Life [35]

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Der nächste Tag begann mit einem Schrei. Nicht das Felix sonderlich viel geschlafen hätte, aber ein bisschen mehr hatte er sich dennoch erhofft. Träge, mit beinahe geschlossenen Augen bahnte er sich einen Weg aus seinem Schlafgemach, um auf dem Flur fast mit Jisung zu kollidieren, der einen grinsenden Minho jagte. Man sollte wohl bemerken, dass der Vampir von oben bis unten in Wasser getränkt war. Der Detective konnte eins und eins zusammenzählen und sich denken, was passiert war. Also fragte er gar nicht erst, sondern beschloss nach unten in die Küche zu gehen, damit er Kaffee konsumieren konnte.
Ganz viel Kaffee.
Zu seiner Überraschung war er nicht der Einzige, der einen leichten Schlaf besaß. Chan stand vor der Kaffeemaschine und hantierte an ihr herum. Während Felix sich näherte, hörte er von draußen das Gejaule der beiden Nichtschläfer. Mittlerweile, so konnte der Blonde erkennen, hatte sich Minho verwandelt und die beiden schmissen sich gegenseitig in den Dreck.
Wie vier Jährige bei einem Kampf im Sandkasten.
"Ich habe das Gefühl, die beiden konnte früher nie richtig Kinder sein, und das kompensieren sie jetzt mit ihren Kleinkriegen", bemerkte der Dämon und reichte ihm eine Tasse Kaffee. Felix nickte verstehend. Das erklärte natürlich einiges. Zwar kannte der Detective nicht das ganze Ausmaß von Jisungs Dasein als Prinz und auch nicht die Geschichte hinter Minhos Verbannung, aber die beiden wirkten dennoch zivilisiert.
Und großartig in ihrem Sein.
Er mochte es, dass die beiden eine lockere Art besaßen, die ihre stählernde Ernsthaftigkeit etwas milderte.
Er gönnte den beiden alles Glück der Welt.
Felix sah hinter die beiden, wobei er einen Schluck des gebrühten Traumes nahm und innerlich seufzte. Der Anblick, der sich ihm bot, war atemberaubend. Er hatte das Gefühl die Schönheit der Welt, passte manchmal zu gut in diese Welt, dass es schon wieder unwirklich erschien.
Wie in einem Märchen.
Die Sonne schob sich am Horizont Richtung Himmel und tauchte ihre Umgebung in eine Mischung aus rot, orange, gelb und blau, sodass bei den Überläufen rosa und lila entstanden.
"Ich habe gesehen, dass Changbin und du gestern noch lange geredet habt", fing Chan ein neues Thema und nippte an seinem Kaffee, während er zu ihm hinüber schielte.
Felix nickte stumm. Eine Antwort konnte er dem Blonden nicht geben. Denn er wusste nicht, was das nun zwischen ihnen war. Er kannte Changbins Vergangenheit, er wusste, was er durchlitten hatte und die Entschuldigung, die Felix gar nicht verlangte, hatte er auch bekommen.
Alles in allem war der Krater zwischen ihnen gestrumpft, nicht weg, aber kleiner. Zumindest in seinen Augen. Natürlich könnte der Detective weiterhin sauer auf den Fae sein, weil er seinen Freund ins Gefängnis brachte, aber die Wahrheit war, dass Changbin nichts dafür konnte. Er hat nur seinen Job erledigt. Dafür würde Felix ihn nicht belangen. Für seine Worte, die ihn hart trafen, schon, aber selbst das verzeihte er dem Älteren. Vielleicht dachten nun viele er wäre zu gutgläubig und würde zu eilig vergeben, aber das tat er nicht. Die halbe Nacht hatte er über die Worte des Faes nachgedacht und keine Lüge, kein Druck, keine Hinterlist oder irgendetwas Schandhaftes entdeckt.
Es war pure Ehrlichkeit, die aus Seo Changbin sprach und das, würde Felix niemals bestrafen.
"Tatsächlich kann ich dir keine Antwort geben. Nicht jetzt zumindest. Ein großer Teil in mir ist zwiegespalten und das muss ich erstmal alleine lösen", gab Felix ehrlich zu. Chans große Hand landete auf seiner Schulter und er lächelte.
"Das verstehe ich, aber lass mich dir einen Rat geben: Warte nicht zu lang. Das Schicksal kann manchmal grausam sein."
Felix nickte und dachte an Changbin, der Woojin niemals sagen konnte, wie sehr er ihn liebte.

Nach diesem Gespräch erwachte auch der Rest des Teams zum Leben und sie veranstalteten einen Badetag mit anschließendem Festmahl an Gegrilltem.
Abends saßen sie gemeinsam in einer Runde und erzählten sich gegenseitig die aberwitzigsten Geschichten. Und Felix fühlte sich, zum ersten Mal, seit dem Tod seiner Schwester und seiner Eltern, seit er Australien verlassen hatte, zu Hause. Als wäre er endlich angekommen, als hätte er eine Familie, neben seiner richtigen Familie.
Und es fühlte sich an wie Leben.
"Was ist dein schlimmstes Geheimnis, Seungmin?", wandte sich Felix an ihn, noch immer Tränen in den Augen, als er von Minhos BH-Aktion aus seiner Kindheitserzählung kaum Luft holen konnte.
"Den brauchst du gar nicht fragen, der ist ein Heiliger! Wahrscheinlich ist das Schlimmste, was er jemals getan hat, seiner älteren Schwester Süßes zu Klauen", grölte Jisung und erhaschte sich einen Marshmellow, der ihm am Kopf traf.
Gut Zielen konnte der Seraphim, dachte sich Felix.
Seungmin schüttelte den Kopf und richtete sich in seinem Stuhl auf, um die Aufmerksamkeit aller auf sich zu richten.
"Es war der Sommer, als ich gerade sieben Jahre alt geworden bin", fing der Braunhaarige an. Schon allein wie er sprach, verursachte eine Gänsehaut auf seinem Körper.
Es war die Stimme eines Erzählers.
"Meine Eltern hatte mich für ihre Geschäftsreise bei meiner Oma abgeladen, Chae-Won, meine Schwester, verbrachte diese Zeit stets bei Freundinnen, demnach war ich allein. Es war immer eine großartige Zeit bei meiner Großmutter. Sie lebte auf dem Land, weit weg von dem Großstadtgetümmel und ihr Bauernhof war stets eine Zuflucht für mich."
Einen kurzen Moment stockte der Jüngere und sein Gesicht verdunkelte sich, als würde er in einer grauenvollen Erinnerungen feststecken.
Eine Erinnerung, die ihn geprägt hatte.
"Jedenfalls verbrachten wir viel Zeit zusammen, kochten, backten, spielten oder kümmerten uns um die Tiere. Meine ersten Flugstunden hatte ich auch bei ihr. Ich kann mich noch erinnern, wie ich ein Mal in den See hinter der Ranch gestürzt bin, weil mich ein Vogel abgelenkt hatte."
Felix sah, wie das Gesicht seines Sitznachbarns sich bei diesem Rückblick aufhellte. Und er stellte fest, dass ihm dieser Ausdruck viel lieber war, als alles andere.
Der Blonde ließ einmal den Kopf in die Runde schweifen. Jeder der Anwesenden hing an den Lippen des Seraphim. Felix überkam das Gefühl der Braunhaarige sei zum Erzählen geboren wurde, so wie er die Spannung aufrechterhielt.
"Eines Tages, die Sonne stand kurz vor dem Untergehen, war ich noch auf Insektenjagd mit meinem Kescher und einem Eimer, da entdeckte ich Sie."
Felix schluckte, weil ihm klar war, was da gleich Anklopfen würde, um 'Hallo' zu sagen. Es war merkwürdig, wenn der Detective so darüber nachdachte.
Jedes Mal, sobald jemand eine Geschichte erzählte, wappnete sich der Blonde stets vor dem Grauen, weil er wusste, dass es kommen würde. Wie ein sechster Sinn.
Und gerade schrillten seine Alarmglocken in den höchsten Tönen.
Das Zittern in Seungmins Stimme entging ihm nicht, bevor er weitersprechen wollte.
"Ihr Oberkörper und Kopf waren zur Sonne gedreht, während der untere Teil ihres Körpers ein oder zwei Meter entfernt lag. Die Verwesung hatte schon eingesetzt, sie war dabei, eins zu werden mit ihrer Umgebung."
Atemlos lehnte sich der Detective zurück. Die Schwingen seines Kollegen raschelten, als er versuchte sein Unbehagen zu überspielen und stark zu wirken.
"An diesem Tag schwor ich mir, nie wieder zu meiner Großmutter zu fahren."
Seungmin ließ den Kopf in seine Hände sinken, das stetigen Zucken seiner Schultern wies nur auf eine Sache hin.
Für einige Sekunden herrschte absolute Stille. Nur das Zirpen der Grillen und das Summen der nachtaktiven Käfer erfüllte den Abend.
"Du bist so ein Arsch, Kim Seungmin!", sagte Jisung irgendwann und beschmiss ihn mit einer handvoll Popcorn. Der Braunhaarige hob den Kopf und man sah, dass er gar nicht weinte, sondern die ganze Zeit versuchte ein Lachen zu unterdrücken.
Und dann wurde auch den Anderen klar, dass sie verarscht wurden. Keine Sekunde später herrschte ein aufgewecktes Treiben, dass die Stille verscheuchte und jeder auf jeden einredete. Der Einzige, der dem ganzen Spektakel stillschweigend folgte, war Chan. Sein unterdrücktes Grinsen sprach für sich. Natürlich wusste er es.
Felix schüttelte den Kopf, konnte aber nicht verhindern ebenfalls zu Schmunzeln, denn diese Überraschung war dem Seraphim sehr gut gelungen. Auch wenn es makaber und rücksichtslos klang, Sie überlebten diese grausamen, hinterlistigen Gedanken nur, in dem sie Späße drauß machten. So etwas nannte man im Fachjargon Humorisierung. Es war eine Art Schutzmechanismus.
Und so viel Grauen Sie auch sahen, sie würden niemals vergessen, wie ernst ein Tod, Verlust oder Mord war.
Während sich die anderen mit Essen bewarfen und über Seungmins Hinterlistigkeit philosophierten, klingelte Changbins Handy.
Der Fae sah auf sein Display und erhob sich kurzerhand. Der Blonde dachte sich nichts dabei und widmete sich wieder den Gesprächen am Tisch. Diesmal ging es um irgendeine Fußball-Mannschaft, die Chan und Hyunjin in ihrer Freizeit trainierten.
Felix wollte sich gerade mit einbringen, da trottete ihr Chef mit versteinerter Miene zurück.
Changbins Gesicht sprach Bände, als er mit bebender Stimme verkündete:
"Es gab einen neuen Mord."

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Guten Abend, meine lieben Leser und Leserinnen! Wer hätte es gedacht? Natürlich ist es noch nicht vorbei. Es gibt noch soooo viele offene Fragen zu klären, da kann ich doch nicht einfach Friede, Freude, Eierkuchen schreiben xd

Was haltet Ihr von dem heutigen Kapitel?
Man erfährt etwas mehr von Felix seinen Gedanken und wie er empfindet.
Seungmin kann ein kleiner Arsch sein, aber hey, wir lieben ihn!

Feel free to comment!

Erin🌸

Children Songs {ChangLix}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt