73) Aussprache

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Unsicher gehe ich auf den Hauseingang zu. Oh man, ich will diesem Gespräch am liebsten entgehen. Was ist, wenn ich jetzt einfach umdrehe? Aber Samu ist noch nicht gefahren; er steht immer noch mit dem Auto am Straßenrand. Und das wird er auch so lange tun, bis ich die Haustür hinter mir geschlossen hab. Mist.

Aber vielleicht ist sie ja auch gar nicht da... Montag erfährt sie es eh! Hör auf, darüber nachzudenken, Anni! Du kommst doch da jetzt eh nicht drumrum!

Mit zittrigen Fingern drücke ich auf das Klingelschild mit ihrem Namen. Niemand sagt etwas. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Unsicher sehe ich kurz zu Samu und will schon fast wieder in seine Richtung gehen, als sich am anderen Ende der Gegensprechanlage doch jemand meldet. "Ja?" - "Hi... Lennja... Ich bin's... Anni." Ich weiß nicht so recht, was ich sagen soll. Jetzt schon nicht, wo ich ihr noch nicht einmal gegenüberstehe.

Der Summer geht und die Tür öffnet sich. Bevor ich rein gehe, drehe ich mich noch einmal zu Samu um, der mir winkt und losfährt. Ich atme tief durch und gehe dann die Treppen zu Lennjas Wohnung hoch. Sie steht schon in der offenen Tür und grinst mich an.

"Na? Lebst du auch noch? Hab ja schon ewig nichts von dir gehört!" Sie umarmt mich fest und freut sich scheinbar wirklich über meinen Besuch. Ich freue mich irgendwie auch sie zu sehen, wenn nicht diese unangenehme Angelegenheit zu erledigen wäre. "Komm rein!", fordert sie mich strahlend auf.

Drin zieh ich mir Jacke und Schuhe aus und folge ihr dann ins Wohnzimmer, wo ich mich auf's Sofa setze. Von überall starrt mich Samu an: Poster, Sofakissen und die Tasse auf dem Tisch ist auch mit der Band bedruckt. Irgendwie setzt mich das noch mehr unter Druck.

"Willst du was trinken?" Lennja steht in der offenen Küche und nimmt bereits Gläser aus dem Schrank. "Ja, bitte.", antworte ich. Mit den gefüllten Gläsern kommt sie auf mich zu. Eins reicht sie mir und setzt sich dann neben mich.

"Erzähl. Was hast du die letzten Tage getrieben?" Auffordernd mustert sie mich und legt ihre Hand auf mein Knie.

Und was sag ich jetzt? Das hätte ich mir ja in den letzten Wochen überlegen können, oder? Super, Anni! "Ich bin mit Samu zusammen." Das platzt jetzt doch schneller und direkter aus mir heraus, als ich wollte.

Das Lächeln weicht aus Lennjas Gesicht. Dann fängt sie plötzlich an zu lachen. "Haha, der war wirklich gut." Sie kriegt sich gar nicht mehr ein. Mir steigen die Tränen in die Augen. Nicht, wegen ihrer Reaktion, sondern weil ich mal wieder maßlos mit der Situation überfordert bin.

Sofort hört sie auf zu lachen. "Anni, was ist denn? Warum weinst du jetzt? Das war doch ein Witz, oder?" Ich schüttel nur den Kopf und vergrab mein Gesicht dann verzweifelt in meinen Händen. An der Bewegung des Sofas spüre ich, dass sie aufsteht und das klackern ihrer Hausschuhe auf dem Holzboden verrät, dass sie im Zimmer auf und ab geht.

Das Schweigen zwischen uns kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Schließlich bricht Lennja es: "Bist du glücklich?" Mit dieser Frage hatte ich nun wirklich als Letztes gerechnet. Ich hebe den Kopf wieder und sehe sie an. "Ja..." Die Antwort kommt mir nur leise über die Lippen. Ich weiß, wie sehr Lennja in meinen Freund verknallt ist und dass ihr das Ganze wahrscheinlich wahnsinnig weh tun wird.

Ich steh auch auf - irgendwie komme ich mir komisch vor, wenn ich auf dem Sofa sitze und sie vor mir steht und mich quasi "verhört". Ein fast schon stummes "Es tut mir leid" kommt mir über die Lippen. Plötzlich finde ich mich in einer weiteren von Lennjas Umarmungen wieder.

"Süße, ich freu mich ja, wenn du glücklich bist, wirklich! Und wenn halt Samu der Grund dafür ist... dann ist das eben so." Wir lösen uns etwas voneinander, sodass wir uns ansehen können. "Hey, jetzt mach dir mal keine Sorgen wegen mir.", lächelnd wischt sie mir eine Träne von der Wange. "Mir war schon bewusst, dass das zwischen mir und Samu nie was werden würde. Ich bin Fan und er der Sänger meiner Lieblingsband. Wo führt das denn hin?" Sie lacht. Auch mich steckt das jetzt an und ich bin erleichtert.

"Und das ist wirklich OK für dich?", frage ich noch einmal nach, um mir wirklich sicher sein zu können. "Naja, ein bisschen neidisch bin ich ja schon, aber wer wäre das bei so einem Typen nicht?" Neckend zwickt sie mich in die Seite. "Natürlich ist das in Ordnung!"

Sie setzt sich wieder auf die Couch und klopft neben mich, damit ich mich dazu setze. "So, und jetzt erzählst du mir die ganze Geschichte!" Ich beginne also bei unserer allerersten Begegnung, bei der er mich fast über den Haufen gefahren hat, erzähle von dem Drama mit Vivi und höre schließlich bei dem Mittagessen heute mit Mikko auf.

"Naja, und Mikko möchte halt, dass Samu am Montag in einem Interview von unserer Beziehung erzählt. Deswegen musste ich es dir unbedingt vorher noch selber erzählen." Nachdem das alles aus mir raus ist, geht es mir viel besser und ich bin total froh, dass Lennja so eine tolle Freundin ist!

Mittlerweile dämmert es draußen, als mein Handy piepst. Beim Lesen der Nachricht werde ich unweigerlich etwas rot. Wenn man vom Teufel spricht. Samu. "Ich bin jetzt auf dem Heimweg. Bist du schon zuhause oder soll ich dich gleich noch abholen? Kuss"

"Samu?", grinst Lennja mich an. "Bin ich so leicht zu durchschauen?", lache ich, kläre sie aber gleich noch auf: "Er würde mich gleich noch abholen. Ist doch OK, wenn ich dann bald los mache, oder?" "Ja, na klar. Ich muss eh morgen zeitig im Krankenhaus sein, da sollte ich bald ins Bett."

Ich schicke Samu also eine kurze Antwort und 20 Minuten später steht er unten und wartet auf mich. Herzlichen verabschieden Lennja und ich uns. "Meld dich mal wieder, dann unternehmen wir was Schönes." "Das mach ich.", verspreche ich ihr.

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Ich weiß, ihr musstet jetzt lange und geduldig warten! Dafür sag ich schon mal danke - falls ihr es getan habt :D Dafür gab es allerdings auch mehrere Gründe. Zum einen mach ich grad Abi, wie ich schon öfter mal geschrieben hab, weshalb alles grade ziemlich stressig ist und ich kaum Zeit für irgendetwas hab. Ein anderer Grund war Fasching. Da ich im Verein bin, bin ich da auch immer ziemlich eingebunden, was mir auch sehr viel Spaß macht. Dazu kommen noch ein paar private Sachen, wo es mir einfach selber nicht so gut ging bzw. ich für andere da sein musste.

Ich habe jetzt erstmal Ferien und hoffe, ich komme noch zu ein paar Kapiteln. Ich wünsche euch viel Spaß beim weiterlesen und ein fettes Danke, dass ihr soweit gelesen habt! Das macht mich echt ein bisschen stolz. :)

Hoffentlich bis bald! Lasst Kommentare da! :)))

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