1) Abschied

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Ich bin grad dabei meinen Koffer in das Auto meines Vaters zu hieven, als meine beste Freundin Rebecca die Straße langgerannt kommt. "Gut, dass du noch da bist!" Sie fällt mir in die Arme. "Was machst du denn hier?" "Ich kann dich doch nicht fahren lassen ohne mich so richtig von dir verabschiedet zu haben." Sie drückt mir ein Geschenk in die Hand. Ich bin wirklich richtig froh eine Freundin wie sie zu haben. Ich öffne das bunt gemusterte Papier und zum Vorschein kommt ein Fotoalbum. Ich falle ihr um den Hals. "Danke, danke, danke! Du bist die allerbeste!" "Gern geschehen. Ich will ja auch nicht, dass du mich vergisst, wenn du jetzt fährst."

Nachdem wir beide nach 12 Jahren gemeinsamer Schulzeit unser Abi bestanden habe, gehe ich nach Finnland und Rebecca wird hier ihr BWL-Studium beginnen. Es wird komisch werden, wenn wir uns am Nachmittag nicht mehr spontan treffen können oder die Parties am Wochenende ohne sie stattfinden.

"Anni, komm, wir müssen los!", meine Mutter ruft. Ich stecke das Album in meine Tasche und drücke Rebecca vorerst das letzte Mal. "Ich guck's mir dann im Flieger an." Am liebsten würde ich sie gar nicht mehr los lassen. Sie sagt: "Meld dich!", woraufhin ich nur nicke, weil ich weiß, dass ich zu weinen anfange, wenn ich jetzt noch was sage und ihr scheint es ganz genauso zu gehen. Sie wird mir so schrecklich fehlen!

Ich setze mich hinter den Beifahrersitz und während mein Vater losfährt, winke ich Rebecca zu.

Am Flughafen angekommen verabschiede ich mich nun auch bei meiner Familie. Als ich meinen 7jährigen Bruder drücke, sagt er: "Vergiss nicht, dass du mir Weihnachten ein Trikot vom HJK Helsinki mitbringst!" Emil ist ein riesiger Fußballfan und sagt mir das jetzt zum wahrscheinlich 500. Mal. "Wird gemacht, Nervensäge." Ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange, den er sofort runterwischt und wende mich Papa zu. Auch er nimmt mich in den Arm, drückt mir einen Kuss auf die Stirn und meint: "Ich bin so stolz auf dich." Ich lächle ihn an. Meine Mutter ist den Tränen schon wieder nahe. "Mama, hör auf. Das große Heulen hatten wir doch gestern schon.", zieh ich sie auf und umarme sie. "Willst du's dir nicht doch nochmal anders überlegen und doch hier bleiben, Anni?" Ich schüttle energisch den Kopf, wobei ich lachen muss. Typisch Mama. "Pass auf dich auf und melde dich, Schatz."

Finnisch für AnfängerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt