Blood [39]

182 17 35
                                    


Der Tod tauchte auf.
Sie schritt in Ihrer unsterblichen Schönheit in die Mitte der Ebene. Die Magie der Göttin schrammte an seiner Seele entlang und löste dort, wo Felix' Macht sich bündelte, einen stechenden physischen Schmerz aus.
"Du hast das, was ich möchte! Gib es mir!", verlangte sie und er erschrack, als ihre Stimme durch sein Innerstes widerhallte wie ein Echo. Das Gefühl der Hölle überschattete alles. Und das konnte, neben dem Kämpfenden ihrerseits nur eines bedeuten: Der Tod hatte Seelenfresser mitgebracht. Jene Monster, die aus der tiefsten Hölle krochen und willkürlich Menschen und andere magische Wesen aussaugten. Man hatte sie vor Jahrhunderten verbannt. Eigentlich.
Doch wie es schien hatte der Tod sich ihres Bannkreises bedient und ihn gebrochen.
"Scheiße", fluchte Felix, während er sich das Ausmaß besah. Changbin ließ gerade blaues Feuer auf Ji Jeop niederregnen. Seungmin und Chan stellten sich Matthew, dessen irres Grinsen darauf hindeutete, dass er Spaß an diesem Gemetzel hatte. Jeongin und Hyunjin wurden von vier Seelenfressern in die Enge getrieben, wobei der eine lädierter aussah als der andere. Von Jisung und Minho fehlte jede Spur. Doch die wichtigste Frage war: Was hatte der Tod hier zu suchen? War Sie der Boss von dem Ji Jeop gesprochen? Anders kann es nicht sein.
Und das bedeutete nichts Gutes.
Ein oranges Aufblitzen in der Finsternis zog Felix' Aufmerksamkeit auf sich. Er nahm seinen Finger vom Abzug, als sein Gehirn die Gestalt als verbündet einstufte. Zwei Seelenfresser näherten sich, bevor Minho auf allen Vieren zwischen zwei Bäumen hervorbrach und als verschwommener, schwarzer Schemen über das Gras schnellte. In seiner Werwolf-Gestalt war er eine monströse Bestie, größer als ein Seelenfresser und diese schiere Größe ermöglichte es, gleich zwei dieser Viecher niederzustrecken.
Mit einem gedämpften Knurren wandte Minho seinen Kopf der Göttin zu.
Trotzig blickte er ihr entgegen.
Das Schnappen seiner Zähne hallte durch den Wald.
"Er gehört mir, Wolf."
"Und die beiden gehören zu mir, du blassblauer Ziegenanus!", kreischte Jisung und rammte den Tod mit seiner rohen Magie zur Seite, als wäre Sie ein Blatt im Wind. Felix merkte, wie die Göttin, einen klitzekleinen Moment zusammenzuckte, bevor sie weggeschleudert wurde.
Er speicherte sich diese Information ab. Vielleicht war sie wichtig.
Der Blonde kam neben ihm zum Stehen und grinste gehässig, wobei er seine Finger knacken ließ.
"Entschuldigt die Verspätung, meine Maniküre hat etwas länger gedauert, aber ich habe noch ein paar Freunde mitgebracht!"
Felix fiel auf, dass der Vampir seine Augenklappe nicht trug.
Und er hatte das Gefühl, Jisung sei endlich komplett. Der Detective konnte ihn endlich ansehen, richtig ansehen. Auch wenn der Jüngere seine Nervosität überspielte, dieses Glasauge mit den filigranen Metallstücken rundherum betonte seine Schönheit noch viel mehr.
Ehe er sich darüber äußern konnte, hörten sie ein markerschütterndes, unmenschliches Grollen, welches in einem bedrohlichen Schrei endete. Felix riss den Kopf herum und bemerkte, wie die Gottheit sich schwerfällig erhob. Ihre dumpfen Stampfer auf dem Boden rührten zu kleinen Druckwellen her, die den Boden erzittern ließen.
"Warum zum Fick müsst ihr Jünglinge immer die Götter erzürnen?", tönte eine genervte Stimme. Die Magie dahinter pulsierte über die Ebene und brachte die Göttin des Todes zum Staucheln. Ihr Blick glitt hinter Felix, Minho und Jisung.
Wobei Letzterer kichernd die Hand vor den Mund schlug.
Als wäre nicht gerade die Hölle los, dachte Felix augenverdrehend.
Min Yoongis mintgrüne Haare stachen selbst im schwindenen Tageslicht der Sonne hervor wie ein Warnsignal. Erleichterung durchflutete Felix, nachdem er auch die restlichen Mitglieder von Namjoons Eliteeinheit erblickte.
Binnen weniger Sekunden herrschte ein heilloses Durcheinander. Nicht, dass Felix etwas anderes von Jungkook und seinem Team erwartete, aber das sie nach nicht einmal zwei Sekunden Krater erhoben und Explosionen über das Schlachtfeld hallten, war selbst für diese Truppe zu viel. Nichtsdestotrotz war der Blonde froh über ihre Unterstützung. Polizisten hätten in diesem Fall nur das Gegenteil bewirkt.
Felix' Augen blieben unverwandt auf seinem Ziel gerichtet. Der Tod verzog die roten Lippen zu einem Grinsen.
"Du hast starke Verbündete, Gestaltwandler, aber deine Magiesaaten werden mir gehören!"
Binnen eines Wimpernschlages stand sie unmittelbar vor ihm. Ihre glatten, langgliedrigen Finger schlossen sich um seinen Hals und der Hauch des Todes umschloss ihn. Felix merkte, wie der Boden unter seinen Füßen verschwand, wie er in die Luft katapultiert wurde und Changbins Schrei, das Letzte war, was er hörte.
Bis die Welt für einen langen, schmerzhaften Moment verstummte, um einen Augenblick später wieder mit Überschallknall über ihn hineinzubrechen.
Er schluchzte und rang nach Luft.
"Deine Art wurde ausgemerzt. Deine Magie ist verboten, deine Existenz ist verboten!", säuselte sie mit der Stimmes eines Gottes.
Die Tränen in seinen Augen verhinderten eine klare Sicht. Sie hatte Recht. Er und so viele vor ihm wurden mit dieser Gabe geboren. Mit diesem Geschenk, was kein Geschenk war. Denn ein jeder verabscheute ihre Existenz, weil sie anderes war, nicht in eine Gruppe passte, nicht in das System.
Er war ein missratenes Experiment, welches man sich entledigen musste.
Ansonsten zerstörte es die Welt.
Und das Gleichgewicht, welches herrschte.
Er blinzelte, sah in den Himmel und erkannte ein Licht.
Ein klitzekleines Licht, dass weder die Sonne noch die Sterne oder der Mond waren. Er war klein, wie ein Schmetterling, aber umso kraftvoller in seinem Schimmern.
Lixie!
Er atmete hörbar aus.
"Ich kann dir etwas anbieten, eine Art Tauschgeschäft. Schenk mir deine Magie und ich verschone deine Freunde."
Lixie! Hör auf meine Stimme!
Glaube Ihr kein Wort!
Der Blonde rührte sich nicht. Kälte erfasste seinen Körper, zerfrass ihn langsam, höhlte ihn aus. Er fühlte wie seine Wimpern erfroren, merkte wie die Farbe aus seinem Gesicht wich.
"Oder soll ich noch weitergehen und deine Schwester aus dem Reich der Toten zurückholen?"
Felix war mit einem Mal hellwach.
Die Kälte wich einem anderen Gefühl.
Einem altbekannten Freund.
Liebe.
Felix! Hör nicht auf sie! Sie lockt dich, sie verführt dich! Ich bin tot!
Und das Sterben kann man nicht aufhalten.
Er erkannte die Stimme in dem Licht und wandte sich in dem Griff der Göttin. Ihre Magie lungerte um ihn herum, wie ein Käfig.
Rachel, Rachel, Rachel!, schrie er, auch wenn kein Laut seine Lippen verließ.
Ja, ja, ich bin hier, ich bin an deiner Seite!
Etwas anderes bahnte sich durch seinen Körper. Etwas, dass er lange Zeit unterdrückt hatte, dass er früher so sehr liebte, wie er Rachel, Liv und Changbin liebte.
Magie.
Das, was ihn ausmachte, was in ihm schlummerte, wie ein Baum der überwinterte. Ein Kribbeln erfasste ihn, druchschlug seine Inneren Schilde und krachte mit einer Wucht, die die Welt erzittern ließ, auf seine Gegnerin.
Der Tod ließ von ihm ab, rettete sich in sichere Entfernung.
Und dann fiel Felix.
Der Blonde streckte seine Hand aus, um nach dem Licht zu greifen.
Lebe, Felix, lebe und sei frei!
Er atmete hörbar ein, nahm die Luft in sich auf und ließ seine Magie gewähren. Sie übernahm die Oberhand, wechselte seine Haut zu Federn, tauschte seine Arme und Beine gegen Flügel ein. Mit dem Kreischen eines gigantischen Adlers stürzte Felix auf das Schlachtfeld, um seinen Freunden zu helfen.
Doch sobald er unten ankam, merkte er, dass er es gar nicht mehr musste. Jegliche Seelenfresser, die einen Weg durch die Unterwelt gefunden hatten, lagen zerstückelt, zerrissen oder pulverrisiert auf dem Boden. Die Anhänger Ji Jeops saßen teilweise verletzt und gefesselt am Boden. Nur Chan starrte vorne übergebeugt auf einen Körper. Im ersten Moment setzte Felix' Herz aus, weil er dachte, es sei Seungmin. Doch es stellte sich heraus, dass Matthew den Kampf nicht überlebt hatte.
Changbin stürzte auf ihn zu, checkte ab, ob er verletzt war, ob irgendetwas fehlte.
"Ich bin okay, blutbesudelt, erschöpft und ausgelaugt, aber okay", hauchte er und küsste Changbin, inmitten von Leichen übernatürlicher Monster, seinen Freunden, und seines Vorgesetzten.
Und es war ihm scheißegal.
Sie lebten.

_____________________________________________

Guten Abend, meine lieben Leser und Leserinnen! Endlich wissen wir was Felix ist, aber Ihr konntet es doch bestimmt ahnen, oder? Habt Ihr damit gerechnet, dass der 'Tod' hier eine Rolle spielen wird? Ich habe es bewusst verschleiert. In Kapitel Dreißig habe ich Ji Jeop sprechen lassen und da hat er das Opfer seinem Herrn (dem Tod) dargeboten.

Was haltet Ihr von dem Kapitel?

Feel free to comment!

Erin🌸

Children Songs {ChangLix}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt