17) Kaffee?

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"Hast du eigentlich schon einen Job gefunden?" Ich wundere mich kurz, woher er das weiß, aber klar, ich hatte es ihm nach dem Konzert erzählt. "Nein. Ich hab mich aber auch noch nicht drum gekümmert. Mal sehen..." "Also wenn du willst... Wir spielen jetzt einige Konzerte in Finnland und hinter der Bühne wird immer jemand gebraucht. Wenn du magst, kannst du das gerne machen." Ist ja echt lieb von ihm. Einen kurzen Moment denke ich ernsthaft darüber nach sein Angebot anzunehmen, aber dann fällt mir Lennja ein. "Das klingt echt gut und ich find das auch total lieb von dir, aber es gibt da so ein kleines Problem." Er guckt mich an, als hätte er gerade erfahren, dass es den Weihnachtsmann nicht wirklich gibt. "Meine Freundin Lennja... Ich hab sie kurz nachdem wir uns das erste Mal über den Weg gelaufen beziehungsweise gefahren sind, kennengelernt." Bei dem Gedanken an unsere erste Begegnung müssen wir beide grinsen. "Sie ist ein riesiger Sunrise Avenue Fan. Deshalb darf sie zur Zeit auch auf keinen Fall erfahren, dass wir irgendwie in Kontakt zueinander stehen. Ich möchte die einzige Freundin, die ich hier hab, nicht wegen sowas gleich wieder los sein." Er nickt verständnisvoll. "Ja, klar, versteh ich. War ja nur ein Angebot." Ich lächle ihn entschuldigend an.

"Möchtest du was trinken? Kaffee?" Mist, jetzt musste ich wieder erklären, dass ich keinen Kaffee mag. "Ich trink leider keinen Kaffee, aber wenn du 'nen Tee hättest, wäre das super." Ich merke, wie mir die Röte ins Gesicht steigt. Ich weiß nicht, warum mir das jedes Mal so unangenehm ist. Ist doch mein gutes Recht etwas nicht zu mögen. Er lächelt spitzbübisch und sagt: "Klar, kommt sofort." Dabei zwinkert er mir zu und verschwindet nach drinnen. Ich steh auf und stell mich an die Brüstung des Balkons. Von hier aus kann man über die ganze Stadt sehen - bei so einer Aussicht kann man glatt neidisch werden. Früher oder später muss ich auch bei Ella und Elias ausziehen, ich hoffe, dass ich dann auch eine so schöne Wohnung finde. Bis jetzt kann ich mir auch vorstellen länger als das geplante Jahr in Finnland zu bleiben. Mal sehen, was die Zeit bringt.

Er kommt mit zwei Tassen zurück. Ich nehme ihm eine ab, bedanke mich mit einem "kiitos" und setze mich zurück auf meinen Stuhl. Wir unterhalten uns noch etwas weiter über verschiedene Dinge.

Ich erzähle von meinem Bruder und dass ich ihm unbedingt noch ein Trikot besorgen muss. "Übermorgen spielen sie in Helsinki. Wie sieht's aus? Lust hinzugehen?" Er grinst mich an. Super Idee, aber mir kommen grad Zweifel: "Gerne, aber klappt das denn? Fans und so?" Ich seh ihn dabei unsicher an und er antwortet mit einem Zwinkern: "Lass das mal meine Sorge sein."

Wir unterhalten uns weiter und merken nicht, wie die Zeit vergeht. Der Himmel über Helsinki wird immer dunkler. Samu sieht auf sein Handy und sagt kurz darauf: "Mist, ich muss nochmal los ins Studio. Die Jungs haben ein Problem." "Ja, klar, kein Problem.", antworte ich gespielt unbekümmert um meine Enttäuschung zu verbergen. Ich verbringe irgendwie wirklich gerne Zeit mit ihm. "Aber wenn du willst, kann ich dich mitnehmen und Zuhause abladen. Ich muss da eh vorbei."

Kurz Zeit später befind ich mich mal wieder in Samus schwarzem BMW. Als er vor dem Haus hält umarmen wir uns zum Abschied und er verspricht sich um Karten für das Spiel zu kümmern und dass er sich meldet. Wieder wartet er, bis ich im Haus bin, ehe er losfährt.

Finnisch für AnfängerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt