27) Schmetterlinge und Nudeln

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"Ach, was ich dir noch erzählen muss..." Gespannt guckt er mich an. "Lennja hat mir gestern Abend eine Konzertkarte geschenkt." "Na das ist doch schön. Wo geht's denn hin?", fragend sieht er mich an, weil er scheinbar nicht begreift, was das mit ihm zu tun hat. "Dienstagabend - Sunrise Avenue."

"Lennja ist die Freundin, die ihre Wohnung mit unseren Gesichtern tapeziert hat?", fragt er um sich zu vergewissern. Dabei unterdrückt er ein Lachen. "Man, Samu, das ist ernst.", auch ich muss jetzt lachen und kneife ihn in den Oberschenkel. "Naja, ich würde mich drüber freuen, wenn du da wärst." Mit seinem Daumen streichelt er über mein Knie. Mittlerweile weiß ich auch nicht mehr so genau, wo mein Problem liegt. Das zwischen Samu und mir ist doch jetzt geklärt. Also sagte ich nur: "Du hast ja Recht." Dabei lächeln wir uns an. Ich lege meinen Kopf an seine Schulter und quetsche mich neben ihn. Meine Beine liegen jetzt neben seinen und seine Hand ist von meinem Knie auf meinen Rücken gewander, wo sie mich streichelt.

Das Nächste, was ich mitkrieg, ist das Klingeln von Samus Handy. Ich muss irgendwie eingeschlafen sein. Als wir mit dem Frühstück fertig waren, war es ja auch nicht mal um 9. Ich merke, wie er in seiner Hosentasche nach dem Handy kramt. Erst als er rangeht, sehe ich ihn an und er merkt, dass ich wieder wach bin. Er sieht mich ebenfalls an und zwinkert mir zu. Während er telefoniert, bleiben wir so liegen. Ich verstehe nicht alles, es scheint aber um einen Termin zu gehen. Ich hoffe, dass er jetzt nicht weg muss.

Als er auflegt frage ich ihn: "Termine?" Er nickt und sagt: "Aber erst am Dienstag." Dabei drückt er mich näher an sich. Ich bin erleichtert und kuschel mich wieder an seine warme Brust. Draußen regnet es mittlerweile sehr stark. Die CD verklingt auch gerade. Kurz darauf fragt mich Samu: "Lust auf 'nen Film?" "Warum nicht?" Nur widerwillig lasse ich ihn aufstehen, damit er den Fernseher anmachen kann.

Ich weiß gar nicht genau, was wir da sehen. Irgendeinen Actionstreifen. Eigentlich ist mir das aber auch egal. Gerade ist mir nur gemeinsame Zeit wichtig. Ich hab mich in die Ecke des Sofas gesetzt, damit ich nicht wieder einschlafe, wenn ich liege. Er liegt neben mir mit seinem Kopf auf meinen Beinen. Mit den Fingern streichle ich ihm durch die blonden Haare. Das scheint er sichtbar zu genießen. Immer wieder schließt er die Augen.

Ich fühle mich richtig wohl. So könnte es immer sein. Nur bin ich mir wirklich unsicher, was das nun zu bedeuten hat. Sind wir zusammen? Und wenn ja, hat das Ganze überhaupt eine Chance? Ich meine, er reist durch die Weltgeschichte, hat haufenweise Fans, die sich ihm an den Hals werfen und ich weiß nicht einmal, wie lange ich in Finnland bleiben werde... Ich versuche diese negativen Gedanken irgendwie aus meinem Kopf zu kriegen und den Moment zu genießen. Später können wir das immer noch klären.

Die Kirchturmglocken leuten und sagen uns damit, dass es bereits 12 ist. Als ob das das Zeichen gewesen wäre, knurrt mein Magen. "Samu dreht sich Zu mir um. "Was denn? Schon wieder Hunger?" Ich verziehe den Mund zu einem schiefen Grinsen und sage: "Ein bisschen." "Ich auch.", lacht er. "Soll ich uns was bestellen oder wollen wir einkaufen fahren und selber kochen? In meinem Kühlschrank herrscht gähnende Leere." "War das eine ernsthaft gemeinte Frage?", ich lege den Kopf schief und sehe ihn gespielt ernst an. Sofort greift er lachend nach seinem Handy. "Was hälst du von Chinesisch?" "Klingt gut." Er wählt eine Nummer und bestellt zwei Portionen Nudeln.

Finnisch für AnfängerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt