Interrogation [8]

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Das Ticken der Uhr glich einem Metronom. Im stetigen Takt erfüllte es den Raum, wie ein Luftballon, während Hyunjin ganz entspannt auf seinem Stuhl saß und dem Monster ihm gegenüber entgegenblickte.
Er verzog keine Miene.
"Was haben Sie am Mittwoch in den Morgenstunden gemacht?", begann er Ihre Konversation. Hyunjin beugte sich näher an Matthew Kim heran, demonstrierte ihm, dass er keine Angst vor seiner Erscheinung hatte. Der Dämon begann zu grinsen. Süffisant, beinahe überheblich.
Dennoch antwortete er ohne zu zögern.
"Ich war zu Hause und habe einen Film gesehen. Wenn Sie es genau wissen wollen, hieß er Aquaman. Mein Lieblingsfilm, da können Sie Chan fragen, er würde es Ihnen beantworten."
Hyunjin schmunzelte, ging jedoch nicht auf die Anspielung zu seinem Exmann ein. Natürlich kannte die Sirene die gemeinsame Vorgeschichte der beiden Dämonen, jede noch so hässliche Narbe, die der Ältere seinem Freund zugefügt hatte. Und wäre er an Chans Stelle gewesen, würde der Blonde nicht mehr unter den Lebenden weilen. Dafür bestand sein Ziel nun darin, dass Verhör in eine Richtung zu lenken, die ihm gefiel.
"Jason Momoa, ein Mann nach meinem Herzen. Was halten Sie von ihm? Ist er als Schauspieler oder Regisseur besser?"
Matthew blickte ihn fragend an, als könne er nicht glauben, dass dies ein Verhör sei.
Nichtsdestotrotz gab er ihm eine Antwort.
"Ich finde ihn als Schauspieler besser. Er konnte in Vendetta Rider zeigen, dass er auch diesen Teil der Filmszene beherrscht. Dennoch ist es angenehmer ihn direkt auf der Leinwand zu sehen. Man merkt sein Können und die Leidenschaft dahinter."
Hyunjin nickte.
"Der gleichen Meinung bin ich auch. Welchen Film mögen Sie noch, außer Aquaman?"
Matthew überlegte. Dass er überhaupt auf diese Fragen antwortete, bestärkte den Verdacht seiner Schuld. Normalerweise stürzte sich bei einer Vernehmung der Schuldige stets auf jedwede Möglichkeit, sich beliebt zu machen, weil man dachte, wegen der Freundlichkeit würde man ihm mehr trauen. Kim Matthew jedoch bemühte sich unterbewusst so verzweifelt um Hyunjins Symphathie, dass er sich nicht wunderte, warum Jason Momoa das Gesprächsthema war.
"Ich mag eine Serie, wo er mitgespielt hat. Game of Thrones."
Die Sirene hatte genug gehört.
"Wir haben einen Zeugen, der Sie zur Tatzeit des Bombenanschlags hinter dem Firmengelände von Seouls Pharmaceuticals gesehen hat."
Der Detective legte nacheinander verschiedene Bilder auf den Tisch. Er beobachtete wie der Dämon mit stoischem Blick geradeaus sah.
"Herr Kim, die Papiere liegen auf dem Tisch."
Mit einem Handzeichen deutete er auf die verkohlten, verätzten Leichen von Sirenen, Menschen, Seraphim und Dämonen. Von Leichen, deren Überreste aus nur einem Körperteil bestanden. Blut und Innereien hingen an manch einem umgekippten Überbleibsel des Gebäudes.
"Es sind einundvierzig Wesen unterschiedlicher Klassen ums Leben gekommen. Eindutzend aufgrund einer Bombe, die ihnen jegliche Wiederzusammensetzung verwehrte."
Hyunjin betrachtete seinen Gegenüber, nahm jede Veränderung seiner Körpersprache wahr. Entweder war der Kerl der beste Lügner der Welt oder der Schock hatte ihn tatsächlich aus der Bahn geworfen. Doch das konnte er beim besten Willen nicht glauben. So wie Chan über ihn erzählte und er es selbst die letzten Stunden erlebte, wirkte Matthew Kim wie die wortwörtliche Ausgeburt der Hölle.

"Wir haben ein Problem", sagte die Sirene und wandte sich damit an seinen Chef.
Seo Changbin stand mit verschränkten Armen vor ihm und forderte ihn stumm auf, dass preiszugeben, was er dachte.
"Er lügt. Eindeutig. Das Schwierige wird nur sein, ihn zu knacken. Auch wenn er wie ein Schrank wirkt, der alles und jeden niederwalzen könnte, klingt er für mich nicht sonderlich hell im Kopf. Er könnte niemals so ein ausgeklügeltes System erfinden, dass er die Bombe a) herstellt, b) diese auch transportiert und deponiert, um sie letztendlich dann zur Detonation zu führen."
Der Schwarzhaarige fuhr sich, nach seiner Erzählung, durch die mittlerweile längeren Haare. Er spielte schon seit einiger Zeit mit dem Gedanken, sie sich zu färben. Blond klingt ganz verlockend, dachte er, obwohl er sich automatisch an Jeongin zurückerinnerte, der ihn zu dieser Farbe geraten hatte.
"Also gehst du davon aus, dass er nur eine weitere Schachfigur in einem größeren Spiel ist?", fragte ihn Changbin, woraufhin er nickte.
"Ich werde ihm jetzt ein bisschen von Neurolinguistik erzählen", grinste der Schwarzhaarige und ließ seine Knöchel knacken.
Jetzt begann der Spaß erst richtig.

Children Songs {ChangLix}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt