Rescue [24]

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"Es scheint mir so, als hättest du wichtige Freunde da draußen, Bulle", knurrte der Anführer und hob Felix' Kinn mit dem Lauf der Waffe an. Der Blonde starrte zu dem großgewachsenen Mann hinauf und wusste sofort, dass unter der Maske ein Fae versteckt sein musste. Warum er das ahnte, war ihm schleierhaft, aber er neigte dazu, so etwas wie einen siebten Sinn dahingehend zu besitzen. Hustend wandte sich Felix ab und färbt den Boden rot. Der metallische Geschmack des Blutes breitete sich in seinem Mund aus und ließ ihn angewidert das Gesicht verziehen. Das magische Profil der Waffe fraß sich weiterhin durch seinen Körper näherte sich Stück für Stück seinem Herzen, um es zum Stillstand zu bringen und eine Schneise der Verwüstung zu hinterlassen.
"Boss! Wir haben die Objekte soweit eingesammelt", meldete sich ein Handlanger zu Wort, weswegen der Chef der Bande von Felix abließ. Der Detective reckte seinen Kopf in die Richtung, wohin die beiden Männer verschwanden.
"Wovon sprachen die beiden? Es klang nicht so, als ob Geld gemeint wäre", mischte sich Hyojong flüsternd mit ein. Sie hatten einander vorgestellt, während sie hier ihre Zeit absaßen. Der Ältere hatte ihn von seinen Schmerzen ablenken wollen und Anekdoten von seiner schwangeren Frau, welche weiter hinten neben Liv saß, erzählt. Wären sie nicht in einer solch heiklen Situation würden sie gute Freunde werden.
Der Blonde zuckte die Achseln, er hatte keine Ahnung, was sonst noch in einer Bank lag, deren Räuber anscheinend nicht hierher gekommen waren, um Geld zu sammeln. Die Frage war, warum einen so großen Aufwand riskieren, wenn es nicht um Geld ging? Gab es in dieser Welt etwas vergleichbares vom Wert?
Ein untersetzter Mann, menschlicher Herkunft, mit schüttem Haar und Bierbauch, richtete seine Aufmerksamkeit auf sie. Der Detective sprang automatisch in seinen Observierungsmodus. Durch den Anzug und die herrgerichteten, ordentlichen Haare, sowie der Designeruhr am Handgelenk, schloss der Felix daraus, dass es sich um einen Angestellten handelte, wenn nicht sogar den Chef der Bank.
"Es gibt hier Akten. Polizeiakten, die längst verschlossen sind, ungelöste Fälle, aber auch Akten von großen Pharmafirmen oder Anwaltskanzleien , die sicher verwahrt werden müssen, um unlauteres Material vor den Augen der Welt zu schützen."
Felix nickte verstehend. Das ergab Sinn, denn wenn ein CEO der Meinung war, seine Akten seien nicht sicher, warum sie nicht wie Geld behandeln und hinter meterdicken Stahl und Beton verstecken.
Nur in ihrem Fall nützte das gerade gar nichts. Sie waren Gefangene, Geiseln und er konnte nichts tun, ohne nicht gleich erschossen zu werden. Mit einem Mal riss eine Welle der Erkenntnis über ihm hinweg, spülte alles erdenklich positive aus seinem Kopf. Er war gefangen, angeschossen, seiner Waffe entledigt und in der Unterzahl.
Und seine kleine Schwester war hier, nur, weil er unbedingt Geld abheben musste. Die Übelkeit stieg wie ein kochendes Feuer seine Speiseröhre hinauf, als er seinen Kopf unter Schmerzen in Livs und Minas Richtung drehte. Die Kleine schlief auf dem Schoß von Mina, die sich mit Hyo-jongs Freundin leise unterhielt. Beide wirkten auf ihn ruhiger, als er es gern wäre.
"Was machen wir nun? Ich könnte mich dem Chef stellen, in meiner Wolfsform hätte er keine Chance gegen mich."
Felix schüttelte automatisch den Kopf.
Das kam gar nicht in Frage.
"Selbst wenn du den Chef unschädlich machen könntest, die anderen Mitglieder hätten dich sofort im Visier, was bedeutet, dein Körper wäre innerhalb weniger Sekunden vollgepumpt mit magischen Kugeln, die dich erst aus deiner Verwandlung reißen, deine Magie hemmen und dich langsam, aber sicher, töten werden, wenn du keinen Arzt aufsuchen solltest."
Der Blonde erzählte es genauso, wie sein alter Chef in Australien es erlebt hatte. Damals waren er und sein Partner bei einer Razzia. Die Situation entglitt den beiden so dermaßen schnell, dass sein Partner den fünf magischen Kugeln erlag, die seinen Körper innerhalb von Sekunden durchschlagen hatten. Seitdem predigte er, immer erst die Umgebung sichern, immer erst einen Ort zur Deckung suchen und dann den Arschlöcher dieser Welt zu zeigen wer den Größeren hatte.
Hyo-jong nickte ergeben und starrte durch den Saal.
Da ruckte sein Kopf plötzlich zu Felix.
"Wie kommen diese Typen eigentlich hier raus?"
Der Detective sah nach hinten und keuchte. Sein ganzer Rumpf begann in einem Stakkato zu Pochen. Kurzerhand begann ihm das Blut aus der Nase zu laufen und er hatte Schwierigkeiten gerade auszusehen. Die Welt verschwamm vor seinen Augen.
"Hey! Jetzt nicht schlapp machen, Kumpel, wir brauchen dich noch! Vorallem deine Tochter."
Trotz dessen sich die Welt drehte und sein Kopf einem Mienenfeld glich, versuchte er sich zusammenzureißen. Sollte er jetzt ohnmächtig werden, könnte er Liv, Mina und die restlichen Geisel nicht retten.
"Vorne und hinten werden die Polizisten postiert sein, auf den Dächer warten Scharfschützen. Niemand wird von den Räubern herauskommen, zumindest nicht lebendig", entgegnete er und besah sich das Blut auf seinem Shirt. Warum war Blut rot?
Er wusste natürlich, dass das Hämoglobin, eine Eiweißverbindung, neunzig Prozent der Erythrozyten ausmachte, welche wiederum zu einem großen Teil aus Eisen bestand, welches das Blut nunmal rot färbte. Aber warum rot? Blau wäre zur Abwechslung doch mal etwas Schönes.
"Aufgepasst!", herrschte der Anführer sie alle an.
"In wenigen Minuten kommt ein Hubschrauber, also seien Sie bis dahin brav und niemand stirbt."
Felix fragte sich, ob der Schuss auf ihn Absicht gewesen war. Zwar konnte er sich das beim besten Willen nicht vorstellen, aber eine klitzekleine Stimme in seinem Kopf säuselte etwas anderes.
"Und du, Bulle, dich entlasse ich. Es gibt einen Detective da draußen, der sich sehr für dein Wohl aus dem Fenster gelehnt hat."
Ihm fiel nur eine Person ein, die diesen Spinner von Bankräubern die Meinung sagen konnte. Seo Changbin. Sein Chef.
Felix wusste nicht so recht, was er davon halten sollte. Allgemein war ihre ganze 'Beziehung', wenn man es so nennen konnte, verkorkst. Er hatte das Gefühl der Schwarzhaarige wollte niemand neues in seinem Team, weil dieser Woojin ihm scheinbar sehr viel bedeutet hatte.
In seinem Kopf begann es zu rumoren, nachdem er seinen Beschluss gefasst hatte.
"Ich bleibe hier, aber dafür schicken Sie das kleine Mädchen und die Schwangere nach draußen."
Die Augen des Anführers weiteten sich einen kurzen Moment unter der Maske, ehe der Detective Lachfalten an ihnen erkennen konnte.
"Hört, hört, der Detective möchte den edlen Ritter spielen. Meinetwegen, aber dafür bleibst du bei mir, bis zum Schluss."
Er ging zu Liv und Hyo-jongs Frau, die sich nur schwerfällig auf die Beine hieven konnte. Er nickte Liv aufmunternd zu, während sie zum Eingangstor der Bank gelotst wurden. Die Blonde klammerte sich an die Wölfin, deren eiserne Miene Wände durchschlagen könnte. Wäre sie nicht Schwanger, hätte sie wahrscheinlich alles und jeden in diesem Raum zerstückelt. Aber jetzt stand das Wohl ihres Kindes auf dem Spiel, weswegen sie verbissen zu sah und diese Tortur über sich ergehen ließ. Mit wenigen Handgriffen wurde das versperrte Schloß geöffnet und die Tür einen kleinen Spalt aufgezogen, sodass die beiden hindurch schlüpfen konnten. Felix merkte, wie er der Situation angespannt folgte. Erst nachdem Liv draußen war und die Tür verriegelt, atmete er wieder.
Sie war draußen, sie war in Sicherheit.
Er merkte eine Hand auf seiner Schulter und sah Mina an. Ihre Augen sagten, er habe alles richtig gemacht. Auch wenn er sich schlecht fühlte, sie nicht auch nach draußen schicken zu können.
"So! Jetzt fängt die Party erst richtig an, unser Abholservice ist gleich da, weswegen Sie jetzt alle den Raum wechseln werden. Also hoch mit Ihren Ärschen! Ansonsten schmücken Ihre Hirnreste den Boden dieser Bank!"
Die Gruppe erhob sich hastig, wobei Felix wesentlich länger brauchte, als der Rest, was natürlich seiner Verletzung und dem immensen Blutsverlust geschuldet war.
Auf wackeligen Beinen wollte er Mina und Hyo-jong folgen, doch da zog ihn der Chef der Bande im Schwitzkasten zu sich heran. Er konnte gar nicht so schnell reagieren.
"Treibt das Vieh in den Stall, ich und der Bursche hier, haben noch ein Rendezvous mit den Polizisten."
Ohne weitere Aussagen schleppte der Anführer ihn zur Tür. Genau in die Richtung, wo vor wenigen Minuten Liv in die Freiheit spazieren konnte.
"Das ist Selbstmord", röchelte Felix, wobei schwarze Punkte in einem glitzernen Durcheinander vor seinem inneren Augen tanzten. Die Ohnmacht klopfte an und obwohl er liebend gern in ihre offenen Arme gefallen wäre, konnte er jetzt noch nicht ausfallen.
"Die Polizei steht da draußen, mit über hundert Mann, Scharfschützen auf den Dächern und meinem Team. Sie kommen da niemals lebend raus."
Der Kichern des Irren vibrierte an seinem Rücken. Es fühlte sich ekelig an.
"Wer hat denn was von lebend gesagt? Ich möchte demonstrieren, vor allem diesem Seo Changbin, dass er kein Recht hatte so mit mir zu reden, also nehme ich ihm, was er am liebsten hätte. Dich!"
Felix wollte sich sträuben weiterzugehen, schickte seinem Hirn Anweisungen, dass seine Füßen stehen bleiben sollten. Aber es hatte dafür keinen Nerv, schließlich hatte er eine klaffende Wunde und eine magisches Projektiel in seiner Schulter, was sich durch seinen Körper fraß.
Es hatte ganz sicher andere Probleme.
Die Tür wurde von zwei Mittätern geöffnet und sie traten in die grelle Nachmittagssonne, die Felix' Augen kaum wahrnehmen konnten. Er blinzelte mehrfach, ehe er merkte, dass sie schon am Rand der großen Treppenstufen zum Stehen kamen.
"Meine lieben Damen und Herren! Danke, dass Sie unserer Show folgen und sehen konnten, wie einfach es heutzutage noch ist, eine Bank auszuräumen. Aber dafür bin ich nicht hier!"
Der Detective erblickte einen schwarzen Haarschopf unter der Masse an Polizisten, die ihre Waffen auf den Geiselnehmer und ihn richteten. Changbin drängte sich nach vorne. Der Rest des Teams folgte ihm.
