Farewell [37]

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Changbin hatte noch eine Sache zu erledigen, bevor er ins Revier fuhr. Seine Augen blickte auf das Schild unweit des Parkplatzes entfernt. Seine Fae-Augen konnte ohne Probleme die dortigen Buchstaben erkennen.
Friedhof.
Er hatte sich immer gesträubt einen Therapeuten aufzusuchen, auch wenn Namjoon ihn dazu verdonnert hatte. Dann saß er meistens in dem schön eingerichteten Zimmer und wartete und wartete und wartete. Kein Wort verließ in jeder Sitzung seinen Mund. Stattdessen zog er sich in seinen Raum zurück und genoss die Stille. Tatsächlich war er innerlich am zerbersten. Stück für Stück verlor er sich selbst, weil er nicht drüber reden wollte, sondern weil er es schlichtweg nicht konnte. Zur damaligen Zeit hatte Changbin das Gefühl gehabt niemand verdiente es die Wahrheit zu wissen. Natürlich kannten sie die Einsatzberichte und seine Zeugenaussage. Aber das, was sich in jener Nacht abgespielt hatte, würde er mit in sein Grab nehmen. So dachte er jedenfalls. Niemand verdiente es zu wissen, wie es war, als Changbin Woojin gegenüber saß und sein Verständnis sah, sein Bewusstsein, dass er sterben würde. Und diese Erkenntnis hatte ihn lebendig erstickt. Erstickte ihn heute noch. Und er fühlte sich heute noch schuldig, nichts anderes getan zu haben, als da zu sitzen und zu sehen, wie Woojin starb....
Bis er Felix getroffen hatte. Niemals zuvor verschwendete er einen Gedanken daran, diese Höllennacht jemanden zu erzählen. Doch Lee Felix war anders. Bei ihm überkam ihm das Bedürfnis sich zu offenbaren, sich all das Leid von der Seele zu reden.
Und jetzt stand er hier, um auch den letzten Teil dieses Abschnittes zu beenden.
"Vielleicht hast du Recht, da ist nichts mehr zwischen uns. Aber meine Gefühle für dich haben sich nie geändert. Ich liebe dich. Ich werde es immer tun. Ich werde immer nach dir in irgendeiner anderen Person suchen, doch in Wahrheit gibt es nur dich allein. Manchmal bete ich, damit du einen Überblick bekommst, wie schwer es für mich ist. Du wirst niemals den Schmerz spüren, den ich tagtäglich verspüre. Du wirst niemals verstehen, wie oft ich daran gedacht habe, alles zu beenden. Es tut mir leid. Für alles. Es tut mir leid, dass ich nicht gut genug war. Es tut mir leid, dass ich eine Bürde war. Und allen voran tut es mir leid, dass ich dich nicht retten konnte.
Ich hoffe, eines Tages verstehst du, wie sehr ich dich liebe.
Und ich hoffe, eines Tages kannst du mir vergeben", zittrig holte Changbin Luft, ehe er auf das Grab hinab sah.
"Du wirst immer ein Teil von mir sein."
Der Fae führte die Hand zu seinen Lippen und diese dann zu dem Stein.
Ließ das Hauchen seines Kusses durch die sanfte Brise hinfort wehen.

Sie fanden sich zu einer Besprechung im Konferenzraum ein. Alle Anwesenden waren bis zum Haaransatz gespannt. Das merkte Felix, denn ihre sonst so ruhigen Augen jagten von einer Seite zur nächsten. Changbin breitete eine Karte auf dem Tisch aus. Seine Stimme hallte ruhig und gefasst durch den Raum. Das hatte er schon hundert Mal gemacht, wenn nicht sogar mehr. Das war sein Element. Das konnte er!
"Wir wissen, dass Kim Ji Jeop sich hier-", er zeigte auf einen Kartenabschnitt nahe des Hafenviertels der Dämonen.
"-befindet. In dieser Ebene vor dem Beginn der Heimat der Dämonen. Dieser Ort ist umgeben von gigantischen Bäumen, gut geschützt um sich zu Treffen und Morde zu planen", beendete Chan die Aussage, welche ihr Chef begonnen hatte. Es war ein fließender Übergang gewesen, wie eine gut geölte Maschine. Diese Informationen hatten sie von einem Kontaktmann, der Undervover das Drogengeschäft in der Hafenstadt überwachte.
"Wir werden dort mit M.I.A reinbrettern, damit das Überraschungsmoment auf unserer Seite ist", klinkte sich nun auch Hyunjin mit ein und lehnte sich über den Holztisch.
Changbin mahnte ihn mit einem Blick.
"Selbst wenn Ji Jeop militärische Waffen besitzen sollte, unser Wagen ist Kugelsicher, auch vor magischen."
Bei der Erwähnung dieser Waffe begann Felix' Schulter unangenehm zu ziehen. Als wüsste sein Körper, was noch vor Monaten in ihm gesteckt hatte, was ihn beinahe tötete. Der Blonde hatte seitdem keine Waffe mehr in die Hand genommen.
Bisher sprach ihn niemand drauf an.
"Ausreichend geschützt sind wir also", murmelte Seungmin, während er an seinem Kaffee nippte. Dem Blonden kam gar nicht in den Sinn jetzt irgendwas zu essen oder zu trinken, dafür würde sein Magen sich wahrscheinlich revanchieren.
"Das Wichtigste an dieser ganzen Operation ist nicht der schnelle Tod dieses Arschloches, obwohl er es verdient hat, sondern ein Geständnis. Er muss zugeben, dass er all die Frauen getötet hat."
Changbin blickte sie nacheinander an, jedoch blieb er besonders lange bei Jisung hängen.
"Ach komm schon! Das war einmal! Danach ist nie wieder jemand aus Versehen an einem Genickbruch gestorben!", empörte sich der Vampir und plusterte die Wangen auf. Sie begannen alle zu kichern, bis es kein Halten mehr gab und sie lauthals losbrüllten, obwohl es nicht einmal witzig war. Dann herrschte wieder Stille und jeder hing seinen Gedanken nach. Sie würden bald aufbrechen und in einen Kampf ziehen, in dem es vielleicht kein Zurück gab.
Nicht für alle von ihnen. Und diese erdrückende Last schnürrte Felix die Kehle zu. Seine schwitzigen Hände strichen über den Einsatzbericht. Wie konnten sie überhaupt sicher sein, dass sie Ji Jeop da trafen? Vielleicht war das alles nur ein Scherz und er war längst über alle Berge, machte es sich bequem in einem anderen District, um dort weiterzumorden. Weitere unschuldige Frauen, wenn nicht sogar Kinder. Jisung und Minho waren die Ersten, die sich erhoben.
"Bevor wir euch zum Ort des Geschehens begleiten, müssen wir noch zwei Dinge überprüfen. Wir kommen nach", verkündete Minho, dessen Blick keinen Widerspruch dudelte. Es hätte so oder so keiner von Ihnen etwas gesagt, dafür waren sie zu überrascht. Erst jetzt fiel Felix auf, dass die beiden in letzter Zeit oft miteinander zu tun hatten. Es wirkte auf ihn, als wäre das Kriegsbeil zwischen ihnen begraben. Gedanklich machte er sich eine Notiz, damit er die beiden später einmal drauf ansprach. Falls sie das alle überhaupt überlebten. Wer weiß, welche Monster und magische Wesen Kim Ji Jeop auf seiner Seite hatte. Nachdem die beiden durch die Flügeltür verschwunden waren, begann Seungmin sofort mit der Tuschelei.
"Also ich shippe die beiden ja richtig. Endlich haben die beiden ihre Augen aufbekommen. Konnte ja nicht einmal ein Blinder mit ansehen, wie sehr die beiden sich mögen."
Nun mischte sich auch Hyunjin mit ein, der sich grinsend in seine Richtung wandte.
"Das musst du gerade sagen, es sieht doch jeder, dass du schon seit Jahren in Chan-Hyung verknallt bist!"
Seungmin wurde augenblicklich rot, wohingegen Felix sich auf seine Zunge biss, um nicht gleich loszulachen. Nach mehrmaligen auf und zuschnappen des Mundes des Seraphim stieß dieser Chan in die Rippe, damit er ihm half.
"Dir ist bewusst Hyunjin, dass wir wissen, du und Jeongin seit einigen Wochen ein Paar seid?"
Der Jüngste unter ihnen schlug sich die Hand vors Gesicht und wollte scheinbar im Erdboden versinken. Und dann kam Changbin und gab ihnen den Rest.
"Nicht zu fassen, hier tun sich Abgründe auf....mein Team liebt sich untereinander. Das hätte ich nie für möglich gehalten. Aber ich freue mich für Euch! Und jetzt Abmarsch zum Ausrüsten, M.I.A wartet schon."
Die Anwesenden schauten sich einen Moment verdutzt an, als könnten sie nicht glauben, was ihr Chef da von sich gegeben hatte. Es klang wie ein Traum. Ohne den Blick von Changbin abzuwenden, verließ Einer nach dem Anderen den Raum.
"Ihnen hast du jetzt einen ordentlichen Schock verpasst", grinste Felix und erhob sich ebenfalls.
"Ich bin der Einzige, der sie so schocken darf!", lachte der Fae und seine spitzen Ohren wippten im Takt seiner Haare. Der Blonde wollte sich gerade abwenden, damit er sich ebenfalls umziehen konnte, als er Changbins Hand an seiner spürte. Die Wärme, die von den Schwarzhaarigen ausging, war überwältigend und Felix unterdrückte den Drang wohlig aufzuseufzen.
"Ich weiß, wie hatten zu Beginn unserer Geschichte keinen leichten Start und auch zwischendurch. Ich gebe zu, ich war ein Alpha-Arschloch im höchsten Maße, aber..."
Sein Gegenüber schien mit seinen Worten zu hadern, schien sie nicht aussprechen zu wollen, obwohl es ihm auf der Zunge lag. Felix streifte seinen Ärmel und lächelte. Vielleicht ahnte er, was Changbin sagen wollte.
"Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich und egal ob diese Worte ihren Sinn oder ihre Bedeutung verlieren. Ich finde einen Weg es dir zu zeigen, in jeder Zeit, an jedem Ort, in jedem Leben. Die Welt ist ein Mosiak aus Wahrheiten und Lügen, aus Dingen, die wir weder verstehen noch erklären können, aber die Wahrheit ist, dass ich schon während unseres ersten Treffens wusste, dass du zu mir gehörst. Und diese Lüge versteckte sich hinter meiner törichten Annahme, ich würde nichts für dich empfinden, Lee Felix. So grausam und dunkel und leblos diese Welt oftmals erscheint, mit dir würde es erträglicher werden, lebendiger, spektakulärer. Vielleicht bist du noch nicht bereit Christian gegen zu lassen, vielleicht bist du noch nicht bereit für eine neue Liebe, aber ich kann, nein, ich werde warten. Auf dich. Von heute an, bis ans Ende meiner Unsterblichkeit."
Felix blieb das Herz stehen, um danach in doppelter Geschwindigkeit weiterzuschlagen. Er hätte nie gedacht, dass Seo Changbin fühlen konnte, lieben konnte, aber er glaubte dem Fae.
Und vielleicht spürte er das Gleiche.

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Guten Abend, meine lieben Leser und Leserinnen! Es geht weiter! Wir haben eine Vorgehensweise und nach diesem Kapitel wird es interessant!

Was haltet Ihr von dem Kapitel?
Ich liebe ja die Tatsache, dass Jisung aus Versehen mal jemanden getötet hat xd
Und Changbin hat endlich seine Liebe gestanden! Eureka!
Auch der Beginn des Chapters hat mir sehr gut gefallen.

Feel free to comment!

Erin🌸

Children Songs {ChangLix}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt