Felix brütete über den Fallakten, während im Hintergrund der Fernseher lief und Christian in der Küche stand, um das Abendessen vorzubereiten. Beide Komponenten brachten den Blonden nicht zu einer Erkenntnis und das störte ihn.
"Wenn du weiter so verbissen dreinschaust, attackiert dich das Papier und du stirbst an den Schnittwunden", tönte die Stimme des Ex-Soldaten aus dem Nebenzimmer. Felix richtete sich sofort auf und versuchte den Blick aus seinem Gesicht zu verbannen. Er seufzte und fuhr sich einmal durch die Haare. Der Blonde hatte es nicht zugeben wollen, aber wieder zur Arbeit zu gehen, laugte ihn aus. Nicht nur die Tatsache, dass Changbin noch weniger mit ihm redete, als zuvor, sondern, dass er ihn komplett zu ignorieren schien.
Als fühlte er sich hintergangen.
Nur wusste niemand, weshalb.
Zwei starke Arme an seinen Schultern ließen ihn aufrichten. Der Druck, den der Meermann ausübte, war ein Segen, denn es lockerte seine verspannten Schultern.
"Sicher, dass du wieder arbeiten gehen willst? Das scheint mir nicht die beste Lösung in Anbetracht zu Changbins Gemütszustand."
Felix sah auf und kreuzte die Blicke mit seinem Freund. Wie hatten sie sich eigentlich nochmal kennengelernt?
Er konnte sich nur wage erinnern.
"Was willst du damit sagen?", kam es ungewollt grimmig aus ihm heraus, ja beinahe bedrohlich.
Christian zog die Hände abwehrend in die Luft.
"Ich will damit nur sagen, dass Detective Seo auf dich steht."
Für einen Moment kam die Zeit zum Erliegen, um sich danach mit bahnbrechender Geschwindigkeit über seinem Kopf zu manifestieren und Kometen aus Bruchstücken auf ihn niederregnen zu lassen. Er konnte sich beim besten Willen nicht zusammenreimen, warum Seo Changbin, ein Fae mit den Kräften eines Elementargeistes und noch dazu Chef des zweiten Elitecommandos des District Nines etwas von ihm wissen wollte, geschweige denn ihn zu mögen.
"Da bist du völlig auf dem falschen Dampfer", schüttelte er den Größeren mit einer Handbewegung ab.
"Changbin ist nicht fähig zu lieben. Er liebt nur sich und seinen Job."
Der Braunhaarige hinter ihm schüttelte grinsend den Kopf. Als würde er nicht verstehen, wie blind Felix sein konnte. Aber es war nicht seine Baustelle. Stattdessen wandte er sich wieder dem Essen zu. Es gab das einzige Gericht, welches er wirklich gut beherrschte. Nudeln mit Bolognese. Zwar kein traditionelles australisches Gericht, aber es war einfach zu machen und konnte gut eine Truppe von zwanzig Mann verköstigen oder eine Gruppe von fünf ausgehungerten Fae Soldaten.
"Das riecht aber lecker!", hörten sie eine Stimme, die sich scheinbar von der Flimmerkiste loseisen konnte. Felix packte schnell die Akten weg, ehe er sich dazu aufraffte den Tisch zu decken.
Mit Olivias Hilfe natürlich.
Keine zehn Minuten später saßen sie auch schon an der gedeckten Tafel, und beobachteten wie seine kleine Schwester unmengen an Käse über ihre Nudeln rieb. Bis Christian irgendwann entschied ihr das Produkt wegzunehmen mit der Begründung sie würde ansonsten an einer Käse-Vergiftung sterben.
Was die Kleine natürlich zum Lachen brachte und Felix ebenfalls.
"Ich gehe nach dem Essen noch einen alten Freund besuchen, der mit mir in Australien gedient hat. Er wohnt seit einigen Monaten hier, weshalb wir mal ein paar Bierchen zischen und die alten Zeiten aufleben lassen wollen", erwähnte der Merrmann nebenbei und half Olivie ihren Kampf gegen den Tomatenmund zu gewinnen.
Felix nickte schmunzelnd und schob sich einen Löffel mit Spaghetti in den Mund. Er selbst hatte auch Freunde aus Australien hier, aber bisher besaß er nicht den Mumm irgendeinen von ihnen zu kontaktieren.
Lieber verkroch er sich hinter der Arbeit, um jedweden Kontakt zu seinem alten Leben zu meiden.
Sie aßen zu Ende, wobei Felix sich bereit erklärte den Abwasch zu machen, was Olivia erfreute, denn so konnte Christian ihr noch eine Gute-Nacht-Geschichte erzählen, bevor es ins Bett ging. Seine Schwester liebte Geschichten von dem Älteren. Schon seit sie ganz klein war. Er war ihr Prinz auf dem weißen Ross.
Nach seiner Tätigkeit und dem Abschiedskuss von dem Meermann widmete sich Felix wieder seiner Aufgabe.
Changbin hatte ihn beauftragt, alle Morde des Schlächters nicht nur in der chronologischen Reihenfolge zu ordnen, sondern auch die Opfer des Alters nach zu sortieren. Und schon nach den ersten drei Opfern entstand eine gewisse Parallele oder besser gesagt eine Kette, die ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.1. Opfer: Grace Tayler, 33, Mensch
2. Opfer: Ava Anderson, 30, Mensch
3. Opfer: Yi Mi-ri, 27, Mensch
4. Opfer: Kim Eun-ji, 24, Mensch
5. Opfer: Cha So Ra, 21, Mensch
6. Opfer: Lee Nu-Ri, 18, MenschVon der Tatsache abgesehen, dass alle Opfer weiblich und Menschen waren, sowie ein Kind gebären sollten, sprach diese Zahlenkomponente von einer großen Symbolträchtigkeit. Natürlich konnte man darüber viel spekulieren. Zum einen die Frage, warum ausgerechnet ein drei Jahres Rhythmus? Und zum anderen, hörte er mit der Achtzehn auf oder würden sie demnächst eine Fünfzehnjährige auf dem Autopsietisch liegen haben? Der Gedanke ließ Felix frösteln. Sieben Opfer reichten, warum also weitermachen? Was will der Killer uns damit sagen? Hatte er jemanden verloren, der auch Schwanger gewesen war? Musste er seinen Verlust mit Hass auf Alleinerziehende aufwiegen, um seinen Schmerz zu tilgen? Doch die Frage, die den Blonden am meisten interessierte war, wie fand er die Opfer?
Keine der Frauen hatte eine Hebamme, bei fünf von sechs werdenden Mütter wusste niemand von den Verwandten etwas von der Schwangerschaft. Außer bei Lee Nu-ri. Ihre Eltern wollten sie voll und ganz unterstützen. Ohne viel Hoffnung zog er die Akte der Achtzehnjährigen hervor und begann durch die Protokolle zu blättern.
Auf den ersten Blick fand Felix nichts wirklich spannendes. Doch dann erblickten seinen Augen etwas, dass er schon bei einem anderem Mord, in einer anderen Akte gesehen hatte. Blitzschnell und vom Adrenalin gesteuert, griff der Blonde die Akte von Cha So-Ra und wühlte sich durch die Zettellei. Seine Augen fixierten jene Worte, die auch bei Kim-Eunji und Lee Nu-Ri standen. Es kitzelte ihn in den Finger seine Erkenntnis mit irgendjemanden zu teilen, aber der Blick auf die Uhr verriert ihm, dass wahrscheinlich um zwei Uhr zweiunddreißig niemand von seinem Team wach war. Außer....Er schüttelte den Gedanken ab und glich die Fakten auch mit den Morden in Australien ab. Und diese Erklärung, wo der Mörder all die Frauen gefunden hatte, war wie ein Schlag in die Magengrube. Jemand mit Militärhintergrund konnte sich da ganz leicht Zugang verschaffen.
Das Tapsen leiser Sohlen riss ihn aus seinen Gedanken und er schaute auf.
"Weißt du, ich mag Onkel Changbin. Er hat etwas von 'Ich möchte die Welt retten' in sich. Aber ich habe das Gefühl, er müsste erstmal sich selbst retten", sagte Olivia verschlafen und rieb sich die Augen.
Felix kicherte über diese Lappalie und nahm die Braunhaarige auf seinen Arm.
"Und das hätte nicht bis morgen warten können?", fragte er, doch da merkte er schon, dass die Kleine im Land der Träume war.
Er wollte Olivia gerade wieder ins Bett bringen, als eine Nachricht auf seinem Handy einging. Sie war von Jisung.
Und das, was er las, erschütterte ihn bis ins Mark.
Kim Matthew war aus der Haft entflohen._____________________________________________
Guten Abend, meine lieben Leser und Leserinnen! Es geht freudig weiter in der Story! Ich wollte endlich mal einen kleinen Einblick in das Alltagsleben von Felix zeigen und mir gefällt es. Natürlich muss es weiterhin um die Morde gehen, ansonsten würden wir nicht vorankommen!
Was sagt Ihr zu dem Kapitel? Hat irgendjemand geahnt, dass Kim Matthew nochmal eine größere Rolle spielen wird?
Feel free to comment!
Erin🌸
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Children Songs {ChangLix}
FanficManchmal muss man eine Schlacht mehr als einmal kämpfen, um sie zu gewinnen. ~Changbin Teil 1 Fantasy Police AU Boy x Boy don't like, don't read! Nebenpairs: Minsung ChanMin HyunIN