30) Bruder und Schwester?

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"Na klar, richtig gerne." Ich freue mich über sein Angebot. Er lächelt mich an.  "Aber... ähm... Also die Jungs wissen nichts von dir. Also dass ich dich fast angefahren hab und wir so viel miteinander unternommen haben... Ich hab halt immer gesagt, dass ich mit meiner Schwester unterwegs bin." Ich muss mir ein Lachen unterdrücken. "Alles klar, Bruder.", witzle ich. "Ich sag ihnen das auf jeden Fall noch, aber vielleicht noch nicht jetzt. Und auch weil Riku grad Stress mit seiner Frau hat, ist das vielleicht unangebracht..." "Mach dir mal keinen Kopf, ist doch alles ok.", mache ich ihm Mut.

Nach dem Frühstück räumen wir gemeinsam ab und er fährt mich nach Hause, damit ich mich duschen und umziehen kann. "Ich hol dich um 2 ab, ok?", sagt er mir bevor ich aussteige. "Klingt gut." Ich freue mich wirklich drauf. Zum Abschied beuge ich mich zu ihm um ihm einen Kuss zu geben. Er drückt meine Hand und ich steige aus. Bevor ich reingehe, drehe ich mich noch einmal um und winke.

Als ich die Tür gerade hinter mir geschlossen habe, steht Ella auch schon vor mir im Flur. "Na? Wie war's?", sie grinst mich an. "War gut.", sage ich nur. "Nur gut? So wie du grinst, war's nicht nur gut. Erzähl!" Ich schüttle lachend den Kopf. "Kannst du noch kurz warten? Ich würde wirklich gerne erst duschen." "Beeil dich, sonst platz ich noch vor Neugier.", sagt sie.

Im Eiltempo dusche und schminke ich mich und zieh mir frische Sachen an. "Elias ist mit den Mädchen im Garten, wir haben also Ruhe.", begrüßt sie mich, als ich die Küche betrete. Sie bereitet gerade das Mittagessen vor. Ich schnappe mir ebenfalls ein Brett und ein Messer und schneide den bereitliegenden Paprika klein.

Ich erzähle ihr also die ganze Geschichte. Vom Fußball, dem ersten Kuss und dass ich dachte, er will nichts mehr von mir wissen. Ihre Augen leuchten wie die eines kleinen Kindes an Heilig Abend. Sie unterbricht mich nicht einmal, sondern hört gespannt zu. Als ich dann bei der Einladung von heute früh ins Tonstudio angekommen bin, sagt sie: "Oh man, das ist sooooo süß. Ich bin grade ein bisschen neidisch." Ich kann mir ein Lächeln nicht unterdrücken und merke, wie ich rot werde. "Und die Nacht? Lief was?" Sie sieht mich interessiert an und erwartet aufgeregt meine Antwort. Ich bin, ehrlich gesagt, etwas verdattert über diese Frage von ihr. "Nein, Quatsch, wir haben nur geschlafen." "Sicher?", ihr Blick wird herausfordernder. "Ja, wirklich.", versichere ich ihr und jetzt müssen wir beide lachen.

Ich will das eigentlich so schnell auch noch gar nicht. Daran hab ich bis jetzt auch nicht gedacht. Mein erstes Mal hatte ich damals mit meinem Ex-Freund, das war also eh vorbei. Aber trotzdem finde ich, dass es immer was Besonderes sein sollte. Aber das würde es mit Samu bestimmt... Ich merke die Hitze in meinem Kopf bei diesem Gedanken und muss schmunzeln.

Dann ist das Essen endlich fertig. Durch das Küchenfenster hat man Sicht auf den kompletten Garten. Ella ruft den Rest der Familie rein und sofort ist die Küche mit Leben gefüllt. Wir unterhalten uns und die Stimmung ist ausgelassen. Nach dem Essen bleiben wir noch eine Weile sitzen und spielen "Mensch ärgere dich nicht". Ronja und ich bilden ein Team, da wir ja zu fünft sind. Die Zeit vergeht rasend schnell und geschockt stelle ich fest, dass es bereits kurz nach 2 ist, als ich auf die Uhr schaue.

Ich verabschiede mich, renne schnell nochmal in mein Zimmer um meine Tasche zu holen und bin dann auch schon verschwunden. Vor der Tür wartet Samu bereits. Im Eiltempo renne ich zum Auto und lasse mich neben ihn auf den Sitz plumsen. "Sorry, dass ich so spät bin. Wir haben noch gegessen und Mensch ärgere dich nicht gespielt und... " "Anni, ist ok. Alles gut.", unterbricht er meinen Redefluss beruhigend und lacht dabei. "Krieg ich erstmal 'nen Kuss?" Er beugt sich zu mir rüber und drückt seine Lippen auf meine. Daran muss ich mich irgendwie erst noch gewöhnen. Er ist jetzt mein Freund. Wow, klingt gut: MEIN Freund.

Er fährt los. Das Radio läuft und wir singen ausgelassen mit. Nach einer etwa halbstündigen Fahrt kommen wir an einem sehr modernen Gebäude an. Er parkt das Auto, wir steigen aus und betreten das Tonstudio. Die Blicke der anderen Musiker sind auf uns gerichtet, als wir den Raum betreten. Wir scheinen die letzten zu sein. "Hey, Leute. Ich hab heut mal Besuch mitgebracht..."

Finnisch für AnfängerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt