61) Obstsalat und Minirock

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Ruckartig lässt er mich los und springt aus dem Bett. Da ist aber einer ausgeschlafen! Ich gebe ein leidendes Geräusch von mir. "Komm wieder ins Bett!", ningle ich. "In 'ner Stunde gibt's kein Frühstück mehr. Und ich jedenfalls hätte gerne welches." Grinsend steht er neben dem Bett und sieht mich belustigt  an. "Ich geh erstmal duschen." Und weg ist er.

Na toll, jetzt muss ich ja eh aufstehen. Ich setze mich ins Bett und suche in meinem Handy nach der Nummer meiner Eltern, die ich ja eigentlich gestern Abend schon anrufen wollte. Nachdem das Freizeichen zweimal ertönt ist, hab ich auch schon meine Mama an der Strippe. Ich erkläre ihr die ganze Situation mit meinem Job und dass sie sich aber keine Sorgen zu machen braucht, da ich jetzt quasi für die Band arbeite, bis ich etwas Neues gefunden hab.

Etwas besorgt ist sie trotzdem. Ich versichere ihr noch, dass alles ok ist und dann beenden wir das Gespräch. Danach rufe ich noch Ella an und führe mit ihr nahezu das selbe Gespräch. Rebecca erreiche ich nicht. Sie scheint noch zu schlafen.

Dann kommt Samu nur mit einem Handtuch um die Hüften aus dem Bad. Ich stelle mich vor ihn, gebe ihm einen Guten-Morgen-Kuss und fahre dabei mit meinen Fingern ganz langsam von seiner Brust über seinen Bauch, wobei er wohlig brummt. "Bad ist frei.", sagt er, als wir uns lösen und hat dabei das typische Samu-Lächeln auf den Lippen.

Als wir beide fertig sind, gehen wir runter in den Speisesaal, wo der Rest der Band und Mikko schon am Tisch sitzen und es sich ordentlich schmecken lassen. "Guten Morgen!", begrüßen wir uns gut gelaunt. Samu und ich gehen dann aber erstmal zum Buffet. Hier gibt es wirklich alles: Rührei, Obst, frische Brötchen. Wir schlagen alle ordentlich zu, da wir wissen, dass das Mittagessen heute wahrscheinlich ausfallen muss.

"Also Leute, 12.30 Uhr fahren wir hier los. Dann ist Soundcheck, anschließend Maske, ein Interview mit kurzem Fotoshooting und 19 Uhr Konzert..." Mikko erzählt gerade den Zeitplan für heute, dem alle aufmerksam folgen, als Vivi zu uns an den Tisch kommt und ihn unterbricht. "Guten Moooorgeeen!", flötet sie fröhlich.

Die hatte ich ja fast vergessen. Scheinbar hat sich ihre schlechte Laune von gestern Abend wieder gelegt, denn sie schenkt jedem der Jungs ihr schönstes Lächeln, besonders Samu - nur mich übergeht sie wieder gekonnt.

Sie stellt ihren Kaffee und die Schüssel Obstsalat, was sie sich auf dem Weg hierher vom Buffet mitgebracht hat, auf den Tisch und setzt sich dann direkt Samu gegenüber. Bevor sie sich hinsetzt, streicht sie sich aber auffällig über den Hintern, um ihren Minirock glatt zu ziehen. Etwas zu kurz für diese Jahreszeit und meinen Geschmack. Sie trägt zwar eine Strumpfhose, trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass das dem kalten finnischen Wind Stand hält. Ich komme mir direkt etwas underdressed in meinen Jeans und den Turnschuhen vor. Mit dieser Aktion hat sie ihr Ziel erreicht und natürlich die Blicke aller Anwesenden auf sich gezogen.

Sie beginnt ihr Obst zu essen und ich kriege gleich ein schlechtes Gewissen, weil ich schon mein zweites Brötchen esse. Ist es das, worauf Samu steht? Sie hat eine wunderschöne Figur, tolle blonde Haare und ist sexy gekleidet. Da kann ich nicht mithalten. Also meine Figur ist ok. Ich kann relativ viel essen und nehme dabei kaum zu; darüber bin ich echt froh. Unsere Haare ähneln sich eigentlich ziemlich, nur dass meine bei genauerem Hinsehen etwas ungepflegter wirken als ihre. Ein bisschen Spliss hab ich ja schon. Und mein Kleidungsstil - wenn man das überhaupt Stil nennen kann - ist auch eher sportlich. Aber bis jetzt hat er sich noch nie beschwert...

Diese Selbstzweifel vertreiben meinen Appetit und ich schiebe den Teller von mir weg. "Bist du schon satt?", kommentiert Samu, dem das nicht entgangen ist. Ich nicke nur. "Iss, es gibt heut nicht so schnell wieder was." "Nein, das ist schon ok. Ich hab keinen Hunger mehr.", beruhige ich ihn. Vivis amüsierter Blick entgeht mir nicht.

Nach dem Frühstück gehen wir alle erstmal wieder auf die Zimmer. "Denkt dran: Halb eins!", mahnt Mikko uns noch einmal, bevor die Türen zufallen.

"Ich geh mich noch schnell fertig machen.", sag ich zu Samu, als wir alleine sind. Normalerweise würde ich mich für einen normalen Arbeitstag nicht schminken, aber da heut Abend noch das Konzert ist, möchte ich mich etwas zurecht machen. Außerdem hab ich das Gefühl irgendwie mit Vivi mithalten zu müssen.

Samu guckt mich leicht verwirrt an: "Wieso? Du siehst doch toll aus." Ich zwinker im kopfschüttelnd zu, bevor ich im Bad verschwinde und ihn in unserem 'Wohnzimmer' stehen lasse.

Zuerst nehme ich mein Handy aus der Hosentasche und wähle Rebeccas Nummer. Glücklicherweise nimmt sie jetzt ab und hat auch etwas Zeit zum quatschen. Auch ihr erzähle ich erstmal die Geschichte von meinem Job und dass ich jetzt erstmal mit der Band unterwegs bin.

"Orr, Anni, ich bin echt neidisch!", seufzt sie. "Naja, es wäre auch alles super, wenn Vivi nicht wäre." "Vivi?", fragt sie verständnislos. "Samus Ex. Mikko hat sie für Haare und Make-Up engagiert. Jetzt ist sie natürlich die ganze Zeit dabei und treibt mich fast in den Wahnsinn. Wenn du wüsstest, wie sie gestern zu mir war... Sie hängt noch total an Samu und macht ihm das auch mehr als deutlich."

Ich erzähle ihr alles von gestern Abend und heute vom Frühstück. "Und was sagt er dazu?" "Na nichts! Das ist es ja. Ich weiß gar nicht, was er über die ganze Sache denkt. Er hat mir zwar versichert, dass da von ihm aus gar nichts mehr ist, aber ich weiß auch nicht so richtig...", weihe ich meine beste Freundin in meine Zweifel ein. "Süße, du solltest ihm einfach vertrauen."

Ich weiß, dass sie Recht hat. Da ich den Lautsprecher anhatte, konnte ich mich nebenbei problemlos schminken und meine Haare zu einem lockeren Zopf binden. Ich bin mit meinem Werk einigermaßen zufrieden. Rebecca und ich quatschen noch etwas über verschiedene Dinge, weil noch Zeit ist, bis wir los müssen.

Nach der Verabschiedung und dem Versprechen, dass ich mich bald melde, gehe ich aus dem Bad und suche nach Samu, den ich aber nirgends sehen kann. Auf dem kleinen Balkon entdecke ich ihn schließlich doch. Er steht am Geländer, raucht und telefoniert. Leise öffne ich die Tür und lehne sie hinter mir wieder an. Als Samu mich sieht, lächelt er mich an und legt kurze Zeit später auf.

"Das hat ja lange gedauert... Aber du siehst toll aus." Er zieht mich zu sich ran und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Ich liebe diese Geste. Ich merke die Röte in meinem Gesicht. Ich hab mich nicht sehr viel geschminkt, aber der Unterschied ist wegen meiner hellen Haut und den blonden Wimpern trotzdem deutlich sichtbar. "Ich hab noch mit Rebecca telefoniert.", kläre ich ihn auf. "Und du?" Ich deute mit dem Kopf auf das Handy in seiner Hand.

"Osmo." Er schnippst den Rest seiner Zigarette in den Aschenbecher. "Er kommt dann nach. Gestern hatte er selbst noch ein Konzert und kommt deshalb heute erst." Ich nicke.

"Wir sollten dann aber langsam los." Samu nimmt meine Hand und zieht mich mit sich nach drinnen. Ich schnappe mir meine Tasche und den Crew-Pullover, den Mikko mir gestern gegeben hat und wir verlassen unser Zimmer.

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Ich wünsche euch allen einen schönen, erholsamen Feiertag! :)

Ich bin auch schon wahnsinnig aufgeregt, weil laut Amazon morgen die Super Deluxe Edition vom Best Of-Album bei mir ankommen soll! :))) Wer hat sie noch bestellt? <3

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