Genervt drücke ich wieder und wieder auf den Klingelknopf.
Ich höre das Schellen durch die Tür hindurch, doch ins Haus gelassen werde ich nicht.
Sind meine Eltern etwa eingeschlafen?
Ich hämmere laut mit der Faust an die Tür.
Selbst wenn die beiden bereits ins Reich der Träume abgetaucht wären, müsste immerhin meine Mutter mich hören.
Sie hatte zumindest bis vor 5 Jahren einen leichten Schlaf.
Ich rolle einmal um meinen Bungalow herum.
Wirklich ärgerlich, dass ich meinen Schlüssel am Brett hängen lassen habe, aber ich kann die Vergangenheit nicht mehr ändern.
Sonst hätte ich es im Bezug auf meine jetzige körperliche Situation längst getan.
Ich recke den Hals und erhasche einen kurzen Blick in mein Wohnzimmer.
Der Fernseher flackert hell.
Doch die Couch ist leer.
Ich stutze.
Wo sind die denn?
Flora huscht durch die Katzenklappe in der Hintertür und trabt maunzend auf mich zu.
Ich bin froh über die Gesellschaft, denn langsam habe ich begonnen mich in der Dunkelheit einsam zu fühlen.
„Na Flo, wo sind denn deine fütternden Hände?", frage ich meine Katze und lasse sie auf meinen Schoß springen.
So sitzen wir beide draußen in der Kälte.
Ich seufze und vergrabe mein Gesicht in Floras weichem warmen Fell.
Ich wäge meine Situation ab.
Entweder die ganze Nacht draußen verbringen oder in mein eigenes Haus einbrechen...
Ich rolle wieder zur Haustür.
Zu doof, dass ich keinen Ersatzschlüssel vergeben oder versteckt habe...
Seit meiner Kindheit habe ich nie Dinge, die mir wichtig waren, in anderer Leute Obhut gegeben, schlicht weg aus Misstrauen.
Meine Katze schaut zu mir hoch.
Der Schein des Eingangslichtes spiegelt sich in ihren verschiedenfarbigen Augen und ihr Blick ist so intensiv und wissend, dass ich kurz die Luft anhalte.
Plötzlich springt sie wieder auf den Boden und verschwindet schnell wie ein Blitz in der Dunkelheit.
Kurze Zeit später rumpelt es im Haus.
Ist eines meiner Elternteile aufgewacht?
Ich klingele erneut.
Keine Reaktion.
Frustriert stöhne ich.
Mir ist kalt!
Da kommt Flora aus der Dunkelheit gesprungen und setzt sich vor mir ab auf die Hinterpfoten.
Im Maul trägt sie etwas metallisch Glänzendes.
Mein Herz schlägt höher.
Ist meine Samtpfote wirklich so schlau?
Ich beuge mich zu ihr runter und nehme ihr den Gegenstand aus dem Maul.
Tatsächlich.
Es ist mein Haustürschlüssel!
Freudig überrascht kraule ich Flora im Nacken und schließe die Tür auf.
Im Haus ist es still.
Nur der Fernseher gibt laute Geräusche von sich.
Ich nehme die Fernbedienung und schalte ihn aus, um lauschen zu können.
Aus dem rechten Teil meines Hauses dringt lautes Schnarchen zu mir hinüber.
Ich rolle zu dem kleinen Gästezimmer, das ich tatsächlich nur eingerichtet habe, weil ich fand, dass so etwas einfach zu der Einrichtung eines Hauses dazugehört.
Damit, dass in diesem Zimmer je jemand schlafen würde, habe ich nicht gerechnet.
Ich drücke die Klinke runter und spähe ins Zimmer.
Meine Eltern liegen beide ausgestreckt auf je einer Seite des Doppelbettes und schnarchen um die Wette.
Sie haben mich wirklich vergessen.
Ignoriert.
Wie eine Katze, die unbeschadet eine Nacht draußen verbringen kann.
Nun gut.
Normalerweise nimmt der Hausbesitzer auch immer beim Verlassen des Hauses einen Schlüssel mit.
Und schließlich kann ich gehen wohin ich möchte.
Ich schlucke die aufkommende Enttäuschung, dass meine Eltern nicht einmal warten wollten, bis ich wiederkomme, herunter und gebe meiner schlauen Katze einen Belohnungshappen.
Danach rolle ich ins Bad, um mich ebenfalls für mein Bett herzurichten.
Im Spiegel schauen mich meine olivgrünen Augen mit den kleinen goldenen Sprenkeln an.
Ich seufze.
Ich habe noch genau den Anblick der türkisblauen Augen Scarlets in Erinnerung.
Und das Aussehen...
Ich mustere mich kritisch.
Bin ich überhaupt attraktiv?
Im Vergleich zu Scarlet sehe ich sie wie eine Hofmagd.
So kommt es mir zumindest vor.
Ich schüttele empört den Kopf.
Dieser Gedanke gerade war doch komplett abwegig!
Scarlet ist eine Ausgeburt meiner puren Fantasie, nichts weiter.
So wünsche ich es mir auszusehen, aber so sehe ich nun mal nicht aus.
Ich bin so, wie ich bin und das ist gut so.
Schmunzelnd nehme ich meine Zahnbürste aus dem Schrank, drücke etwas Zahnpasta drauf und beginne mir die Zähne zu schrubben.
Nachdem ich mich gewaschen und umgezogen habe, hebe ich mich aus meinem Rollstuhl ins Bett.
Der Roman auf meinem Nachtschrank lächelt mir zu, doch ich beschließe nicht mehr zu lesen.
Flora springt zu mir aufs Bett und wir kuscheln uns aneinander.
Morgen wird ein langer Tag, da sollte ich ausgeschlafen sein.
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𝕾𝖈𝖍𝖓𝖊𝖊𝖘𝖈𝖍𝖎𝖈𝖐𝖘𝖆𝖑
Teen Fiction𝖂𝖆𝖘 𝖎𝖒𝖒𝖊𝖗 𝖌𝖊𝖘𝖈𝖍𝖎𝖊𝖍𝖙, 𝖊𝖘 𝖑𝖎𝖊𝖌𝖙 𝖆𝖓 𝖚𝖓𝖘, 𝖉𝖆𝖗𝖎𝖓 𝕲𝖑ü𝖈𝖐 𝖔𝖉𝖊𝖗 𝖀𝖓𝖌𝖑ü𝖈𝖐 𝖟𝖚 𝖘𝖊𝖍𝖊𝖓. 𝒜𝓃𝓉𝒽ℴ𝓃𝓎 𝒹ℯ ℳℯ𝓁𝓁ℴ 𝑆𝑒𝑖𝑡 𝑚𝑒𝑖𝑛𝑒𝑟 𝐾𝑖𝑛𝑑ℎ𝑒𝑖𝑡 𝑤𝑜ℎ𝑛𝑒 𝑖𝑐ℎ 𝑖𝑛 𝑒𝑖𝑛𝑒𝑟 𝑑𝑒𝑟 𝑘ä𝑙𝑡𝑒𝑠𝑡𝑒...