57) Ein neuer Job

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Ich fühl mich wieder richtig gut, nachdem das alles geklärt ist und bin mehr als froh, dass es nur ein riesen Missverständnis war. Ich wüsste nicht, was ich gemacht hätte, wenn Samu mich wirklich betrogen hätte. Alleine die Vorstellung ohne ihn sein zu müssen... Alles ist zum Glück geklärt und wie vorher - nur dass ich jetzt keinen Job mehr hab.

Während Samu kocht, schreibe ich Lennja, meinen Eltern und Rebecca eine Nachricht, dass alles o.k. ist und ich mich bald bei ihnen melde. Ich weiß bis jetzt nicht, wie ich ihnen erklären soll, was die letzten Tage hier los war.

Ich stehe auf um mich im Bad etwas frisch zu machen. Als ich mich im Spiegel sehe, erkenne ich mich kaum wieder. Ich sehe total verheult aus. So will ich Samu nicht noch einmal unter die Augen treten. Aus dem Regal nehme ich einen Waschlappen und halte ihn unter das kalte Wasser. Danach setze ich mich auf den Wannenrand und lege ihn mir ins Gesicht. Ein paar Minuten später sehe ich schon viel besser aus. Ich kämme noch meine Haare und decke ein paar Flecken mit Concealer ab, dann gehe ich zu Samu in die Küche.

"Hier riecht's aber gut. Was gibt's denn?" Ich schlinge meine Arme von hinten um ihn und versuche an ihm vorbei in die Töpfe zu gucken. "Was denkst du denn?", fragt er grinsend und hält mir einen Löffel unter die Nase. Ich öffne den Mund und er steckt ihn mir hinein.

"Pasta Lachs Curry a la Samu... richtig lecker!" Was sollte es auch sonst geben, wenn Samu kocht? Ich muss grinsen. "Kommst genau richtig, das Essen ist gerade fertig." Lächelnd drückt er mir einen Kuss auf die Stirn. Was bin ich froh, dass er nicht nachtragend ist!

Ich decke den Tisch, während Samu das Essen auf den Tellern verteilt. Dann setzen wir uns und beginnen schweigend.

Diese Ruhe macht mich irgenwie fertig, da Samu sonst immer - wirklich immer - am reden ist. Ich lege meine Gabel hin. "Samu, es tut mir leid, dass ich vorhin gesagt habe, dass du mich nur ins Bett kriegen wolltest. Das kam so aus dem Affekt. Ich hab das nicht so gemeint." Das liegt mir gerade wirklich schwer im Magen, dass ich ihm das an den Kopf geknallt hab. Er soll nicht denken, dass ich so von ihm denke.

"Ich kann das ja irgendwie verstehen..." Diese Aussage verwundert mich jetzt. "Mit diesem Klischee muss man als Musiker leben. Jede Frau, die nicht bei drei auf dem Baum ist, landet im Hotelzimmer. Klar, diese Zeiten gab es bei mir und den anderen Jungs auch - also jetzt nicht ganz so extrem. Aber wir waren jung, ungebunden und wollten unseren Spaß haben. Aber das ist vorbei. Das befriedigt mich nicht mehr. Ich möchte eine ernsthafte Beziehung. Die habe ich jetzt und ich werde alles dafür tun, dass das so bleibt."

Wow! Ich freue mich, dass Samu so über unsere Beziehung denkt. Ich tue es nämlich auch. Er nimmt meine Hand und sieht mir in die Augen. "Vertrau mir." "Ich vertraue dir. Wirklich." Wir sind beide erleichtert, dass das geklärt ist und widmen uns wieder der Pasta.

"Alles ok? Irgendwas hast du doch noch.", sagt er, als sein Teller leer ist. "Ich weiß nicht, wie ich die Wohnung bezahlen soll. Ich hab keinen Job mehr.", sage ich leise. "Was? Wieso das denn nicht?", fragt er überrascht. "Mein Chef meinte, er kann sich so viele Mitarbeiter zur Zeit nicht mehr leisten. Was mach ich denn jetzt?" Ich bin wirklich verzweifelt.

"Zieh einfach zu mir.", schlägt er vor. Das überrascht mich. "Samu, dazu ist es viel zu früh, meinst du nicht? Ich glaube nicht, dass das gut geht, wenn wir uns den ganzen Tag auf der Pelle hängen." Trotzdem finde ich sein Angebot schön und es zeigt mir wieder, wie wichtig ich ihm bin. "Du hast Recht...  Dann bezahl ich solange die Miete. Ist kein Problem." "Damit würde ich mich ja wieder von jemandem abhängig machen. Außerdem möchte ich nicht, dass du dein Geld für mich ausgibst. Du arbeitest hart genug dafür."

"Aber ich mach das gerne!", versichert er mir. "Ich weiß und ich bin dir unendlich dankbar dafür. Aber ich möchte endlich auf eigenen Beinen stehen. Ich muss so schnell wie möglich einen neuen Job finden."

Er nickt, gleichzeitig scheint er aber auch nachzudenken. "Ich weiß, ich hab dir das schon mal vorgeschlagen... Aber willst du nicht morgen Abend mit mir und den Jungs zu den restlichen Terminen fahren? Wir können ein 'Mädchen für alles' noch gut gebrauchen." "Samu...", unterbreche ich ihn.

"Nee, lass mich erstmal ausreden. Für uns beide wäre das doch auch super. Wir hätten gemeinsame Tage und ich vermeide, dass noch einmal so eine Situation wie die letzten Tage entsteht. Es ist ja auch nur solange, bis du was anderes gefunden hast. Es sei denn, du willst das dann weiter machen - umso besser. Du könntest deine Wohnung dann bezahlen und bist von keinem abhängig. Außerdem würden wir uns sonst wieder eine Woche lang nicht sehen."

Eigentlich hat er ja Recht, was soll denn schief gehen? Mit den Jungs ist immer alles lustig und ich hätte Samu bei mir. Trotzdem zögere ich kurz. "Ja... ja, eigentlich ist das eine gute Idee. Danke.", sage ich ihm dann zu. Ein breites Lächeln erscheint in seinem Gesicht. Er steht von seinem Stuhl auf, kommt auf mich zu und nimmt mein Gesicht in seine großen warmen Hände, um mich dann lange und mit aller Hingabe zu küssen. Ich freue mich auf die nächsten Tage!

Gemeinsam räumen wir den Tisch ab. "Aber eins sollte ich dir vielleicht noch sagen...", setzt Samu an. Neugierig sehe ich zu ihm hoch. "Mikko hat Vivi für die nächsten Termine engagiert. Sie wird also überall dabei sein."

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Bin ich eigentlich die einzige, die immer wenn man zum Speichern auf 'Save' klickt, an Sunrise AVEnue denkt? :D

Danke für's Lesen und die lieben Kommentare und Votes! Ich freue mich immer wieder <3

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