Ich öffne die Tür und trete an eines der Waschbecken.
Im Spiegel sehe ich mir Scarlets Körper nochmal an.
Das weiße Pflaster leuchtet auf der sonnengebräunten Haut und die großen Augen funkeln in vielen verschiedenen Türkistönen.
Kein Wunder, dass ich sofort ein Flugticket erhalten habe.
Jetzt wurde mir auch endlich klar, weshalb der Mann hinter dem Tresen ausschließlich gestammelt hat, denn als ich vor ihm stand, habe ich nicht daran gedacht, in dem attraktiven Körper von Scarlet zu stecken.
Ich habe schwarze Haare gegen eine blonde Mähne tauschen müssen, 1 Meter 56 gegen 1 Meter 75.
Ich streiche mir durchs Haar, ziehe den Lippenstift nach und zupfe an meinem Shirt, dann trete ich in die große Flughafenhalle, wieder hinaus in den Lärm.
Die Stimmenkulisse und die vielen Personen bereiten mir sofort Kopfschmerzen.
Ich lese zum fünfzehnten Mal die Zahl des Gates ab, an dem ich zur Abflugzeit anwesend sein muss, und schlängele mich, dem Blick stur geradeaus, durch die Menschenmenge.
Vor Gate 8 wartet bereits eine kleine Schlange.
Ich setze mich auf eine Bank und schlage die Beine übereinander.
Um mich zu entspannen, wippe ich leicht mit dem Fuss und atme langsam ein und aus.
Von der Schlange aus werden mir einige Blicke zugeworfen und es wird leise getuschelt.
Ich versuche es nicht zu beachten.
„To the passengers of the flight to Canada : please prepare for boarding.", schallt es aus den Lautsprechern.
Ich stehe wieder auf und stelle mich an die Schlange an.
„In ein paar Stunden bin ich wieder in Kanada, in ein paar Stunden bin ich wieder in Kanada.", sage ich leise zu mir selber.
Ich plane im Kopf erneut meinen Weg vom Flughafen in Kanada nach Hause.
In Gedanken sehe ich mein kleines verschneites Dorf vor mir.
Meine einladende Haustür mit den mit Winterblumen bepflanzten Töpfen links und rechts und der Fußmatte in Pfotenform.
Ich höre das Miauen meiner Katze und sehe sie vor mir.
Glückseligkeit und Vorfreude steigen in mir auf.
Die Ersten in der Reihe zeigen ihre Tickets vor und betreten kurz darauf das Flugzeug.
Mein Herz beginnt schneller zu schlagen und eine unvermeidliche Flugangst steigt in mir auf.
Ich schließe wieder zu der Schlange auf, die schnell kürzer wird.
Schon stehe ich vor der Kontrolleurin und zeige mein Ticket vor.
Die Frau scannt das Ticket ein, schaut auf ihren kleinen Computer, scannt es erneut ein, betätigt ein paar Buchstaben auf der Tastatur und schaut mich dann an.
Ich schlucke.
„I'm sorry, but you are not authorized to board the airplane."
Ich stutze.
„Why not?"
„Your flight was canceled about ten minutes ago.", erklärt sie mir ruhig.
Storniert?!
Von wem?!
„SCAARRLEEETTT!"
Ruckartig drehe ich mich um.
Paul schiebt und drängt sich durch die Reihe, stolpert, fällt und rappelt sich wieder auf.
Ich entschuldige mich bei der Frau mit ihrem Computer und gehe auf ihn zu.
In mir kocht die Wut hoch.
Paul bleibt keuchend vor mir stehen und stützt sich auf seinen Knien ab.
„Zum Glück habe ich dich noch erreicht."
„Ich wäre hier ja auch gar nicht weggekommen.", zische ich und verschränke die Arme vor der Brust.
Ein Lächeln erscheint auf Pauls vor Anstrengung gerötetem Gesicht.
„Dann hat sie es also doch geschafft.", seufzt er und grinst.
„Elena ist auch hier?!", kombiniere ich und starre Paul an.
„Klar.", entgegnet er und fragt mitfühlend: „Ist es wegen Valentin? Er ist echt zu weit gegangen. Ich habe keine Ahnung was er sich dabei gedacht hat."
Ich starre ihn weiterhin an.
„Aber wieso gleich nach Kanada? Was willst du denn da?"
„Ach zum Glück, du hast sie noch aufhalten können. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihren Flug stornieren konnte. Scarlet, wieso willst du denn nach Kanada?"
Elena.
Klar.
Ich bemühe mich, ruhig zu atmen.
In mir brodelt es und mein Herz rast.
„Wie konntet ihr bitte einfach meinen Flug stornieren?!" , brülle ich los.
„Naja, also, am Tresen-", setzt Paul schüchtern an.
„Das meine ich nicht!!"
„Scarlet, wir können dein blindlinkes Abhauen ja verstehen, aber dass du dann gleich nach Kanada willst...Das konnten wir einfach nicht nachvollziehen. Wir wollen uns in Ruhe mit dir unterhalten und die Situation klären, am besten mit Valentin."
Elena legt mir die Hand auf die Schulter.
Ich schließe die Augen und beiße mir auf die Unterlippe, um keinen beleidigenden Kommentar auszusprechen.
„Okay, ich komme gleich nach, ich muss nochmal eben wohin.", sage ich mit zuckersüßer Stimme und verschwinde wieder in der Flughafentoilette.
Sofort lasse ich mir kaltes Wasser über die Handgelenke laufen, um meinen Puls zu kontrollieren.
Mein Plan ist gescheitert.
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𝕾𝖈𝖍𝖓𝖊𝖊𝖘𝖈𝖍𝖎𝖈𝖐𝖘𝖆𝖑
Teen Fiction𝖂𝖆𝖘 𝖎𝖒𝖒𝖊𝖗 𝖌𝖊𝖘𝖈𝖍𝖎𝖊𝖍𝖙, 𝖊𝖘 𝖑𝖎𝖊𝖌𝖙 𝖆𝖓 𝖚𝖓𝖘, 𝖉𝖆𝖗𝖎𝖓 𝕲𝖑ü𝖈𝖐 𝖔𝖉𝖊𝖗 𝖀𝖓𝖌𝖑ü𝖈𝖐 𝖟𝖚 𝖘𝖊𝖍𝖊𝖓. 𝒜𝓃𝓉𝒽ℴ𝓃𝓎 𝒹ℯ ℳℯ𝓁𝓁ℴ 𝑆𝑒𝑖𝑡 𝑚𝑒𝑖𝑛𝑒𝑟 𝐾𝑖𝑛𝑑ℎ𝑒𝑖𝑡 𝑤𝑜ℎ𝑛𝑒 𝑖𝑐ℎ 𝑖𝑛 𝑒𝑖𝑛𝑒𝑟 𝑑𝑒𝑟 𝑘ä𝑙𝑡𝑒𝑠𝑡𝑒...