Jeder hatte eine Waffe in seiner Hand.
Auch wenn die Pistolen auf ihn zeigten, durchströmte Erleichterung seinen Körper.
Vielleicht würde doch alles gut werden.
"Detective Seo! Es ist mir eine Freude zu verkünden, dass ich Ihren Kollegen mit mir in die Hölle nehmen werden. Versuchen Sie mich zu erschießen, den Kleinen hier, wird es auch erwischen."
Die Chancen standen wirklich nicht gut für ihn. Vor allem, da kein freies Schussfeld war. Felix blickte Changbin an und für einen Moment schien die Welt stillzustehen. Es gab nur ihn und den Fae. Sie sprachen über ihre Augen. Tauchten in die Dunkelheit ihrer Iriden ein, sahen Verletzungen längst vergangener Zeit, Dinge, die sie zerstört hatten und.....und Verständnis. Vielleicht waren sie zu Beginn nicht gut aufeinander zu sprechen gewesen, aber sie teilten die Gabe sich in Mörder hineinzuversetzen, sie konnte jene Lieder hören, die nur bestimmte Wesen hören konnten.
Eigentlich waren sie zur Einsamkeit verdammt, aber nun hatten sie sich gefunden.
Und es war Zeit, das Kriegsbeil zwischen sich zu begraben.
Ansonsten wäre ich tot, dachte der Blonde.
Die Zeit nahm mit einem Mal wieder an Fahrt auf, wobei Felix eine Idee gekommen war. Er nickte kaum merklich in Richtung Changbin, der sofort verstand.
Mit der letzten Kraft, die in ihm übrig war, riss Felix seinen Kopf mit voller Wucht nach hinten, um auf die Nase des Verbrechers zu Zielen. Das Knacken eines Knochens hallte durch die angespannte Stille und der Blonde merkte erst jetzt, dass kein Fahrzeuglärm oder Vogelgezwitscher zu ihnen durchdrang.
Der Griff um seinen Hals löste sich. Er taumelte zur Seite, ehe er fiel. Mit halben Bewusstsein sah er noch, wie ein Kugelhagel den Geiselnehmer in tausend Teile zerriss.
Er machte Bekanntschaft mit dem Boden, bevor die Welt sich zu drehen begann. Changbins wunderschönes, attraktives Gesicht tauchte vor ihm auf, stützte seinen Kopf, ehe die Sanitäter bei ihm waren.
Es war vorbei.
Es war vorbei.
Der Blonde bemerkte, dass der Fae etwas sagte, doch die Anstrengung des Tages forderte seinen Tribut.
Es war vorbei.
Und dann explodierte die Bank.

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Guten Abend, meine lieben Leser und Leserinnen!
Endlich geht es weiter!

Ich mich entschuldigen, dass am Mittwoch kein Kapitel kam, da ich zurück nach Deutschland geflogen bin und in der Luft nicht unbedingt updaten wollte!
Nichtsdestotrotz hoffe ich, Euch gefällt dieses Kapitel.
Ab nächster Woche Mittwoch folgen die Updates wieder regelmäßig. Ich muss mich erstmal wieder in alles reinfuchsen und möchte keinen Müll fabrizieren, weshalb nur das heutige Chapter als Update dient.
Nehmt es mir bitte nicht übel!

Im Übrigen ist durch diese Idee mit dem Banküberfäll die Story erst entstanden. Sie schwirrte eines Tages in meinem Kopf herum, weswegen ich um dieses Kapitel die Fanfiktion gebastelt habe!

Was haltet Ihr von dem Kapitel?

Jisung, Hyunjin, Minho, Chan (oben)Jeongin, Felix, Seungmin, Changbin (unten)

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Jisung, Hyunjin, Minho, Chan (oben)
Jeongin, Felix, Seungmin, Changbin (unten)

Oben sieht man Hyo-jong

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Erin🌸

Children Songs {ChangLix}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt