Small [18]

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Wieder ein Opfer, wieder ein verschwundenes Kind, diese Mantra kreiste in seinen Gedanken, wieder und immer wieder. Auf einer unterbewussten Ebene registrierte Felix, dass er mehr Angst und mehr Hass verspüren sollte, doch alles war nur Vorwärtsbewegung. Er hatte nicht genügend Zeit, um gründlicher nachzudenken oder sich selbst über seine Gefühle klarzuwerden. Es gab immer ein Was-wäre-wenn-Szenario.
Was wäre, wenn er damals nicht so einen Mist gebaut hätte...
Was wäre, wenn er nicht so töricht gewesen wäre, um es allein zu versuchen...
Was wäre, wenn er niemals in den District Nine gekommen wäre...
Und dann passierte es.
"Sterbt, Ihr Hurensöhne!"
Changbin und er befanden sich auf dem Parkplatz, der Rest ihres Teams steckte noch im Stau des Mittagsverkehrs, und der junge Seraphim, welcher ihnen diese obszönen Worte entgegen schrie, stürzte auf sie zu, ein Messer in der erhobenen Hand. Sein Gesicht entstellt zu einer wahnsinnigen Grimasse. Die Augen hungrig nach Vergeltung. Die Zeit verlangsamte sich fast bis zum Stillstand.
Zwei Meter, dachte Felix analytisch.
Er rennt, hat das Messer zum Stoß erhoben, das heißt, er ist in weniger als einer halben Sekunde über mir...
Felix jagte ihm eine Kugel durch den Schädel, bevor er den Gedanken richtig zu Ende dachte. Die Geschwindigkeit, mit der er seine Waffe gezogen und abgedrückt hatte, war einfach zu groß für ein bewusstes Überlegen. Es war instinktiv, entschlossen, schnell wie ein Blitz.
Der Schädel des Gegners explodierte, und die Zeit setzte sich wieder in Bewegung. Der Blonde sprang zur Seite und prallte gegen Changbins durchtrainierte Brust, als der Seraphim nach vorn kippte und mit einem dumpfen Schlag so heftig auf das Pflaster knallte, dass Hirnmasse umherspritzte.
"Verdammte Scheiße!", brüllte Changbin.
Der Blonde bemerkte, dass der Ältere weder seine Waffe noch die Magie, welche durch ihn floss, beschworen hatte.
Doch es war noch nicht vorbei. Im nächsten Augenblick, ihnen blieb kaum Zeit das gerade Geschehene zu verarbeiten, kam ein Fae um die Ecke gestürzt, grüner Nebel umklammerte ihn, als er seine Hand nach vorne streckte, bereit zum Feuern.
Felix tat das Einzige, was ihm gerade durch den Kopf ging. Er schmiss sich auf Changbin, sodass sie beide zu Boden fielen, um diesem Angriff zu umgehen. Für eine Sekunde waren sie sich so nahe, dass der Detective den Atem des Fae auf seiner Haut spüren konnte. Wie elektrisiert, erstarrte Felix in seinem Tun. Der Ältere hingegen schob ihn effizient, dennoch behutsam, von sich hinunter, damit er sich aufrappeln konnte. Denn ihr zweiter Gegner wollte nicht so schnell aufgeben. Changbin nutzen den sanften Wind, der sie umspielte, um den anderen Fae weiter zurückzudrängen.
Weg von Felix und weg von sich selbst. Keinen Augenblick zu früh, da eine weitere Welle Giftnebel aus den Poren des Mannes ihnen gegenüber sickerte. Felix beobachtete, wie der Schwarzhaarige vor ihm sein Gewicht verlagerte und die Hände verkrampfte. Die Erde unter ihren Füßen begann zu beben, zu erzittern, unter der Magie, die sein Chef freisetzte. Der Blonde konnte nur staunend zu schauen, wie zwei Erdplatten aus dem Boden stiegen und den gegnerischen Fae dazwischen zerquetschen. Blut und Eingeweide schossen durch die Luft, tauchte die Umgebung in ein Schlachtfeld.
Ein blutrotes Schlachfeld.
Der Detective kam auf ihn zu und reichte ihm die Hand.
"Alles klar?"
Felix konnte nur Nicken.
"Ich denke, jetzt sind wir quitt", grinste Seo Changbin und verursachte mit diesem wilden Blick eine Gänsehaut bei dem Jüngeren. Ein lautes Türenschlagen zerrte sie wieder in die Realität zurück.
"Was zur Hölle ist passiert?", fragte Chan und deutete auf die zermatschten Überreste der Angreifer. Der Rest ihres Teams stieg aus den übrigen Autos aus. Im gleichen Moment kam Namjoon aus dem Hauptquartier gestürzt, gefolgt von einem blauhaarigen Drachen, der sie alle, vor allem Felix, neugierig musterte.
Changbin übernahm die Erklärung, während der Blonde noch immer über die Tatsache nachdachte, dass diese Berührung zwischen ihm und dem Fae irgendetwas in ihm ausgelöst hatte. Und in den Augen des Älteren las er dasselbe. Aber das noch viel Wichtigere war:
Sein Chef war ein Elementargeist.
Es gab nicht viele Wesen, die mit so einem Geschenk der großen Mutter gesegnet wurden. Vor allem nicht Fae, die so oder so schon besser sehen, hören und riechen konnten, als jede andere Gattung. Zumeist bezogen sich die verschiedenen Kräfte der einzelnen Individuen auf die Energie in ihren Körpern. Vielen war einfach nur vorherbestimmt, gewisse Gegenstände oder Geister zu beschwören.
"-lix? Alles okay?"
Jisung legte eine Hand auf seine Schulter und zog sie instinktiv wieder zurück, als hätte ihn ein Stromschlag erwischt.
Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte er ihn an.
"Ja, ja, klar, mir geht's gut."
Gemeinsam gingen sie hinein. Kurzerhand reichte ihm Seungmin eine Tasse Tee mit mit Worten: Beruhigt die Nerven.
Dabei musste er seine Nerven nicht beruhigen. Natürlich hatten sie beide gerade beinahe eine Nahtod-Erfahrung erlebt, doch er hatte weitaus Schlimmeres überstanden. Nichtsdestotrotz war er froh über das Getränk, welches seinen Körper erwärmte.

Children Songs {ChangLix}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt