Felix hasste Autopsiesäle seit dem dritten Jahr in seiner Ausbildung. Zu Anfang war es stets aufregend und voller Nervenkitzel, bis man jemanden dort liegen sah, den man gerne noch in der Welt der Lebenden gesehen hätte. Tote gaben einen das Gefühl am Leben zu sein, Tote waren ein Zeichen, das man lebte! Und trotzdem überrollte ihn stets ein Gefühl der Ohnmacht, wann immer er sich in einem solchen Raum befand. Es war Lee Minho, dessen Erscheinungsbild hier hervorragend reinpasste. Es war die Art, wie er die junge Frau auf dem Tisch zurechtlegte, so behutsam und voller Hingabe, als wäre sie ein Neugeborenes.
Der Wolf passte in dieses Gefilde, wie ein Professor in einen Hörsaal. Mit jeglichen Abstrichen, Instrumenten und Bewegungen vollführte er einen Tanz, ein Ritual und es wirkte, als würde ihm dieses Handwerk in die Wiege gelegt worden sein. Er verfolgte einem detaillierten Plan, der ihm von äußerlichen Einwirkungen bis hin zu Tattoos oder Muttermalen alles offenlegte. Und er dokumentierte jede Einzelheit.
Lee Minho war ein Detailsfanatiker und das mochte Felix jetzt schon an ihm.
"Ihr Name ist Kim Si-Woo, fünfundzwanzig Jahre alt, studierte an der Seoul National University Wirtschaftslehre und besuchte das dritte Semester", las Jeongin von seinem Notizbuch ab. Felix nahm diese Informationen in sich auf und suchte nach Hinweisen, die auf das Leben einer Studentin hinweisen konnte. Ihr schwarzes langes Haar glänzte seidig in dem grellen Neonlicht der Autopsielampe. Ihre Wangen mussten zu ihren Lebzeiten rosig gewesen sein. Die Augen, wie schimmernde Diamanten.
Nachdem Minho das Lacken von ihrem ganzen Körper zog, entdeckte der Blonde etwas überraschendes.
Die blasse Haut war mir silbrigen Streifen bedeckt.
"Du musst die Leichenstarre brechen", sagte Felix und erntete empörte Blicke seitens seiner neuen Kollegen. Vor allem Changbin starrte ihn mit einem Blick nieder, der ihn buchstäblich bei lebendigem Leib verbrennen könnte. Doch der Blonde ließ sich dadurch nicht beirren. Er hatte in seinem Leben schon unendlich viele Wesen getroffen, die ihm Hass entgegenbrachten. Auf Einen mehr kam es nicht an. Minho blickte ihn verwundert an. Dem neugierigen Blitzen in seinen Augen zu urteilen, wusste der Wolf ebenfalls, was diese Streifen bedeuteten.
"Würdest du mir dann zur Hand gehen, werter neuer Kollege?", grinste der Braunhaarige und deutete auf den zierlichen Körper der Frau hin. Vielleicht wollte er ihn testen oder aber Felix hatte sich Pluspunkte bei dem Älteren verschafft. So oder so. Es war egal. Mit geschickten Fertigkeiten zog er sich zwei Latexhandschuhe an und ging zum Fußende des Tisches. Seungmin und Jeongin machten ihm bereitwillig Platz. An ihren blassen Gesichter war abzulesen, dass die kommende Prozedur ihnen die Galle in die Speiseröhre kriechen ließ.
Aufgrund der kaum entwickelten Muskulatur würde es Ihnen die Aufgabe erleichtern. Während Minho das Becken festhielt, packte er den rechten Oberschenkel und versuchte mit aller Kraft das Hüftgelenk zu beugen. Das Brechen der Totenstarre gehörte zu einem Prozedere, dass genauso brutal war, wie es sich anhörte. Das gewaltsame Zerreißen von Muskelfasern, klang ebenso schön, wie der bestialische Tod durch eine Guillotine, zur Zeit der russischen Revolution. Angenehm war so etwas niemals, doch Jeongin und Seungmin waren sichtlich entsetzt. Kreidebleich wichen sie vom Seziertisch zurück. Felix legte sich noch einmal richtig ins Zeug und dann spürte er und Minho eine Vibration, die sich über das Becken der Toten bis in seine Fingerspitzen ausbreitete.
Das Muskelgewebe war gerissen.
"O Mann", murmelte der Seraphim und wandte seinen braunen Schopf ab. Aber es war Jeongin, der mit unsicheren Schritten zum Waschbecken taumelte, sich auf den Stuhl setzte und den Kopf in die Hände sinken ließ. Zu Felix' Überraschung eilte Hyunjin sofort zu ihm hinüber, um zu fragen, ob alles in Ordnung sei. Einen Augenblick kreuzten sich ihre Blicke, was Zeichen genug war, den Drachen aus dem Autopsiesaal zu schaffen. Ohne einen Blick an den Rest zu richten, zogen die beiden sich zurück. Ein klitzekleines Lächeln stahl sich auf Felix' Gesicht. Er ahnte es. Wie die restlichen Anwesenden wahrscheinlich ebenfalls, denn ihre Gesichtszüge sprachen Bände.
Minho ging um den Tisch herum, um auch den anderen Oberschenkel in Angriff zu nehmen. Das rechte Hüftgelenk gab nach und selbst in Changbins stoischem Blick erhaschte er etwas wie Widerwillen. Aber es gehörte zu der einzigen Möglichkeit, freie Sicht auf den Genitalbereich zu erhalten und es juckte Felix in den Fingern, seinen Verdacht so schnell wie möglich zu bestätigen.
Gemeinsam drehten sie beide Oberschenkel nach außen und Felix richtete die Lampe auf das Peritoneum, den Damm.
Minho starrte einen Moment auf den Intimbereich der Toten.
"Da ist ein Riss zweiten Grades in der Sechs-Uhr-Position", sagte der Wolf.
Felix wusste, was das bedeutete. Er wusste, was als nächstes kommen würde, weswegen er tief einatmete. Der sterile Geruch nach Operationsinstrumenten beruhigte ihn und er ließ seinen Blick durch die Anwesenden schweifen. Chan und Hyunjin starrten mit gefassten Gesichtern auf das Opfer. Jisungs Lächeln wirkte beinahe unheimlich, als der Blonde beobachtete, wie der Vampir Minho mit wachsamen Augen betrachtete. Nur Changbin starrte ihn an. Mit seinen jadegrünen Iriden brannte er ihm förmlich ein Loch in die Brust. Felix war sich nicht sicher, was genau der Fae gegen ihn hatte, doch er konnte spüren das irgendwas in der Vergangenheit den Älteren dermaßen veränderte, sodass er Felix als direkte Bedrohung sah.
"Könnte mich mal jemand aufklären?", meldete sich ein mürrischer Fae zu Wort.
"Was sucht ihr?"
Minho und Felix wechselten einen vielsagenden Blick.
"Es überrascht mich, aber der Neue hat mich auf eine Idee gebracht. Um meinen Verdacht zu bestätigen, muss ich alle Beckenorgane auf einmal herausnehmen. Also das Schambein durchtrennen und alle Organe herausheben."
"Glaubst du, Sie wurde vergewaltigt?", fragte Seungmin, dessen Farbe wieder in sein Gesicht gekehrt war.
So gefiel ihm Felix viel besser.
Minho sagte nichts, stattdessen umrundete er den Tisch und wählte einen Skalpell aus.
Felix wandte sich an seinen zuvor ausgewählten Platz zurück. Der Wolf trat an den Tisch heran und setzte zum T-Schnitt an mit dem der Rumpf geöffnet wurde.
Nachdem er den Schnitt vollführt hatte, klappte er die beiden Hautlappen zurück. Mit einer normalen Gartenschere durchtrennte der Braunhaarige die Rippen, welche er gemeinsam mit dem Brustbein heraushob. Darunter kamen Herz und Lungen zum Vorschein, beides normal ausgebildet, genauso wie Leber, Milz und Bauchspeicheldrüse. Keine Krankheitssymptome. Nur gesunde Organe von einer Frau, die weder geraucht noch getrunken hatte. Das Ausweiden der Beckenhöhle war kein angenehmer Vorgang, das wusste Felix. Er hatte zwar keine Ausbildung wie Minho genossen, doch er las gerne, oder unterrichtete sich selbst. Die grausige Prozedur des Durchsägens der Schamäste, drängte jedwede Gespräche zurück. Minho hob die Beckenorgane mitsamt den äußeren Geschlechtsorganen und dem Schambein heraus und legte sie auf das Schneidbrett. Schon bevor er den Uterus öffnete, verriet das äußere Erscheinungsbild, dass Felix mit seiner Vermutung richtig gelegen hatte.
Das Organ war größer als normal, die Wände waren schwammig und mit Blut vollgesogen.
Minho starrte ihn an und nickte.
"Die Frau hat vor kurzem ein Kind zur Welt gebracht", murmelte der Blonde.
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Children Songs {ChangLix}
FanfictionManchmal muss man eine Schlacht mehr als einmal kämpfen, um sie zu gewinnen. ~Changbin Teil 1 Fantasy Police AU Boy x Boy don't like, don't read! Nebenpairs: Minsung ChanMin HyunIN