Kapitel 25

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Wie hatte ich auch nur so naiv sein können, mich auf die Zeit und das-was-da-so-kommt zu verlassen.
Ich hätte ausdrücklich Nein sagen müssen.
Denn jetzt, nachdem ich mein Handy 5 Mal klingeln lassen habe, einmal abnahm, um dann sofort wieder aufzulegen und es nun auf stummer Lautstärke vor sich hin vegetiert, bereue ich meine Aussage ernsthaft.
Ich lege das Handy bei Seite.
Was will dieser Typ denn von mir?
Er kennt mich doch gar nicht.
Plötzlich klingelt es an meiner Haustür.
Ah, Mom ist zurück vom Einkaufen.
Ich freue mich schon auf unser gemeinsames Kochen, was für diesen Abend geplant ist.
Erwartungsvoll rolle ich zur Tür.
Ich bin sehr froh, dass sie sich entschieden hat, noch zu bleiben.
Dad wollte unbedingt wieder zurück nach Mexico, doch sie hat verkündet, noch eine Weile in ihrer alten Heimat zu verbringen, bei mir.
Dass es zwischen ihr und Dad momentan eh nicht ganz rosig läuft, hat sie mir allerdings verschwiegen.
Ich öffne die Tür und rufe erfreut: „Bist du schon zurück? Und hast du-"
Die Worte bleiben mir im Halse stecken.
„Haben Sie mich erwartet?"
Ich lache nervös.
Was macht der denn hier?!
„Nein, nicht wirklich, also, ähm...", stottere ich.
Ich kann doch auch sonst so meine Meinung sagen, was ist denn los mit mir?
Ich atme tief ein und aus.
„Was-", setze ich an, doch mein Operateur unterbricht mich.
„Einen schönen Garten haben Sie. Wirklich geschmackvoll. Da bietet es sich doch an ein Picknick zu machen, nicht?"
Nein!
Addison, sag das, fordere ich mich in Gedanken auf.
Doch dazu kommt es gar nicht, denn der Typ zaubert einen Picknickkorb hinter seinem Rücken hervor und breitet auf dem nassen Rasen neben meinem Bungalow eine grün-weiß karierte Decke aus.
„Entschuldigung?", frage ich verwirrt.
„Ja, ich habe auch Erdbeeren dabei und bin über ihre Nussallergie aufgeklärt.", entgegnet er und beginnt seine Vorräte auszupacken.
Wahnsinn...
Erst nervt er mich am Telefon und schaut dann, als ich nicht rangehe, höchstpersönlich vorbei.
Da fährt mein Auto vor.
Mom lenkt es schwungvoll auf die Auffahrt, bevor sie 2 große Einkaufstaschen vom Rücksitz nimmt und auf die Haustür zukommt.
„Ach, das ist ja ein Zufall. Schönen guten Tag Mister Blue!", ruft sie äußerst erfreut und schüttelt ihm, der sich schnell erhoben hat, die Hand.
„Hallo, Miss Dufour. Wir geht es Ihnen? Sie sehen gut aus. Äußerst erholt."
„Ja, die frische Heimatluft. Eine Wonne."
Ich sitze perplex daneben.
Meine Mutter versteht sich scheinbar sehr gut mit diesem Typen, diesem Mister Blue...

Die beiden unterhalten sich noch eine Weile, dann trägt Mom ihre Einkäufe ins Haus und ich sitze wieder alleine da.
„So, und was nun? Wollen wir jetzt hier picknicken?"
Blue schaut mich abwartend an.
„Ich kann heute nicht.", sage ich.
„Was hat jemand wie du denn schon vor?"
Er lacht verwundert auf.
Was hat er da gerade gesagt?
„Wie bitte?", frage ich empört und stemme die Hände in die Hüften.
Nur, weil ich im Rollstuhl sitze, heißt das lange nicht, dass ich mich Zuhause verschanze und Däumchen drehe!
Er verdreht die Augen und grinst schelmisch.
Was ein Arsch, denke ich zornig.
Energisch rolle ich zur Haustür.
„Warte, ich will doch nur-"
Ich fahre herum und werfe ihm den giftigen Blick zu, der auch dieses Mal sofort seine Wirkung zeigt, krame meinen Schlüssel hervor, den ich nun immer bei mir trage und schließe die Tür auf.
„Bitte, warte Addison, ich möchte doch nur nach-"
Mit Schwung knalle ich die Tür hinter mir zu und atme tief durch.
Mom schaut mich zugleich verwundert und erschrocken an.
„Höh? Wieso lässt du ihn denn nicht rein?", fragt sie und fügt hinzu, „Er ist ein echt netter Mann, Addi. Ich habe mich mit ihm viel und lange unterhalten und er hat medizinisch echt was drauf."
Ich lache künstlich.
„Der Typ hat doch eine Schraube locker!"
Doch Mom zuckt nur die Schultern und beginnt ihre eingekauften Produkte in die Schränke einzuräumen.





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