49) Ich hab dich lieb!

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Die beiden sind mir auf Anhieb sympathisch und ich fühle mich wohl. "Ihr könnt euch gleich an den Tisch setzen. Essen ist fertig.", ruft Samus Mutter aus der Küche, als Samu sich gerade neben seinen Bruder auf das Sofa fallen lassen will. Als er an mir vorbei Richtung Esstisch geht, zwinkert er mir aufmunternd zu, drückt mir einen kurzen Kuss auf die Stirn und zieht mich an der Hand hinter sich her.

Ich setze mich neben Samu. Santtu holt eine Flasche Wein aus dem Schrank hinter ihm. Er bietet ihn mir an und ich nicke zustimmend. Als er Samus Glas füllen will, kommt Frau Haber gerade mit einer Schüssel Gemüse um sie auf den Tisch zu stellen und ermahnt ihren jüngeren Sohn: "Mach doch nicht so voll. Er muss noch fahren." Die beiden lachen. In dem Moment kommen sie mir wie zwei kleine Jungs vor, die alles, was sie gesagt bekommen, nicht ernst nehmen und machen, was sie wollen. Bei dem Gedanken huscht mir unweigerlich ein Schmunzeln über's Gesicht. 

"Mama, ich bin alt genug.", lacht Samu in ihre Richtung. "Trotzdem. Muss doch nicht sein. Kannst ruhig mal auf mich hören." Sie scheint etwas gekränkt. "Ich hab dich lieb.", sagt er um sie wieder zu beruhigen. Es klingt sehr ehrlich und in mir steigt ein Gefühl auf, das ich nicht beschreiben kann. Unter den dreien herrscht eine wunderschöne Wärme. Sie legt ihren Kopf schräg und ein stolzes Lächeln schleicht sich in ihr Gesicht. Die beiden sind ihr aber auch wirklich gut gelungen!

Es gibt natürlich wieder Fisch - bloß gut, dass ich das mittlerweile esse; bis ich 16 war, hab ich es gehasst - mit Kartoffeln und Gemüse. Schmeckt so gut wie es riecht. Beim Essen unterhalten wir uns ungezwungen. Santtu und Mama Haber stellen mir einige Fragen, womit ich aber gerechnet habe. Ab und zu werfen sich Samu und Santtu spitze Kommentare zu. Schon lustig, wenn man bedenkt, dass die beiden nicht mehr 13 sind.

Pappensatt verabschieden sich die beiden Jungs zum Rauchen. "Ist doch ok, oder?", sagt Samu leise zu mir, als sein Bruder schon im Flur verschwunden ist. "Na klar.", zwinker ich ihm zu und trage ein paar Teller in die Küche um Frau Haber zu helfen. 

Als alles aufgeräumt ist, setzen wir uns mit unseren Gläsern auf's Sofa. Sie hält ihrs hoch und ich stoße an. "Schön dich kennenzulernen.", sagt sie liebevoll. "Finde ich auch. Danke für das leckere Essen." Meinen letzten Satz winkt sie mit einer Handbewegung ab. "Ich freu mich für dich und Samu. Er ist viel fröhlicher, seit ihr euch kennt. Eigentlich war er ja Schon immer ein offener, humorvoller Junge, aber durch den ganzen Stress, den er hat..." Ich bin überrascht, das innerhalb von wenigen Tagen schon wieder zu hören. Suzanna hatte etwas ähnliches ja auch erst erwähnt. Ich freue mich sehr darüber, gleichzeitig spüre ich aber auch, wie mir die Röte ins Gesicht steigt.

Wir unterhalten uns noch etwas weiter über die verschiedensten Sachen bis die Jungs wieder reinkommen. Samu setzt sich nah neben mich und legt einen Arm um meine Hüfte. Als er mir einen Kuss auf die Schläfe gibt, rieche ich den Rauch in seinem Atem. Ich finde es aber keinesfalls unangenehm. Santtu nimmt neben seiner Mutter Platz. 

Ich fühle mich hier willkommen und es ist auch nicht wie unser erstes Treffen, was es ja ist, sondern eher so, als wenn wir uns schon Ewigkeiten kennen würden. Kurz vor 10 möchte Samu dann aber langsam nach Hause. Morgen muss er ja auch zeitig raus. 

Zum Abschied bekomme ich von Santtu wieder ein Küsschen und Samus Mama nimmt mich diesmal herzlich in die Arme. "Kommt bald mal wieder!", ruft sie uns auf dem Weg zum Auto hinterher. Sie winkt noch, als wir losfahren.

"Und?", fragt er mich erwartungsvoll. "Du hattest Recht.", muss ich ihm grinsend zugestehen. Auch er kann sich ein Lachen nicht verkneifen. "Ich freu mich, dass ihr euch so gut versteht.", sagt er jetzt aber wieder ernst und streichelt mir kurz über den Oberschenkel. Ich lege eine Hand auf seinen Arm und streiche zärtlich über die Haare. Ich merke, wie sich bei ihm eine Gänsehaut ausbreitet.

Wir fahren durch die dunkle Landschaft Finnlands. Ein leichter Nieselregen hat eingesetzt. Ich genieße es richtig. Samu summt die Lieder aus dem Radio leise mit und trommelt den Rhythmus auf dem Lenkrad. Wenn ich mir überlege, dass er morgen wegfährt, sträubt sich alles in mir dagegen. Ich will ihn nicht gehen lassen!

Bei mir angekommen steigen wir aus und er breitet seine Jacke über unseren Köpfen aus, damit wir nicht nass werden, da der Regen mittlerweile stärker geworden ist.

Oben verschwindet er direkt ins Schlafzimmer und ich ins Bad - wie immer, bevor wir ins Bett gehen. Ich schminke mich ab, kämme mir die Haare und ziehe mich um. Als ich nach Samus Tshirt greife, das ich immer zum schlafen anhab, zögere ich kurz. Dann fasse ich einen Entschluss. Ich lege es wieder bei Seite und gehe in Unterwäsche Richtung Schlafzimmer, wo ich mich gegen den Türrahmen lehne und in intensiv ansehe...

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Naaa? Wie geht's wohl im nächsten Kapitel weiter? ;)

Finnisch für AnfängerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt