Facts [5]

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"Das Wort 'Terror' stammt aus dem Lateinischen und heißt 'Schrecken'. Terroristen sind demnach Menschen, die Schrecken verbreiten und mit solchen Anschlägen ihre Macht demonstrieren wollen."
Changbin hörte Jisung zu, während sein Blick noch immer über das Gelände streifte.
"Ihre Macht und Dominanz wird durch den Tod vieler zur Schau gestellt. Sie wollen zeigen: Seht her, wir sind hier und ihr könnt nichts dagegen tun. Was nicht ganz falsch ist. Aufgrund der heutigen Technologien ist es ein leichtes Nester solcher Attentäter ausfindig zu machen. Doch auch auf andere Weise haben diese Leute Vorteile, wo auch die Regierung machtlos ist."
Der Fae verschränkte die Arme vor Brust. Magie summte unter seiner Haut. Ein Prickeln, dass er stets spürte, wann immer sie an einem Tatort standen. Seine Augen glitten zu dem Neuen, dessen Aufmerksamkeit voll und ganz auf Jisung gerichtet war. Der Vampir genoss die Stunde des Triumphs. Er genoss es, im Mittelpunkt zu stehen und sein Wissen zu demonstrieren.
"Anschläge reichen bis in die Antike zurück. Heute kann man nicht mit Genauigkeit sagen, wann und wo der erste Anschlag vollzogen wurden. Mit der Zeit des 'Terrors' in der französischen Revolution-"
Ehe der Blonde sich weiter in der Tiefe seiner Sachkenntnis verzettelte, unterbrach ihn der Detective.
"Was sagt uns das jetzt? War es ein Selbstmordattentat, wie damals am elften September, oder hat jemand die Bombe deponiert und ist geflohen?"
Der Mittag neigte sich dem Ende zu und Changbin war sich im Klaren, dass sie langsam etwas finden mussten. Außerdem wartete die Leiche einer jungen Dame in der Autopsie auf ihre Untersuchung.
Der Vampir zog einen Schmollmund. Dass Ihm jemand seine Tour vermasselte -vor dem Neuen- fand er keineswegs akzeptabel. Jeodch fing er sich nach einem kurzen Räuspern und erklärte dem Fae seine Ansichten.
"Vom Ausgangspunkt und der Lage der Bombe würde ich nicht behaupten, dass es ein Selbstmörder war. Er hätte im Konferenzraum, wo sie hochgegegangen ist, sein müssen. Er säße quasi die ganze Zeit auf einem heißen Eisen. Selbst wenn er trainiert wäre und Disziplin besaß....das hätte er nicht lange durchgehalten."
Changbin nickte. Es erstaunte in stets aufs Neue, wie der quirlige Vampir eine hundertachtzig Grad-Wendung vollführen konnte, um ihm ein vollkommen durchdachtes System zu erklären. Der Verstand des Jüngeren war eine Schatztruhe unerforschter Diamanten. Es waren Momente, wie diese, wo Changbin froh war, dass er den Blonden von seinem langweiligen Prinzendasein erlöst hatte, damit der Vampir zu seinem Team gehörte.
"Diese Aussage impliziert, dass der oder die Täter mindestens in der Nähe gewesen sein mussten. Selbst mit der Technik heutzutage, wäre es unsicher einen Fernzünder zu benutzen. Sollte das Internet versagen, würde auch das Attentat scheitern. Demzufolge sollten wir uns auf die Umgebung konzentrieren. Jedwede Kameras von Läden oder Handys ausfindig machen", mischte sich der Neue ein, wobei Changbin nur mit Mühe einen Kommentar unterdrücken konnte. Natürlich hatte er Recht, was dem ganzen noch das I-Tüpfelchen verpasste. Jisung stattdessen klopfte dem Blonden auf die Schultern und schenkte ihm sein allseits bekanntes Tausend-Kilowatt-Lächeln.
"Du wirst mir immer sympathischer, Kleiner."

Ein Luftzug neben ihnen kündigte Chan und Seungmin an. Die aufwallenden Staubkörnchen trieben dem Fae die Tränen in die Augen, doch er ließ sich nichts anmerken. Ohne Worte des Detectives begann Chan mit dem Lagebericht.
"Es wurden keine weiteren Überlebenden gefunden. Nur noch mehr Leichen aus den verschiedensten Schichten des Gebäudes geborgen. Die Umgebung wurde weitreichend gesichert, die Polizei untersucht die Kameras, welche wir im Nachhinein bekommen."
Changbin nickte und versuchte nicht an die Identifizierung der Toten und an die Benachrichtigung der Eltern oder Familien zu denken. Es kam ihm vor als wäre es gestern gewesen, an dem er einer Familie mitteilen musste, dass ihr Sohn bei einem Motorrad-Unfall ums Leben gekommen war. Sie hatten ihn gesehen, und es gewusst. Dass er ihnen dennoch erzählen musste, wie es passiert war, brannte sich in seine Seele hinein, wie ein heißes Eisen auf die Haut. Ihre Reaktion würde er für immer im Gedächtnis behalten. Und jedes Mal, wenn er an ein neues Opfer dachte, schmerzte dieses Brandmal in seiner Brustgegend, glühte und ätzte sich tiefer in ihn hinein.
Er schüttelte den Kopf, um die Gedanken loszuwerden, nur um zu sehen, dass Jeongin, Minho und Hyunjin ihren Weg ebenfalls zurückgefunden hatten. Mit dem Unterschied, dass der Wolf in ihrem Team einen schmächtigen Jungen am Nacken gepackt hatte und neben sich auf den Boden feuerte.
"Der Kleine, hier, wollte uns etwas erzählen", grinste der Braunhaarige und drückte zu, sodass der Vampir zu ihren Füßen ein gequältes Jaulen von sich gab, welches in einem Knurren endete. Mit hasserfüllten Augen starrte er jeden von ihnen an und blieb erst bei Felix und dann bei Jisung hängen, dessen Blick Bände sprach. Der Vampir in ihrer Reihe beugte sich zu dem Unruhestifter hinunter, sein unverdecktes Auge glühte in einem schillernden Rotton, dass es dem Fae unangenehm über den Rücken kroch.
Han Jisung wusste, wie man jemanden einschüchterte. Sein schiefgelgter Kopf, das Knurren, was aus seiner Kehle drang, brachte den Jungen ins Schwitzen. Unruhig rutschte ihr Gegenüber auf dem dreckigen Boden hin und her. Man sah ihm an, dass diese ganze Situation nicht zu seinem eigentlichen Plan gehörte. Er musste etwas wissen. Changbin schätzte ihn so ein, dass er bei dieser Tat nicht mitgemacht hatte, dennoch etwas gesehen haben musste. Ansonsten wäre er von Minho nicht hierhergeschleppt wurden. Die Stimme Jisungs riss ihn aus seinen Gedanken. Er wandte seinen Blick wieder auf den Blonden und das Balg, dass ihnen noch immer eine Antwort verweigerte.
"Sprich, Junge!"
Wie auf Knopfdruck ruckte der Kopf des jüngeren Vampirs zur Seite. Sein Mund öffnete sich und es spurdelten die Worte heraus, die sie hören wollten.
"Ich habe nichts mit der Sache zu tun! Ehrlich. Ich schwöre es bei der Königin!"
Jisungs Zischen hallte durch die Landschaft. Das Brodeln seiner Magie schien die Luft zu tränken. Changbin hatte ganz vergessen wie ungern er über seine Mutter sprach oder allgemein ihre bloße Nennung zum Kotzen fand. Das merkte ihr Befragter sofort. Und erst dann wusste er, wer vor ihm stand. Von seinem blassen Teint wich die Farbe noch mehr, falls dies überhaupt möglich war. Seine Augen wuchsen zu Tellern heran und das kaum merkliche Zittern erfüllte seinen kompletten Körper.
"Ich, ähm, bei der Mutter", murmelte er und stützte den Kopf gegen die Hände.
"Sprich weiter!", befahl Jisung erneut und erhob sich. Seine überlegenere Position machte den Vampiren noch furchteinflößender. Der Junge riss den Kopf wieder nach oben und starrte flehentlich Felix und dann Changbin an. Doch keiner von ihnen rührte sich. Das war Jisungs Vernehmung, in die sich keiner der Anwesenden verbal einmischte.
Ein Seufzen seitens des Jungen. Eine Kapitulation, die der Fae in Jisungs triumphierendem Auge sehen konnte. Manchmal empfand er den Jüngeren als äußerst beängstigend. Seine Macht, Untergeordnente zum Sprechen zu zwingen, war jedenfalls gleichermaßen faszinierend wie abstoßend. Denn er brach nur mit seiner Stimme ihren Willen, was jedoch nur bei dem Vampirvolk funktionierte.
"Es war heute morgen.....ich war, wie immer, auf meiner Route die Zeitung auszutragen, um mein Taschengeld aufzustocken."
Er schluckte einmal, zweimal, dreimal, ehe er einen Blick über seine Schulter warf und Minhos Grinsen erblickte. Das Grinsen eines Monster, dass bereit war, ihm den Kopf abzubeißen.
"-als ich drei Gestalten hinten bei den Mülltonnen erblickte. Sie waren in Schwarz gehüllt, was mich stutzig machte, da das ja noch auffälliger wirkte. Jedenfalls tuschelten sie. Irgendeiner sprach etwas über Fernbedienung und ob sie nah genug dran wären."
Changbin tauschte einem Blick mit Chan und Minho. Beide nickten, was Jisung im Augenwinkel mitbekam. Er stellte die Fragen, die am Wichtigsten waren:
"Hast du Ihre Gesichter sehen können? Waren sie geflügelt? Haftete irgendein bestimmter Geruch an ihnen?"
Der Vampir am Boden nickte geängstigt unter dem Druck von der Stimme des Älteren.
"Sie waren männlich und geflügelt. Die Flügel so schwarz wie die Nacht. Alle drei. Einer trug eine Narbe am Auge, ziemlich hässlich und entstellend, wenn Sie mich fragen. Und sie rochen nach Teer, als wären sie geradewegs aus den tiefsten Tiefen der Hölle gekrochen."
Der Kopf des Fae ruckte zu Chan, dessen Augen voller Unglaube aufgerissen waren. Er drängelte sich schnurstracks an Jisung vorbei, entriss Minhos Armen den Jungen und hielt ihn in die Luft.
"War es sein linkes Auge?", knurrte er.
"War es das linke Auge? Sprich!"
Der Vampir schüttelte voller Entsetzen den Kopf. Seine Beine baumelten bei dem festen Griff des Dämons in der Höhe. Binnen einer Sekunde wuchsen dem Blondem Hörner auf seiner Stirn. Wie schwarze Diamanten funkelten sie auf seinem Haupt und gaben seinem Gesamteindruck ein noch düsteres Auftreten.
"Ich glaube, es war das Linke. Ich, ich bin mir nicht mehr sicher, bitte, bitte lassen Sie mich los!"
Für einen Moment schien Chan seine rasende Wut zu vergessen und ließ das Balg runter. Der Vampir blickte jedem der Anwesenden ängstlich ins Gesicht, ehe er die Beine in die Hand nahm und verschwand.
Stille umgab sie. Außer den Polizisten und Schaulustigen, sowie den Arbeitern, welche die Trümmer beseitigen, hörten sie nur das Rauschen des Windes. Es war Chans leise mit wutgetränkter Stimme, die ihnen allen eine Gänsehaut bescherte.
"Ich weiß, wer dieses Leid verursacht hat."

Children Songs {ChangLix}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt