil.
Aber die Ruhe und, dass keine Anrufe mehr auf meinem Handy eingehen, hat mein Misstrauen geweckt.
Was hat Miguel so schnell von seinem Vorhaben, was auch immer es war, abgebracht?
Hätte ich nicht heute einen Termin zur Vorsorge im Krankenhaus, würde ich mir über diesen Mann gar keine Gedanken machen.
Doch es wird wohl heute darauf hinauslaufen, dass ich ihn antreffe.
Ich ziehe meinen Lippenstift noch einmal nach.
Aber nicht für ihn, sondern einfach, weil ich vor die Tür trete.Ich schüttele dem Arzt die Hand und verlasse das Behandlungszimmer.
Der Termin war nichts Besonderes.
Ich beschließe, mir am Automaten noch einen Kaffee zu ziehen und dann Mom anzurufen, damit sie mich abholen kann.
An der Maschine angekommen krame in meinem Portemonnaie nach Kleingeld, mit dem ich sie füttern kann.
„Sie wollen doch nicht eine solche Plörre trinken, oder? Kommen Sie, ich gebe Ihnen einen Kaffee aus."
Ich verdrehe die Augen und werfe das Geld in den Schlitz.
Eine Hand schiebt sich von hinten in mein Blickfeld und drückt auf einen Knopf, um den Vorgang abzubrechen.
Mein Geld klimpert in der Geldrückgabe.
„Ich darf trinken was ich will.", knurre ich, nehme das Geld wieder auf dem Fach heraus und will es gerade erneut einwerfen, als Miguel mein Handgelenk festhält.
„Lass mich sofort los!", fauche ich und drehe meine Hand einmal um Uhrzeigersinn, um mich zu befreien.
„Nun seien Sie doch nicht so störrisch.", meint er und dreht meinen Rollstuhl um, sodass ich ihn anschauen muss.
„Ich will verdammt nochmal nichts von Ihnen! Bekommen Sie das endlich mal in ihre Birne!", donnere ich wütend.
In Miguels Gesicht regt sich etwas.
Er hat nicht erwartet, dass ich ihm diese Worte so entgegenwerfen würde.
„Man muss Sie mal wieder zu ihrem Glück zwingen."
Mit diesen Worten tritt er hinter mich, packt meine Griffe und schiebt mich vorwärts auf die Cafeteria zu, in der einige wenige Leute an den Tischen sitzen, Getränke vor sich stehen haben und in die Gegend starren.
Wutentbrannt fingere ich an meinen Bremsen herum und kann sie endlich feststellen.
Miguel stößt von der Bremsung gestoppt gegen mich.
„Lass mich jetzt los, du Vollidiot!", brülle ich und trommele mit den Fäusten auf ihn ein.
„Hey!", schimpft er, „Du kleine Bitch erlebst doch eh nichts in deinem Leben! Du bist doch nur noch ein Krüppel, was willst du schon machen?! Bring dich gleich um, wenn du sowas nicht willst! Solche depressiven Invaliden braucht unsere Gesellschaft nicht!"
„Lass sie sofort los!"
Miguel dreht sich blitzartig um.
Plötzlich höre ich es krachen und ein Schrei ertönt.
Er taumelt blutüberströmt an mir vorbei und hält sich die Nase.
Zwischen seinen Händen rinnt grellrotes Blut hervor und er verdreht schmerzverzehrt die Augen.
Ich wende ruckartig den Kopf.
Die Person hinter mir zittert vor Wut und reibt sich die Fingerknöchel der rechten Hand.
Erschrocken löse ich meine Bremsen.
„Addison, warte!", ruft die Person mir hinterher, doch ich drehe nicht um.
Sowas hätte ich ihm niemals zugetraut.
In rasender Geschwindigkeit verlasse ich das Krankenhaus und pralle fast gegen die automatischen Eingangstüren, die sich für meinen Geschmack viel zu langsam öffnen.
Bloß weg hier!
Ich höre meinen Namen oft in meinem Rücken.
Meine Gefühle haben sich urplötzlich auf Minustemperaturen abgekühlt.
Denn einen Schläger möchte ich keinesfalls als Freund haben.
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𝕾𝖈𝖍𝖓𝖊𝖊𝖘𝖈𝖍𝖎𝖈𝖐𝖘𝖆𝖑
Teen Fiction𝖂𝖆𝖘 𝖎𝖒𝖒𝖊𝖗 𝖌𝖊𝖘𝖈𝖍𝖎𝖊𝖍𝖙, 𝖊𝖘 𝖑𝖎𝖊𝖌𝖙 𝖆𝖓 𝖚𝖓𝖘, 𝖉𝖆𝖗𝖎𝖓 𝕲𝖑ü𝖈𝖐 𝖔𝖉𝖊𝖗 𝖀𝖓𝖌𝖑ü𝖈𝖐 𝖟𝖚 𝖘𝖊𝖍𝖊𝖓. 𝒜𝓃𝓉𝒽ℴ𝓃𝓎 𝒹ℯ ℳℯ𝓁𝓁ℴ 𝑆𝑒𝑖𝑡 𝑚𝑒𝑖𝑛𝑒𝑟 𝐾𝑖𝑛𝑑ℎ𝑒𝑖𝑡 𝑤𝑜ℎ𝑛𝑒 𝑖𝑐ℎ 𝑖𝑛 𝑒𝑖𝑛𝑒𝑟 𝑑𝑒𝑟 𝑘ä𝑙𝑡𝑒𝑠𝑡𝑒...