85) Weihnachtsfrühstück

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Am nächsten Morgen geht mein erster Blick zum Fenster. Es schneit und die Sonne scheint. Schöneres Wetter gibt es doch für einen ersten Weihnachtsfeiertag gar nicht. Samu schläft noch. Er liegt eng an meinen Rücken gekuschelt und umklammert meinen Bauch.

Ich fühle mich einfach nur glücklich und als ob unsere Beziehung das nächste 'Level' erreicht hätte. Wir werden zusammen ziehen! Das macht das zwischen uns ernster und es fühlt sich richtig gut an. Mit ihm kann ich mir das vorstellen. Ein gemeinsamer Haushalt, ich kann jeden Abend auf ihn warten und wir müssen nicht von einer Wohnung in die andere tingeln. Ich kann es kaum erwarten!

Wohlig brummend wird Samu langsam wach. "Guten Morgen, Süße.", säuselt er mir ins Ohr. "Hast du gut geschlafen?" Er gibt mir viele kleine Küsse auf meinen Hals. Vorsichtig drehe ich mich in dem schmalen Bett, sodass ich ihn ansehen kann. "Ja, du auch?" "Neben dir schlafe ich immer gut." Er beginnt mich liebevoll zu küssen. "Weißt du eigentlich, dass du die erste Frau bist, die in diesem Bett geschlafen hat?", murmelt er zwischen zwei Küssen. "Echt jetzt? Du hattest nie 'ne Freundin hier?" Er lacht: "Meine Mutter kennt da keinen Spaß. Weder für mich noch für meine Geschwister. Bei Santtu war sie besonders streng. Der hat seine Freundinnen aber auch wie die Unterhosen gewechselt."

Das kann ich mir bei Eve gut vorstellen, wenn es um ihre Kinder geht, ist sie eine echte Glucke. Ich muss grinsen. "Und du bist auch die Erste, mit der ich das in diesem Bett mache." Schwungvoll dreht er mich auf den Rücken, sodass er auf mir sitzen kann. Er küsst sich von meinem Mund über meinen Hals bis hin zu meiner Brust. "Samu, was ist, wenn jemand rein kommt?" Er unterbricht sein Tun und rutscht wieder zu mir hoch. "Es schlafen noch alle, mach dir keine Sorgen." Schelmisch grinst er mich an und entledigt mich mit geübtem Griff von meinem Slip.  Ich tue es ihm gleich und dieser Tag beginnt mit der schönsten Nebensache der Welt.

Geschafft lässt er sich anschließend auf mich sinken. Wir genießen uns noch eine Weile, wobei ich ihm mit den Händen immer wieder durch die blonden Haare fahre. Das fühlt sich so gut an. "Wie geht es jetzt eigentlich weiter?", frage ich ihn verträumt. Etwas irritiert antwortet Samu: "Naja wir gehen dann frühstücken, danach wollte ich eigentlich wieder nach Hause fahren..." "Das meine ich nicht.", unterbreche ich ihn lachend. "Ich meinte eher wegen dem Zusammenziehen und so."

Er dreht sich so, dass er mich ansehen kann und malt kleine Kreise mit dem Finger auf meiner Haut. "Am liebsten sofort. Lass uns das doch auch einfach so machen. Du packst deine Sachen und kommst einfach zu mir." "Und meine Wohnung?" So einfach, wie er sich das vorstellt, sehe ich es nicht. "Ich hab vorher - nur für den Fall, dass du ja sagst - schon mal vorsichtig bei Suzanna angefragt, ob sie sich darum kümmern würde. Sie meinte, es wäre kein Problem, sie auch gleich mit Möbeln weiter zu vermieten."

"Mit wem hast du denn noch drüber geredet? Es wussten wohl alle außer mir?", ziehe ich ihn auf. Abwehrend hebt er die Hände. "Es war nur Suzanna, ich schwör's." Lachend gebe ich ihm einen Kuss auf die Nase. "Komm, wir gehen duschen." Ich schwinge mich aus dem Bett und freue mich auf den Tag. Heute Abend steigt noch die Weihnachtsfeier der Band, von der ich schon viele Geschichten gehört habe. Die Jungs machen das jedes Jahr. Samu freut sich schon seit Wochen drauf.

"Lass uns noch ein paar Minuten liegen bleiben. Komm schon.", versucht er mich zurück ins Bett zu kriegen. "Kannst du ja, aber ich gehe jetzt ins Bad, mein Schatz." Ich schnappe mir saubere Sachen und die Waschtasche, die ich mir zurecht gemacht habe, aus der kleinen Reisetasche und flöte noch ein fröhliches "bis dann" in Samus Richtung, bevor ich den Raum verlasse.

Das heiße Wasser der Dusche genieße ich richtig, bevor ich anschließend im kalten Bad stehe und mich abtrockne. Zum Feiertag kann man sich ruhig mal ein bisschen zurecht machen. Ein dezentes Make Up reicht aber völlig aus. Zähne putzen, Haare kämmen und schon bin ich fertig. Im ganzen Haus riecht es nach Kaffee. Eve ist bestimmt schon in der Küche und bereitet das Frühstück vor. Und tatsächlich steht sie vor dem offenen Kühlschrank und sucht alles zusammen, was wir brauchen.

"Guten Morgen. Kann ich dir gleich was helfen?", begrüße ich sie. "Guten Morgen, Anni. Hast du gut geschlafen?" "Oh ja und wie." "Samu schläft wohl noch?", fragt sie wissend. "Er war schon immer ein Langschläfer und ganz schwer aus dem Bett zu kriegen. Santtu und Sanna genauso. Das haben sie nicht von mir geerbt.", lacht sie.

"Anni, kannst du mir Zöpfe machen?" Die kleine Thea unterbricht unser Gespräch, als sie plötzlich im Türrahmen steht und mit ihrer Haarbürste wedelt. "Na du bist ja auch schon wach. Ich wollte deiner Oma eigentlich grad beim Tisch decken helfen." "Mach der kleinen Prinzessin ruhig die Haare, ich schaffe den Rest schon alleine." Thea wird hier von allen abgöttisch geliebt Das ist so schön anzusehen. Samu wäre mit Sicherheit auch ein wunderbarer Vater, so toll wie er mit ihr umgeht. "Ist Pfefferminztee für dich in Ordnung? Samu meinte, du magst keinen Kaffee?" Hab ich schon mal erwähnt, dass ich den aufmerksamsten und tollsten Freund habe, den man sich nur wünschen kann?

Ich folge Thea ins Badezimmer, wo sie sich auf den Toilettendeckel setzt und sich die Haare von mir kämmen lässt. Ihre blonden Wellen reichen ihr schon bis zur Taille. "Wie viele Zöpfe möchtest du denn?", frage ich sie. "So viele." Dabei hält sie die Hände hoch und zeigt mir sieben Finger. Ich wollte eher auf ein oder zwei hinaus. Ich lache: "Reichen zwei auch?" "Na ok. Aber da nehmen wir meine aaaaaaallerschönsten Haargummis." Sie sucht in dem kleinen Täschchen mit ihren Haarspangen nach den zwei schönsten Stücken und reicht sie mir. Als wir fertig sind, hebe ich sie hoch, damit sie sich im Spiegel über dem Waschbecken sehen kann. Sie ist zufrieden mit meinem Werk.

"Hast du denn schon deine Zähne geputzt?" Ich nehme an, dass sie alleine aufgestanden ist. Von Suzanna ist weit und breit nichts zu sehen. Nach kurzer Diskussion lässt sie sich überreden und putzt sich die Zähne.

Als dann endlich alle aufgestanden sind, sitzen wir gemütlich zusammen am Frühstückstisch. "Wer hat dir denn eigentlich die Haare so schön gemacht?", fragt Sanna ihre Tochter, obwohl sie sich die Antwort schon denken kann. "Anni kann das soooo gut, Mama. Guck mal!" Sie versucht ihren Kopf zu drehen, sodass man die Frisur von hinten sehen kann, was nur mittelmäßig auf dem Stuhl klappt. "Jaja, früh übt sich...", sagt Sanna in die Richtung von Samu. "Nicht schon wieder dieses Thema." Eve grinst amüsiert.  Dieses Gespräch scheint öfter zwischen ihren Kindern statt zu finden. "Na immerhin bist du der Älteste von uns Dreien. Du musst mal langsam nachlegen. Ich hab mein Soll erstmal erfüllt." Sie ärgern sich gegenseitig wie Teenager und ein Wort ergibt das nächste. "Jetzt lass uns doch erstmal zusammen ziehen.", beendet Samu schließlich das Wortgefecht.

"Ihr wollt zusammen ziehen? Na wunderbar, ich freue mich für euch. So machst du's recht, mein Kind." Eve freut sich sehr über diese Nachricht und auch von Sanna und Santtu erhalten wir Glückwünsche. Ich bezweifle, Samus entschuldigendem Gesichtsausdruck zufolge, dass dieses 'Outing' gerade geplant war. Aber warum sollten sie es denn nicht wissen? Um ihm zu signalisieren, dass alles gut ist, suche ich nach seiner Hand unter dem Tisch und streichle darüber.

Den Vormittag verbringen wir noch in Samus Elternhaus bevor wir am Mittag nach Hause aufbrechen. In unser gemeinsames Zuhause. Ab jetzt.


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