83) Planänderung

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Ich weiß nicht wirklich worauf er hinaus will, wir hatten eigentlich auch schon mal darüber gesprochen. "Es hat sich eigentlich nichts geändert. Ich hatte meiner Familie versprochen nach Deutschland zu kommen... wenigstens über die Feiertage und Silvester." Ich hatte eigentlich gehofft, dass Samu und ich diese Tage gemeinsam verbringen könnten. Da aber für die Band auch in dieser Zeit Termine anstehen, geht das leider nicht. "Hm", er kaut noch herunter, bevor er mir antwortet, "ich würde so gern mit dir zusammen sein. Du weißt aber, dass ich nicht weg kann. Ich hätte da einen Vorschlag. Denk einfach in Ruhe darüber nach. Also wir haben heut im Studio hauptsächlich über die Planung der Tour zum neuen Album gesprochen. Mein Wunsch war, die Release-Party in der Nähe deiner Heimat zu feiern. Ich möchte gerne deine Familie dazu einladen, um sie kennen zu lernen und da haben sie eben nicht so einen weiten Weg." Wie süß ist das denn bitte?! Ich finde das so eine schöne Idee von ihm! "Mikko konnte auch wirklich eine Location finden und hat einen Termin für Ende Februar ausgemacht. Vorher oder anschließend könnte ich sicher auch noch ein paar Tage mit dir in Deutschland bleiben. Damit ich jetzt über Weihnachten nicht auf dich verzichten muss, wollte ich dich fragen, ob du es noch etwas länger ohne deine Familie aushältst." "Wie meinst du das?"

"Vielleicht möchtest du Weihnachten mit mir und meiner Familie feiern und kannst mich zur Silvester-Gala begleiten, bei der wir einen Auftritt haben...? Im Gegenzug dazu, würden wir deinen Geburtstag dann mit deiner Familie in Deutschland verbringen und das mit der Release-Party verbinden." Er wirkt unsicher, wie ich nun reagiere. "Und deine Mutter hätte auch nichts dagegen, wenn ich bei euch dabei bin?", frage ich nach. "Sie fragt ständig nach dir und wann wir sie wieder besuchen würden. Sie würde sich sehr freuen, wenn wir Weihnachten gemeinsam verbringen. Da bin ich mir sicher."

Er hat sich echt Gedanken gemacht. So müssten wir auch nicht aufeinander verzichten. Weder über die Feiertage noch wegen dem Album-Release. Allerdings hatte ich mich schon auf meine Familie und vor allem Rebecca gefreut. Besonders meine Mutter wäre wohl sehr traurig, wenn ich das jetzt absagen würde. "Lass mich erst mit meiner Familie drüber sprechen. Aber das hört sich schon mal sehr gut an.", antworte ich ihm. Sein Mund verformt sich zu einem Lächeln. "Ich möchte dich nicht zwingen, entscheide bitte so, wie du es für richtig hältst, ok?"

"Ich möchte mit dir zusammen sein, Samu. Nichts anderes." Er greift nach meiner Hand und drückt sie sanft. "So, und wie soll das so ablaufen diese Party?", wechsle ich das Thema. "Also... wir haben entschieden, das Ganze in kleinem Rahmen zu halten. Es wird ein Club-Konzert und in etwa 150 Karten zu kaufen geben. Wir spielen dort die neuen Songs und mit Sicherheit auch 1, 2 Klassiker." Er grinst. "Im Anschluss gibt es eine Autogrammstunde und eine Aftershowparty für die Fans. Mal sehen, ob wir dort dabei sein werden. Das wird Mikko noch entscheiden. Journalisten und Fotografen werden da natürlich auch anwesend sein."

"Das wäre ja dann sozusagen unser erster offizieller Auftritt... als Paar?", frage ich zögerlich nach. Irgendwann musste ja auch das soweit sein. Aber wenn ich dran denke, wird mir schon etwas anders. "Naja...nicht ganz.", er wirkt sehr unsicher und spricht leiser und undeutlicher. "Falls du Silvester mit mir verbringen solltest... dann würde ich dich zu der Gala gerne... als meine offizielle Begleitung mitnehmen."

Das wären dann ja nur noch knapp fünf Wochen bis dahin. "Gala heißt mit rotem Teppich und Fotografen und so?" Er nickt nur stumm, da er sich grad einen Löffel Pasta in den Mund geschoben hat. Ab dann gäbe es quasi auch ein Gesicht zu Samus Freundin. Mein Gesicht. Bisher gab es tatsächlich auch noch keine schlechte Resonanz auf das offenbarende Interview von letzter Woche. Mir kann auch noch nichts passieren. Niemand weiß, dass ich es bin. Aber sollten die ersten Fotos auftauchen, dann wird es nicht lange dauern, bis die ersten Fans vielleicht sogar meinen Instagram-Account oder so etwas finden. Aber auch da muss ich jetzt einfach durch. Vielleicht wird es ja auch ganz cool ein klein wenig Aufmerksamkeit zu bekommen. Bei dem Gedanken muss ich grinsen.

"Ich ruf dann gleich noch meine Eltern an und bespreche das mit ihnen." Sein Gesichtsausdruck erhellt sich deutlich: "Ich würde mich so freuen."

Nach dem Essen verschwinde ich mit meinem Handy ins Schlafzimmer. Dort lege ich mich bäuchlings auf das Bett und wähle die Nummer von Zuhause. Nachdem das Freizeichen mehrmals ertönt ist, nimmt meine Mutter ab. "Hallo Mama.", begrüße ich sie. "Anni, wie geht es dir, alles gut? Ich dachte, wir waren morgen zum Telefonieren verabredet? Papa ist jetzt noch gar nicht da." "Das ist nicht so schlimm. Ich wollte eigentlich nur kurz was mit dir besprechen." Ich erzähle ihr Samus Plan und dass wir sie gemeinsam im Februar besuchen würden. Das Konzert zum neuen Album verschweige ich allerdings erstmal noch.

"Ach, Mensch, das ist aber schade. Aber ich kann dich verstehen, mein Schatz. Mach, wie du es für richtig hältst. Ich freue mich auf jeden Fall dich im Februar zu sehen und deinen Samu kennenzulernen." "Danke, Mama! Ich melde mich wieder. Grüße Papa und alle anderen. Ich hab dich lieb." "Ich dich auch."

Als wir das Gespräch beendet haben, gehe ich zurück ins Wohnzimmer, wo Samu entspannt auf dem Sofa sitzt und fern sieht. Er nimmt seine Beine ein Stück zur Seite, damit ich mich setzen kann. "Und?", fragt er erwartungsvoll. "Ich hab ein Problem." Er sieht mich an und ich sehe ein bisschen Panik in seinen Augen. "Ich hab nichts zum Anziehen für diese Gala.", grinse ich. Er zieht mich in seine Arme und küsst mich stürmisch. "Wenn es sein muss, nehme ich dich auch nackt mit. Obwohl... so schlecht ist die Idee gar nicht." "Hättest du wohl gerne." Ich stecke ihm die Zunge raus und lehne mich an seine Brust.

Wir sitzen eine Weile so da und schauen den Film, den Samu eingeschalten hat. "Ich freu mich schon drauf, ehrlich. Das wird richtig schön.", unterbricht er irgendwann unser Schweigen. Ich lege meinen Kopf so in den Nacken, dass ich ihn ansehen und küssen kann. "Ich mich auch."

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