Das Blut an seinen Händen gab seiner Seele Farbe. Einen Sinn.
Es erfüllte ihn, machte ihn zu jenem Wesen, dass er schon immer sein wollte.
Ein Monster.
Er spürte das Grinsen in seinem Gesicht, als er auf die porzellanartige Haut seines Opfers stierte, dessen Blässe durch rote Rinnsale bedeckt wurden.
Es war ein Gemälde.
Ein Kunstwerk.
Schönheit in seiner Vollkommenheit.
Doch der Tod hatte sie noch nicht geholt.
Er stand neben ihm, blickte ihre geschundene Seele an, ihren verunstalteten Körper.
Das Blut.
Und er sehnte sich, lechzte nach ihrem Opfer.
Als sein Diener, als sein Bote, würde er dem Tod das Leben dieser Frau schenken.
Auf grausamste Weise, die man sich vorstellen konnte.
Denn nur ein grauenvolles Ableben gewährt eine Überfahrt zum Totenreich.
In das Reich seines Herrn.Die Farbe an den Wänden glänzte wie scharlachrotes Blut, denn genau das war es.
In einem anderen Leben, in dem Detective Seo Changbin keine Monster jagte und Tatorte wie diesen betrachten müsste, würde er zugeben, dass es einen ästhetischen Reiz hatte, sich eine solche Bemalung an die Wand zu pinseln.
Aber leider jagte er den abscheulichsten
Abschaum der Menschheitsgeschichte und war gut darin, sodass er sich den Farbton, der Blut ähnelte, niemals an eine Wand schmieren oder seinen Wagen damit versauen würde. Tatsächlich überlegte er in letzter Zeit seine Wohnung komplett neu zu streichen. Sie war noch immer vollgestopft mit Sachen von Woojin, von denen er sich seit Jahren nicht trennen konnte. Vielleicht, so schwirrte es durch seinen Kopf, war das eine gute Ablenkung, um sich von seinen Gefühlen zu distanzieren. Was natürlich nicht hieß, er würde weglaufen, obwohl es genau das bedeutete. Er hatte vor, seine Gefühle für Felix mit alten, schmerzenden Wunden von Woojins Ableben zu ertränken, damit sein Kopf nicht ständig um seinen Kollegen rotierte."Alles klar, Bin?", tönte Chans Stimme hohl von seiner linken Seite und der Fae ertappte sich dabei, wie er seit mehreren Minuten auf ein und denselben Fleck stierte, als wäre er festgefroren. Er nickte und räusperte sich kurz, um gefasster zu wirken.
"Natürlich, was soll schon sein?"
Der Ältere blickte ihn an, bevor er einmal den Raum sondierte. Bisher war noch niemand von ihrem Team da, mit Ausnahme von Minho, der die Leiche in mitten der Ein-Raum-Wohnung begutachtete und die Spurensicherungen, dessen tüchtiges Treiben an ein Armeisenvolk erinnerte.
"Du bist in letzter Zeit abwesend. Und ich beziehe mich nicht nur auf deinen Jagdinstinkt, wo du oft Essen, Trinken und deine Kollegen vernachlässigst, sondern auf die Tatsache, dass du mich und das Team, vor allem Felix meidest."
Changbin schüttelte den Kopf. Ihn überflutete nicht das Bedürfnis sich mit Chan über sein Liebesleben oder seine zermürbenden Gedanken zu unterhalten. Stattdessen wandte sich der Fae ab und ging auf die Leiche zu. Der Wolf hatte ihre Unterhaltung stillschweigend mitgehört, aber eine Äußerung fiel ihm nicht über die Lippen. Und das empfand der Detective als einen Segen. Sich von zwei älteren magischen Wesen behelligen zu lassen, die dachten sie müssen sich um ihn kümmern, war zu viel. Zweifellos sorgten sie sich, aber das brauchte Changbin kein bisschen.
"Was hast du für uns?", fragte der Schwarzhaarige und ging in die Hocke.
Zu allererst fiel ihm auf, wie jung das Opfer war. Sie wirkte weitaus jünger, als all die Opfer zuvor. Und diese Erkenntnis jagte ihm durch Mark und Bein. Er hatte sich noch nicht eingehend mit dem Alter der Frauen beschäftigt, aber dieses Frau gab ihm Grund zur Annahme noch einmal genauer hineinzuschauen. Vielleicht war das ein ausschlaggebender Punkt.
Der Durchbruch, den sie brauchten.
"Sie ist seit zwei Tagen tot. Die Leichenstarre hat sich schon wieder gelöst, wobei die Grünfäulnis erst begonnen hat."
Die Leichenfäulnis begann stets als grüner Fleck im rechten Unterbauch, da die Fäulnis als Erstes von den Darmbakterien ausging und der Darm direkt unterhalb der Bauchdecke lag. Die Leichenstarre löste sich dann aufgrund der Fäulnis und der damit verbundenen Zersetzung der Muskulatur.
Untersuchungen zur Eingrenzung der Todeszeit wurden immer gleich am Fundort der Leiche vorgenommen, niemals im Sektionssaal. Eine viertel bis halbe Stunde nach Eintritt des Todes kam es normalerweise zur Bildung von Leichenflecken, fleckige Ansammlungen von Blut unter der Haut, da das Herz nicht mehr schlug und der rote Lebenssaft nicht mehr durch den Körper gepumpt wurde. Nach dem Tod blieb die Körpertemperatur für weitere drei Stunden konstant, ehe sie nach jeder weiteren Stunde um ein Grad sank. Fand man also eine Leiche, welche eine Körpertemperatur von Zwanzig Grad besaß, konnte man daraus schlussfolgern, dass die Person seit zwanzig Stunden tot war.
Changbin erhob sich und betrachtete das Ausmaß dessen, was von dem Kind noch übrig war. Ihr Bauch war ein schwarzes Loch an heraushängenden Gedärmen. Ein Abgrund dunkelster Schwärze und tiefster Sünde. Ihr zärtliches, noch faltenloses Gesicht war entstellt zu einem endlos, anhaltendem Schrei. Ihre dünnen, blassen Arme hielten ihren Bauch, versuchten das, was eins darin gelebt hatte, zu umklammern, als wäre es ihr nicht entrissen wurden. Changbin schätzte sie auf höchsten achtzehn Jahre.
"Eine schwangere Achtzehnjährige. Ich glaube, so ein junges Opfer hatte ich noch nie auf meinem Tisch."
Es mochte makaber klingen, was Minho da von sich gab, widerwärtig und schrecklich inakzeptabel für das Mädchen als Person. Aber das war der Tod und vor dem musste man sich schützen. Changbin nickte und schwenkte seinen Kopf hinüber zu dem Augenmerk, welches, neben der Leiche, natürlich ebenfalls Aufmerksamkeit bekommenn sollte.
Die Unterschrift des Schlächters.The itsy bitsy spider climbed up the water spout
Down come the Rain and washed the spider out
Out come the sun and dried up all the rain
And the itsy bitsy spider climbed up the spout again
I know nothing stays the same
But if you're willin' to play the game
It's comin' around again"Langsam geht mir das alles auf den Sack. Ich will dieses Dreckschwein endlich zwischen meine Finger kriegen, um ihn zu erwürgen", knurrte Chan zwischen zusammengepressten Zähnen, während sein Blick auf dem Kinderlied haftete.
"Das kannst du vielleicht bald tun", ertönte Minhos Stimme. Changbin musste nicht sehen, wie der Wolf grinste, er spürte es in seinem Nacken. Die beiden wirbelten herum und sahen, wie der Braunhaarige triumphierend eine Pinzette hochhielt. Doch es war nicht das Gerät, was ihnen Minho zeigen wollte, sondern das, was darin steckte.
Ein kurzes, braunes Haar.
Ihr Ticket, um dem Schlächter einen Freifahrtschein ohne Widerkehr in die Hölle zu garantieren.
Helle Vorfreude durchfuhr Changbin und er trat näher an den Gerichtsmediziner heran.
"Wo hast du es gefunden?"
Neugierde blitzte in seinen Augen auf, und Stolz. Sie hatten einen Durchbruch erzielt!
"In der Bauchhöhle. Wahrscheinlich ist das Haar abgefallen oder irgendwie an den Gedärmen haften geblieben, als der Schlächter den Embryo entfernt hat."
Changbin nickte anerkennend und klopfte dem Wolf auf die Schulter.
"Hervorragende Arbeit. Tüte es ein. Ich möchte, dass es unverzüglich ins Labor geschickt wird!"
Minho nickte und füllte die Probe in ein Reagenzglas. Oft wurden für Asservate auch Papiertüten verwendet. Entgegen der üblichen Handhabung in allen Krimiserien waren Plastiktüten für organische Materie nicht geeignet, da sich in feuchter Umgebung Schimmel bilden konnte. In der Papiertüte allerdings trocknete Gewebe aus und zwar ohne, dass die DNS zerstört wurde. Denn DNS wurde nur von zwei Dingen beseitigt: Schimmel und UV-Licht. Wer also wollte, dass eine Leiche nicht mehr durch die DNS identifizierbar war, sollte eine Leiche in einen Plastiksack stecken und möglichst lange in die pralle Sonne stellen.
Im Inneren des Faes ertönte ein Brüllen, das Brüllen eines Jägers, dass seiner Beute den Tod verkündete._____________________________________________
Guten Abend, meine lieben Leser und Leserinnen! Es geht weiter und wir haben endlich einen Durchbruch erzielt! Ich bin gespannt, was Ihr sagen werdet, sobald die nächsten Kapitel draußen sind!
Aber nun zum diesen Chapter erstmal ein paar Worte! Was sagt Ihr dazu? Mir gefällt die Synergie zwischen den Dreien und auch die Tatsache, dass sie sich Sorgen, obwohl Changbin lieber allein kämpfen möchte.
Besonders gefällt mir ja auch der Einstieg in dieses Kapitel xdFeel free to comment!
Erin🌸
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Children Songs {ChangLix}
FanfictionManchmal muss man eine Schlacht mehr als einmal kämpfen, um sie zu gewinnen. ~Changbin Teil 1 Fantasy Police AU Boy x Boy don't like, don't read! Nebenpairs: Minsung ChanMin HyunIN