41) Pizza und Bier

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Freitagmittag - nachdem ich mit der Arbeit fertig war - stehe ich vor'm Cafe und warte auf Samu. Weit und breit ist nichts von ihm zu sehen. Naja, vielleicht hat's im Studio mal wieder länger gedauert. Plötzlich hält genau vor meiner Nase ein weißer Kleintransporter hinter dessen Steuer Samu sitzt. Er winkt mir, damit ich mich schnell neben ihn setze, da er mitten auf der Straße steht.

"Bin ich gut oder bin ich gut?", grinst er mich an und küsst mich zur Begrüßung. "Der Beste!", antworte ich. "Wo hast du den denn jetzt her?" "Hab ich geliehen. In mein Auto werden wir wohl eher keine Möbel reinkriegen." Soweit hatte ich gar nicht gedacht, aber gut, dass er es tut. Wir fahren aus Helsinki raus nach Vantaa, denn dort gibt es IKEA. Als wir den Laden betreten, fühle ich mich gleich ein bisschen wie in Deutschland. IKEA ist halt einfach Kult.

Da es Mittagszeit ist und dazu unter der Woche, haben wir Glück und es ist kaum was los. Samu wird auch von keinem Fan angesprochen. Wir schlendern also in Ruhe durch den Schlafzimmerbereich und suchen Bett und Kleiderschrank aus. Sofa, Tisch, Stühle, kleinere Schränkchen und Kleinkram wie Besteckt und Kissen finden wir auch noch. Nach zwei Stunden sind wir fertig und haben alles in den Transporter geräumt. Gut, dass ich so viele Ersparnisse hab und meine Eltern auch was beigesteuert haben, bevor ich nach Finnland gegangen bin.

Geschafft lassen wir uns auf die Sitze fallen. "Hat Sami dir eigentlich den Schlüssel gegeben?", fällt mir plötzlich ein. Wir kommen ja sonst gar nicht in die Wohnung. Er zieht ihn grinsend aus seiner Hosentasche und gibt ihn mir. Dann nimmt er wortlos sein Handy und ruft jemanden an: "In einer halben Stunde sind wir da... Ok... Bis gleich." "Mit wem hast du telefoniert?", will ich wissen. "Mit Riku. Er und Osmo helfen uns beim Ausladen und Möbel aufbauen." Ich freu mich richtig, dass er das so geplant hat und dass die Jungs mir helfen. "Danke.", sage ich und drücke ihm einen liebevollen Kuss auf die Lippen.

Er startet den Motor und wir treten die Reise zu meiner ersten eigenen Wohnung an. Als wir dort ankommen warten Riku und Osmo schon auf uns. Samu parkt direkt vor der Tür und öffnet die Ladefläche hinten, während ich die beiden begrüße. "Danke, dass ihr mir helft.", sage ich, als wir uns umarmen. "Ehrensache!", sagt Osmo und grinst mich schief an. "Na dann wollen wir mal" Riku reibt sich die Hände und legt sofort los. Ich gehe vorneweg um die Türen aufzuschließen. Bei der zweiten Runde trage ich die kleinen Sachen nach oben, während die Jungs die großen Pakete nehmen.

Eine halbe Stunde später ist alles oben und wir fangen an aufzubauen. Riku und Osmo kümmern sich um das Wohnzimmer. Samu und ich verschwinden im Schlafzimmer um Bett und Kleiderschrank aufzubauen. "Ihr wisst aber schon, dass da noch kein Bett drin steht, oder?", ruft Riku uns lachend hinterher. Osmo kann sich ein Lachen auch nicht verkneifen. Samu geht ein Stück zurück, so dass er die beiden sehen kann. "Seit wann braucht man dazu zwangsläufig ein Bett?" Alle drei lachen und ich guck Samu perplex an.

Er kommt auf mich zu, legt seine Hände auf meine Hüfte um mich zu sich zu ziehen und sagt: "Willkommen in deiner Wohnung, Süße." Danach küsst er mich so leidenschaftlich, dass meine Knie weich werden. "Danke, dass du mir hilfst. Ohne dich hätte ich das nicht geschafft." Dabei sehe ich ihm tief in die blauen Augen. "Ist doch klar!" Er gibt mir noch einen Kuss auf die Stirn und sagt dann grinsend: "Los jetzt! Bett aufbauen. Ich will die Nacht nicht auf dem Boden schlafen." "Ich dachte, wir schlafen bei dir?", frage ich verwundert. "Wir weihen natürlich gleich deine Wohnung ein. Ich hab am Wochenende keine Termine, da können wir was Schönes unternehmen." Das trifft sich gut, ich hab nämlich auch frei.

Wir machen uns also daran das Bett auf zubauen, was nicht lange dauert. "Ich hab gar nichts zu Essen da, wenn wir hier bleiben wollen.", fällt mir ein, als wir geschafft auf meinem neuen Bett liegen. "Ist ja nicht viel anders als bei mir.", grinst er. "Sonst geh doch einfach schnell was besorgen und ich kümmer mich mit den Jungs um den Rest."

Als ich ins Wohnzimmer gehe, ist da auch schon zu erkennen, dass es ein Wohnzimmer werden soll. "Ich geh kurz was einkaufen.", weihe ich auch die anderen ein und verschwinde durch die Tür. Nicht weit entfernt ist ein kleiner Supermarkt, in dem ich das Nötigste einkaufe. Ich beschließe, Bier für die Jungs mitzubringen und auf dem Heimweg bei der Pizzeria zu stoppen, die ich gesehen habe.

Zurück in meiner Wohnung sitzen drei geschaffte Jungs auf dem Sofa. Scheint, als wäre alles fertig. "Ich hab Pizza mitgebracht!", rufe ich zur Begrüßung. Ich höre Rufe der Zustimmung und verteile die Kartons. Dazu gebe ich jedem ein Bier. "Du bist super!", sagt Osmo. Sie scheinen sich über diese kleine Geste zu freuen.

Ich hebe meine Flasche um mit ihnen anzustoßen. "Danke für eure Hilfe heute!" Die Flaschen klirren und gierig machen wir uns alle über die Pizza her. Als es draußen schon langsam dunkel wird, verabschieden sich Osmo und Riku. Ich bedanke mich noch einmal und begleite sie zur Tür. "Ich geh kurz mit runter.", sagt Samu und bevor ich irgendwas sagen kann, zieht er die Tür auch schon hinter sich zu.

Ich zucke mit den Schultern und gehe ins Schlafzimmer um das Bett zu beziehen. Irgendwie komisch. Hier ist ja wirklich ausnahmslos alles neu. Als ich gerade fertig bin, klopft es an der Tür und vor mir steht ein grinsender Samu mit Tasche über der Schulter. "Ich bin doch perfekt vorbereitet um mit dir in deiner neuen Wohnung zu schlafen.", sagt er und deutet dabei auf deine Tasche. Ich muss lächeln. Der Mann ist unglaublich!

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